Bensheim. - Zum Welttag der sozialen Gerechtigkeit am 20. Februar hat die Christoffel-Blindenmission (CBM) darauf hingewiesen, dass Menschen mit Behinderungen in Entwicklungsländern immer noch ausgegrenzt werden, oft kein eigenes Einkommen haben und daher in Armut leben müssen. Am Beispiel von Athanase aus Ruanda ist zu sehen, dass es auch anders geht: Mit Hilfe einer von CBM unterstützten Spargruppe hat er einen Kleinkredit erhalten und konnte trotz seiner Erblindung einen Friseursalon eröffnen.
Der 48-jährige Athanase aus Ruanda hat einen Friseursalon. Das Besondere daran? Er hat eine Sehbehinderung. "Nein, ich schwinge natürlich nicht die Schere, und ich schneide den Leuten auch nicht die Haare", erklärt er schmunzelnd. Dafür hat er einen Angestellten. Trotzdem ist seine Situation in Ruanda, wie in vielen anderen Ländern auf der Welt, sehr ungewöhnlich: Er hat ein eigenes Einkommen und kann sich selbst versorgen. 80 Prozent der Menschen mit Behinderungen können das nicht und leben in Armut.
"Die Bundesregierung muss dringend etwas tun, damit Behinderungen nicht zu Armut und Ausgrenzung führen", fordert CBM-Vorstand Rainer Brockhaus. Die Vereinten Nationen haben vor gut einem Jahr einen Bericht vorgelegt, der die Ungleichheit aufzeigt. "Wer jetzt noch glaubt, dass behinderte Menschen bereits die gleichen Chancen haben, hat diesen Paukenschlag nicht gehört", so Brockhaus. Der Bericht belegt: Unter der Weltbevölkerung ist der Anteil von existenziell armen Menschen doppelt so hoch, wenn sie eine Behinderung haben. Ihre Alphabetisierungsrate liegt 23 Prozent unter der von Menschen ohne Behinderungen. Und selbst einen Arzt sehen sie dreimal seltener, wenn sie ihn benötigen.
"Auch wenn die Bundesregierung und die Vereinten Nationen alle Projekte in der Entwicklungszusammenarbeit ab heute inklusiv gestalten würden, singt der Chor noch lange nicht im Takt", so der CBM-Vorstand. "Es gibt die Ungleichheit einfach schon zu lange. Deshalb müssen Menschen mit Behinderungen die Chance bekommen, aufzuholen. Erst dann kann ein harmonisches Lied entstehen."
Daher unterstützt die CBM in Ruanda zum Beispiel Spargruppen speziell für Menschen mit Behinderungen. Solche Projekte sorgen dafür, dass neue Saiten aufgezogen werden und behinderte Menschen aufholen können. Die CBM bildet Business-Mentoren aus, die wiederum die Spargruppen schulen, wie man ein Geschäft mit Gewinn aufzieht. Als Mitglied einer Spargruppe zahlt man wöchentlich 12 Cent in einen Topf ein und mit einer entsprechenden Businessidee kann man sich dann einen Kleinkredit nehmen.
So hat es auch Athanase mit seinem Haarstudio gemacht. Er pfiff finanziell aus dem letzten Loch, aber er stellte fest, dass es bislang keinen Friseursalon in seinem Dorf gab und er kannte schon einen passenden Raum. Durch einen 20-Euro-Kredit von seiner Spargruppe konnte er den Raum mit Strom versorgen. Denn ohne Strom fehlt seinem Angestellten das Licht und ohne Licht lassen sich im Salon keine ordentliche Frisuren schneiden.
"Bei einer Bank hätte ich keinen Kredit bekommen. Für Menschen mit Behinderungen ist das äußerst schwer", sagt Athanase und betont, wie wichtig diese Spargruppe für ihn und die anderen Mitglieder ist. Mit seinem Geschäft kann der Vater von drei Kindern seine Familie ernähren. Das Einkommen erlaubt ihm auch seinem Hobby zu fröhnen. Er macht leidenschaftlich gerne und sogar erfolgreich Musik. Mit seinem Klavier hat er bereits mehrere nationale Wettbewerbe gewonnen.
Quelle: www.cbm.de