Berlin. - Deutliche Kritik am mangelnden Schutz der Zivilbevölkerung in der Sahelzone haben die Aktion gegen den Hunger, der Norwegische Flüchtlingsrat (NRC) und Oxfam anlässlich des Treffens von Vertretern der G5-Sahel-Gruppe mit dem französischen Präsidenten Macron am Montag geäußert. Die Hilfsorganisationen wiesen zudem auf die unzureichende humanitäre Hilfe für die Region hin und forderten eine Erhöhung der Mittel.
Durch die Debatte über die Wirksamkeit und Legitimität der französischen Operation in der Sahelzone darf aus der Sicht der NGOs nicht der mangelnde Schutz der Zivilbevölkerung aus dem Blick geraten, die sich zunehmend zwischen den Fronten wiederfindet. "Die Militäreinsätze sind nicht nur ein Teil der Lösung für die Krise in der Sahelzone, sondern ebenso ein Teil des Problems: 80.000 der Vertriebenen in Mali geben an, dass sie wegen der Militäroperationen fliehen mussten. Deswegen fordern wir eine Neuausrichtung des internationalen Engagements in der Sahelzone mit Schwerpunkt auf dem Schutz der Bevölkerung", sagte Maureen Magee, Regionaldirektorin des NRC.
Angesichts dieser Entwicklung sei es mehr denn je erforderlich, dass die verschiedenen politischen und militärischen Akteure, die in der Sahelzone aktiv sind, ihrer Verantwortung gegenüber der Zivilbevölkerung gerecht werden, heißt es in der Erklärung der NGOs. Um zum dringend nötigen Wandel beizutragen, müssten sie die Achtung des humanitären Völkerrechts garantieren und vorrangig die Zivilbevölkerung schützen, unabhängig davon, zu welchen Bevölkerungsgruppen die Menschen zählen. Es sei zudem unerlässlich, die Mittel für humanitäre Hilfe zu erhöhen. Darüber hinaus müssten möglichst dauerhafte Lösungen für die Binnenvertriebenen gefunden, ein unabhängiges und funktionierendes Justizsystem geschaffen und die soziale Grundversorgung sichergestellt werden.
"Die massiven Vertreibungen von mehr als einer halben Million Menschen seit Anfang des vergangenen Jahres haben dazu beigetragen, dass sich die Zahl der Menschen im zentralen Sahel, die unter Nahrungsmittel- und Ernährungsunsicherheit leiden, im Vergleich zum Vorjahr fast verdreifacht hat", erklärte Mamadou Diop, Regionaldirektor von Aktion gegen den Hunger.
Trotz der massiven Investitionen in die militärische Intervention in der Sahelzone hat die Intensität der gewalttätigen Auseinandersetzungen im Laufe des vergangenen Jahres zugenommen. Dieses endete tragisch mit dem Massaker von Arbinda am Heiligabend, bei dem in Burkina Faso 35 Menschen, darunter 31 Frauen, getötet wurden. "Es wird deutlich, dass eine rein militärische Reaktion nicht funktioniert. Wir müssen uns der Realität stellen und gemeinsam mit den betroffenen Gemeinschaften nichtmilitärische Lösungen entwickeln und erproben. Zudem müssen wir dringend auf den rasant steigenden humanitären Bedarf reagieren", so Oxfam-Regionaldirektor Adama Coulibaly.
Im Jahr 2019 waren die humanitären Hilfspläne nur zur Hälfte finanziert. Für Victorine aus Burkina Faso ist diese Situation lebensbedrohlich: "Wir haben keinen Zugang zu Wasser, wir haben keine Unterkunft, keine Ressourcen, ich kann nicht jeden Tag essen, ohne humanitäre Hilfe kann ich meine Familie nicht versorgen".
Quelle: www.oxfam.de