Bonn. - Nach aktuellen Schätzungen des UN-Nothilfebüros (Ocha) werden im Jahr 2020 rund 168 Millionen Menschen auf humanitäre Hilfe angewiesen sein. Die UNO-Flüchtlingshilfe, nationaler Partner des UN-Flüchtlingshilfswerkes (UNHCR), geht davon aus, dass sich insbesondere in den Regionen der sogenannten "vergessenen Krisen" die Notlage der Menschen weiter verschärft.
Dort kommt es zu einer fatalen Wechselwirkung verschiedener Faktoren: Krieg und Überschwemmungen im Südsudan, Krieg und Seuchen im Jemen oder ein langanhaltender Konflikt und nachlassende Berichterstattung wie in Syrien. Die aktuelle Kampagne der UNO-Flüchtlingshilfe macht unter dem Motto #SchutzSchenken auf diese Krisen aufmerksam. Denn aktuell sind mehr als 70 Millionen Menschen weltweit auf der Flucht – Tendenz steigend.
"Natürlich können wir nicht alle in die Krisenregionen fahren und Nothilfe leisten oder die Konflikte lösen. Wir können aber mit den Menschen, die humanitäre Hilfe benötigen, solidarisch sein und auf Schicksale aufmerksam machen", erklärte Peter Ruhenstroth-Bauer, Geschäftsführer der UNO-Flüchtlingshilfe.
Aktuell wirken sich auch die Folgen des Klimawandels auf Fluchtbewegungen und -ursachen aus: Extremwetterereignisse verschärfen bestehende Krisen, wie derzeit in Afrika: Rekorddürre im südlichen Afrika - nach Überflutungen durch Zyklon Idai vor wenigen Monaten - und die ebenso katastrophalen Überschwemmungen in Ostafrika. Meist gibt es in diesen Regionen bereits lang andauernde Konflikte mit großem humanitären Bedarf und enormen Flüchtlingsbewegungen. Sie sind geprägt von fehlender öffentlicher Aufmerksamkeit und geringem medialen Interesse.
Daraus resultiert oft ein Mangel an Hilfsgütern und Spenden, so die UNO-Flüchtlingshilfe. Die Krisen und Hintergründe dazu sind zudem meist komplex. Ein Ende ist nicht in Sicht. Der UNHCR ist bei allen Krisen vor Ort, um Flüchtlingen zu helfen: Neben Nothilfeeinsätzen, wie der akuten Trinkwasser- und medizinischen Versorgung, geht es auch um die Registrierung von Flüchtlingen. So bekommen sie Zugang zu Lebensmitteln und Gesundheitsversorgung, Bildung und Arbeit.
Das Bürgerkriegsland Jemen ist ein Schwerpunkt der diesjährigen Winterkampagne der UNO-Flüchtlingshilfe. Nach fünf Jahren Krieg sind dort fast vier Millionen Menschen auf der Flucht. Die Lebenssituation ist katastrophal. Abbruchreife Häuser oder Hütten aus Ästen, Plastiktüten und Pappe dienen als notdürftige Unterkünfte. Die Cholera ist weiter auf dem Vormarsch. 400.000 Kindern droht der Hungertod.
Der UNHCR benötigt dringend zusätzliche Gelder, um die Bedürftigen versorgen zu können. Viele Familien sind deshalb gefährdet und schutzlos. Dabei ist Schutz zu bekommen überlebenswichtig für Menschen auf der Flucht – ein Dach über dem Kopf zu haben, geschützt zu sein vor Wind und Wetter. Es bedeutet, in Sicherheit vor Gewalt und Verfolgung leben zu können. Peter Ruhenstroth-Bauer: "Menschen Schutz zu schenken, heißt auch, ihnen Würde und eine Perspektive zu geben."
Quelle: www.uno-fluechtlingshilfe.de