Freiburg. - Die Versorgungskrise in Venezuela nimmt für immer größere Teile der Bevölkerung bedrohliche Ausmaße an. "Es ist bedrückend zu erleben, dass ein Großteil der Venezolaner sich aus eigener Kraft das Überleben nicht mehr sichern kann", berichtete Caritas-Nothilfe-Koordinator Gernot Ritthaler. Die Hyper-Inflation im Land habe die Mittelschicht zum Verschwinden gebracht, 87 Prozent der Bevölkerung leben laut Caritas Venezuela mittlerweile unterhalb der Armutsgrenze.
Die gleichen Erhebungen, die an den Standorten der Caritas Venezuela vorgenommen wurden, zeigen, dass nur 31 Prozent der Kinder unter fünf Jahren einen guten Ernährungsstand aufweisen. Caritas international, das Hilfswerk des Deutschen Caritasverbandes, wird deshalb seine Hilfe in Venezuela deutlich ausweiten. So soll in Kooperation mit der Caritas Venezuela, der Caritas USA und dem Auswärtigen Amt die Versorgung von Familien mit unterernährten Kindern von 3.000 auf 18.000 Begünstigte ausgeweitet werden. Diese können sich mit Geldkarten in ausgewählten Läden selbstbestimmt mit elementaren Gütern des täglichen Bedarfs versorgen. Caritas international unterstützt in Venezuela zudem die Arbeit des Jesuitischen Flüchtlingsdienstes, der Menschen in humanitären Notlagen unter anderem durch psychologische und medizinische Hilfe, aber auch durch Nahrungsmittel und rechtliche Beratung begleitet.
Wie Caritas-Mitarbeiter Gernot Ritthaler berichtete, sind die allermeisten Güter des täglichen Bedarfs im Land zu kaufen, allerdings habe kaum jemand das notwendige Geld dafür. "Wer Dollar hat kann sich alles leisten. Aber die soziale Schere ist extrem auseinander gegangen. Mit dem gesetzlichen Mindestlohn von umgerechnet 10 US-Dollar monatlich ist man komplett verloren, wenn schon der Liter Milch fast zwei US-Dollar kostet." Das Überleben sei nur noch durch Zusatzeinkünfte wie Geldüberweisungen von Auslandsverwandtschaft, staatlich subventioniertem Benzin oder Warenschmuggel möglich.
Seit 2015 leiden die Venezolaner unter einer beispiellosen ökonomischen und sozialen Krise. Die medizinische Basisinfrastruktur ist weitgehend zusammengebrochen. So haben 70 Prozent der Krankenhäuser keine durchgehende Stromversorgung. Die Versorgungskrise führte dazu, dass 4,5 Millionen Menschen aus dem Land Richtung Kolumbien, Peru, Brasilien und Ecuador geflüchtet sind. In diesen Aufnahmeländern bieten die lokalen Caritasverbände den Geflüchteten Ernährungshilfe, juristischen Rat und medizinische Hilfe.
Quelle: www.caritas-international.de