worldvisionFriedrichsdorf. - Im Vorfeld der Klimakonferenz COP25 in Madrid (2. bis 13. Dezember) hat die internationale Kinderhilfsorganisation World Vision darauf aufmerksam gemacht, dass der Klimawandel nicht nur ein ökologisches Problem ist, sondern bei manchen Auseinandersetzungen als ein starker Treiber für Krisen und Konflikte angesehen werden muss. In der Folge könne dies zu großen Fluchtbewegungen führen, warnt die Hilfsorganisation.

"Über diese Beziehung ist noch viel zu wenig bekannt, aber es gibt einige Studien, die Zusammenhänge festgestellt haben", sagte Silvia Holten, Sprecherin von World Vision Deutschland. "Als religiöse Konflikte deklariert, sind es aber oft Umweltzerstörungen, verursacht u.a. durch den Klimawandel, die zu Unruhen und Bürgerkriegen führen." So betone das International Institute for Applied Systems Analysis, IIASA, dass besonders im letzten Jahrzehnt zahlreiche Krisen, Unruhen und Konflikte eigentlich auf Umweltzerstörung oder Wasserknappheit zurückzuführen sind, wie z.B. der Syrien-Krieg.

In manchen Regionen Afrikas haben sich die Durchschnittstemperaturen bereits stark erhöht. Die Verfügbarkeit von Wasser ist in vielen Regionen zurückgegangen und in einigen Gegenden kommt es bereits alle zwei bis vier Jahre zu Dürren, statt alle zehn bis 15 Jahre. Regenzeiten treten unregelmäßiger auf, andererseits überschwemmen Starkregen ganze Landstriche.

So kommt es in Mali seit 2015 zu heftigen Konflikten zwischen verschiedenen Volksgruppen. Jahrelang lebten diese jedoch friedlich zusammen bis zu dem Zeitpunkt, als die Ressourcen immer knapper wurden und kein Verlass mehr auf den Wetterkreislauf war.

Aktuell sind im südlichen Afrika 16 Länder von Trockenheit bedroht. 45 Millionen Menschen könnten betroffen sein. Auch in der Tschadsee-Region sind mehr als zehn Millionen Menschen von humanitärer Hilfe abhängig. Ungleichbehandlung und die Gewalt von Terrororganisationen werden als eigentliche Gründe für die Krise bezeichnet, aber die Auswirkungen des Klimawandels und Umweltzerstörungen haben die Lebensbedingungen der Menschen, die hauptsächlich von der Landwirtschaft, Viehzucht und dem Fischfang leben, weiter verschärft. Hirten und Bauern konkurrieren um knappe Ressourcen. Somit eskalieren die Spannungen weiter und setzen eine Spirale in Gang, die zu weiteren Konflikten führt.

World Vision forstet weltweit in 25 Ländern Wälder wieder auf. "Mit Hilfe der FMNR (farmer managed natural regeneration) Methode sind schon nach einem Jahr erste Erfolge zu sehen", erklärte der Filmproduzent Volker Schlöndorff, der soeben in Indien mit dem Gewinner des Alternativen Nobelpreises, Tony Rinaudo, für Dreharbeiten unterwegs war. Wiederaufforstung und der Schutz von Wäldern könne auch den Frieden fördern.

"In Niger wurden mit Hilfe von FMNR 6 Millionen Hektar Wald auf zuvor verdorrten Böden neu aufgeforstet", sagte Schlöndorff. "Ich habe selbst beobachten können, wie es durch Agroforstwirtschaft möglich ist, dass unter den Bäumen Weideflächen entstehen, die wiederum gemeinsam von sesshaften Bauern und wandernden Viehtreibern genutzt werden. Es ist genug für alle da." In Mali und Kenia hat World Vision die Wiederherstellung von Wäldern und die Förderung von Ökolandwirtschaft erfolgreich mit Friedensprojekten z.B. zwischen Bauern und Viehhirten verknüpft.

World Vision fordert, dass die Folgen des Klimawandels in alle Maßnahmen vorausschauender Friedenspolitik eingeplant werden müssen. Umwelt- und Klimaaspekte betreffen alle Lebensbereiche und müssen daher auch in allen Politikfeldern mitbedacht werden.

Der afrikanische Kontinent ist nur für vier Prozent der CO2-Emissionen verantwortlich, hat daher nur zu einem geringen Teil zur Erderwärmung beigetragen. "Diejenigen, die die Katastrophe verursacht haben, müssen auch für die Folgen aufkommen", so Holten. "Wir müssen den Menschen, die am meisten unter den Folgen des Klimawandels leiden, viel stärker helfen, als wir es bisher tun."

Quelle: www.worldvision.de