Berlin. - Das Zentrum ÜBERLEBEN hat begrüßt, dass im Doppelhaushalt des Berliner Senats für 2020/21 zusätzliche 750.000 Euro für das Berliner Netzwerk für besonders schutzbedürftige Flüchtlinge (BNS) vorgesehen sind. Damit wird einerseits die Arbeit von zwei Fachstellen des Netzwerkes ausgebaut, die die Schutzbedürftigkeit von Überlebenden von Krieg, Verfolgung und Gewalt feststellen. Andererseits wird die Arbeit des BNS gestärkt, um in Berlin ein effizienteres System aus Screening, Feststellung, Bedarfsermittlung und Versorgung für die Zielgruppe etablieren zu können.

"Wir freuen uns sehr, dass zwei Fachstellen des BNS, des Berliner Netzwerk für besonders schutzbedürftige Flüchtlinge, mit zusätzlichen 400.000 € die derzeitige Kapazität und das derzeitige Arbeitsspektrum ausbauen können", sagte Carsten Völz, Geschäftsführer des Zentrum ÜBERLEBEN. "Das Zentrum ÜBERLEBEN und Xenion bieten Erstdiagnostik an, um die Schutzbedürftigkeit von psychisch Erkrankten und Überlebenden von Folter und schwerer Gewalt festzustellen. Wir beraten, an welche Einrichtungen der Gesundheitsversorgung sich die häufig schwer traumatisierten Geflüchteten wenden können. Mit der finanziellen Unterstützung können wir im Laufe des kommenden Jahres schrittweise auch die ambulante psychiatrische Ersthilfe übernehmen, einen der Arbeitsbereiche der Clearingstelle der Charité, die noch bis Jahresende zuständig ist." Das Zentrum ÜBERLEBEN ist eine von zwei BNS-Fachstellen für Traumatisierte und Opfer schwerer Gewalt und koordiniert darüber hinaus das gesamte Netzwerk.

Sieben Nichtregierungsorganisationen arbeiten als Fachstellen im BNS, um möglichst frühzeitig die besonderen Bedarfe von Geflüchteten bei der Aufnahme zu ermitteln, damit sie adäquat versorgt bzw. untergebracht werden – seien es Menschen mit Handicap, unbegleitete Minderjährige, alleinreisende Frauen mit Minderjährigen, Schwangere, ältere Menschen und Geflüchtete mit psychischen Erkrankungen bzw. Opfer schwerer Gewalt. Das Netzwerk wurde 2008 in Berlin gegründet, um die Vorgaben der EU-Aufnahmerichtlinien von 2003 umzusetzen und ist bundesweit einmalig.

"Wenn die Mitarbeitenden des Zentrum ÜBERLEBEN und von Xenion bei Überlebenden von Krieg, Verfolgung und Gewalt die Schutzbedürftigkeit prüfen und feststellen, dann wollen wir damit verhindern, dass sich Krankheitsbilder chronifizieren. Das ist eine Grundvoraussetzung für gelungene Integration", erklärte Carsten Völz. In der tagtäglichen Arbeit stoßen die Mitarbeitenden der BNS-Fachstellen jedoch an die Grenzen und Defizite des bundesdeutschen Gesundheitssystems. Es gibt für psychisch bzw. psychiatrisch erkrankte Geflüchtete ohne gesicherten Aufenthalt keine ausreichende ambulante Versorgung und die Kosten für SprachmittlerInnen, die für eine Behandlung notwendig sind, werden von den Krankenkassen nicht erstattet. Die schwer erkrankten Menschen bleiben auf sich alleine gestellt.

"Mit dem Haushaltsbeschluss für 2020/21 hat der Senat nun positive Signale gesetzt auf dem langen Weg, in Berlin ein bedarfsgerechteres und effizienteres System für besonders schutzbedürftige Flüchtlinge aufzubauen. Das Netzwerk BNS erhält zusätzliche 350.000 €, mit dem es sein Know How erstmals erfassen und analysieren kann. Wir werden Qualitätsstandards entwickeln und eine Datenbank aufbauen. Nur dann wissen wir, wie viele schutzbedürftige Menschen zu uns kommen, wie sie aktuell versorgt werden und was genau fehlt. Vor diesem Hintergrund müssen die politischen Entscheider*innen dann handeln, um Defizite bei Beratung, Behandlung und Unterbringung auszugleichen", so Völz. "Diese zusätzlichen Ressourcen sind absolut notwendig, um die Zusammenarbeit und Koordination von Politik, Verwaltung, Zivilgesellschaft und Gesundheitseinrichtungen in den jeweiligen Arbeitsbereichen zu verbessern."

Das Zentrum ÜBERLEBEN setzt sich national und international für Überlebende von Folter und Kriegsgewalt ein. In der Einrichtung suchen Männer, Frauen und Kinder aus rund 50 Ländern Hilfe. Momentane Brennpunkte sind Syrien, Afghanistan, Türkei, Irak, Tschetschenien, Iran und Eritrea. Die Hilfesuchenden erhalten medizinische, psychotherapeutische, sozialarbeiterische und integrative Unterstützung.

Quelle: www.ueberleben.org 


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