urgewald neuMünchen. - Anlässlich der Hauptversammlung des Technologiekonzerns Siemens am Mittwoch in München hat die Umweltorganisation urgewald vor einer "rückwärtsgewandten Geschäftspolitik" gewarnt. Die umstrittene Lieferung von Schienen-Signaltechnik für eine gigantische Kohlemine in Australien sei dabei nur die Spitze des Eisbergs. In Indonesien etwa sei der Konzern am Bau des 2000 Megawatt-Kohlekraftswerks Jawa 9 und 10 beteiligt. In Ägypten habe Siemens 2018 drei riesige Gaskraftwerke mit einer Leistung von 14.400 Megawatt fertiggestellt.

Insgesamt sei der Umsatz der Unternehmenssparte "Gas and Power", die im Wesentlichen konventionelle fossile Kraftwerke belieferten, fast doppelt so hoch wie der vom Windenergie-Geschäftsbereich Gamesa, erklärte urgewald. Angesichts der Klimakrise und dem zunehmenden Rückzug von Investoren aus der fossilen Industrie, forderte die Umweltorganisation Siemens auf, sich von Kohle, Gas und Öl zu verabschieden.

"Obwohl Siemens als Konzern breit aufgestellt ist, verharrt der Bereich 'Gas and Power' im fossilen Zeitalter und will weltweit am Neubau von Kohle-, Gas- und Ölkraftwerken verdienen. Das ist weder vorausschauend noch nachhaltig und einem selbst erklärten Technologieführer nicht würdig. Um die Klimaziele von Paris zu erreichen, dürfen keine neuen Kohlekraftwerke gebaut werden", sagte Regine Richter, Energie-Campaignerin bei urgewald.

Nicht nur Ausrüstung will Siemens für das Kohlekraftwerk bereitstellen, das in der Nähe von Indonesiens Hauptstadt Jakarta gebaut werden soll. Die hauseigene Siemensbank wird als möglicher Mit-Finanzierer genannt. In der Region laufen bereits zahlreiche Kraftwerke: 22 in Jakarta und 52 in der angrenzenden Provinz Banten. Sie sind einer der Hauptgründe dafür, dass die Luftqualität in Jakarta zu der schlechtesten weltweit gehört mit schwerwiegenden Gesundheitsfolgen. Yuyun Indradi, Geschäftsführer der indonesischen Organisation Trend Asia kämpft gegen den Bau des Kraftwerks: "Jawa 9 und 10 wird auf Jahrzehnte unsere Atemluft verschmutzen, die Lebensgrundlagen unserer Gemeinschaften zerstören und den Klimawandel weiter verschlimmern", sagte er. "Siemens muss jetzt die richtige Entscheidung treffen und seine Finger von diesem dreckigen, klimazerstörenden Kohlekraftwerk lassen."

Gamesa und Gas and Power sollten in diesem Jahr zu Siemens Energy zusammengefasst und an die Börse gebracht werden, berichtete urgewald. Eine zukunftsfähige Ausrichtung des neuen Unternehmens erfordere aber eine langfristige Strategie, die ohne fossile Energien auskomme. "Siemenskreise hoffen, dass die neue Firma ein Referenzunternehmen für die Energiewende wird. Das wird aber nur klappen, wenn sie eine klare Zukunftsstrategie entwickelt, weg von den fossilen Energien. Immer mehr Investoren, die Siemens Energy brauchen wird, verabschieden sich aus fossilen Energien, angefangen bei Kohle, weil sie Investitionsruinen vermeiden wollen. Ohne einen klaren Transformationspfad hin zu Erneuerbaren Energien wird Siemens Energy kein langfristiges Geschäftsmodell haben", sagte Regine Richter.

Quelle: www.urgewald.org 


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