oxfamBerlin. - Arbeiterinnen und Arbeiter auf Teeplantagen in Indien leiden unter Hungerlöhnen und katastrophalen Arbeitsbedingungen. Davon profitieren deutsche Supermärkte und Teeunternehmen, die gut 86 Prozent des Verbraucherpreises für Tee bekommen, während nur 1,4 Prozent für die ArbeiterInnen in Indien übrigbleibt. Das zeigt die neue Oxfam-Studie "Schwarzer Tee, weiße Weste". Oxfam und die Initiative Lieferkettengesetz fordern von der Bundesregierung ein Gesetz, das deutsche Unternehmen zur Verantwortung zieht, die Menschenrechtsverletzungen in ihren Lieferketten in Kauf nehmen.

Für die Studie wurden 510 ArbeiterInnen auf 50 Plantagen in Assam befragt. Die Ergebnisse sind erschreckend: 56 Prozent der Befragten haben nicht ausreichend zu essen, mehr als ein Viertel nimmt pro Tag weniger als 1.800 Kilokalorien zu sich und leidet damit Hunger.

Auf der anderen Seite der Lieferkette profitieren deutsche Teeunternehmen wie die Ostfriesische Teegesellschaft (OTG) und Teekanne sowie die deutschen Supermärkte wie Aldi, Edeka, Lidl und Rewe, über die in Deutschland 50 Prozent allen Tees verkauft wird: "Bei einer Packung Markenschwarztee für drei Euro gehen nur circa vier Cent an die Menschen, die den Tee gepflückt haben. Dass so eine Produktion zu menschenwürdigen Arbeits- und Lebensbedingungen nicht möglich ist, liegt auf der Hand", sagte Barbara Sennholz-Weinhardt, Oxfam-Expertin für Wirtschaft und Globalisierung und Autorin der Studie.

45 Prozent der befragten ArbeiterInnen leiden unter Krankheiten wie Gelbsucht, Cholera und Typhus, da sie verunreinigtes Wasser trinken müssen. Auf der Mehrheit der untersuchten Plantagen gibt es keine Ärzte und zu wenig medizinisches Fachpersonal. Die ArbeiterInnen sind beim Pflücken giftigen Pestiziden ausgesetzt, gegen die sie oft keine oder nur mangelnde Schutzkleidung erhalten. 51 Prozent der Befragten klagen über Augenreizungen, Atemwegserkrankungen und allergische Reaktionen, die durch Pestizide verursacht werden können.

Herkunft und Produktionsbedingungen lassen sich von Konsumenten in Deutschland nicht nachvollziehen, so Oxfam. Keines der untersuchten Unternehmen veröffentliche seine Lieferkette oder einen ausreichenden systematischen Ansatz zu Menschenrechten in ihren Lieferketten. Stattdessen setzten die deutschen Teeunternehmen und Supermärkte auf Zertifizierungen, etwa durch die Organisation UTZ/Rainforest Alliance.

Oxfams Recherchen zeigen jedoch, dass dieser Ansatz nicht wirkt: Viele der nachgewiesenen Rechtsverletzungen ereigneten sich auch auf zertifizierten Plantagen. "Unternehmen und Zertifizierungsfirmen kennen die Probleme schon lange und lösen sie nicht. Abwarten und Tee trinken ist aber keine Option, wenn man weiß, dass Menschen für unseren Tee hungern müssen", so Sennholz-Weinhardt.

Oxfam fordert von Supermarktketten und Teeunternehmen, dafür zu sorgen, dass ihre Lieferanten die Menschenrechte einhalten. Tee aus Assam sei jedoch nur eines von zahlreichen Beispielen. Viele deutsche Unternehmen sorgten nicht ausreichend dafür, dass in ihren Lieferketten Menschenrechte und Umweltstandards eingehalten werden. Oxfam ist deshalb Teil der "Initiative Lieferkettengesetz", in der sich 64 Umwelt- und Entwicklungsorganisationen, Gewerkschaften und kirchliche Organisationen zusammengeschlossen haben. "Wir fordern von der Bundesregierung ein Lieferkettengesetz. Nur so können sich Unternehmen ihrer menschenrechtlichen Verantwortung nicht mehr entziehen und Schäden an Mensch und Umwelt nicht länger in Kauf nehmen", sagte Johanna Kusch, Sprecherin der Initiative Lieferkettengesetz.

Quelle: www.oxfam.de 


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