brot fdwBerlin. - Weltweit leben nur noch 260 Millionen Menschen in uneingeschränkter zivilgesellschaftlicher Freiheit. Das entspricht drei Prozent der Weltbevölkerung – ein Prozent weniger als im Jahr zuvor. Zu diesem Ergebnis kommt der von Brot für die Welt und dem Netzwerk CIVICUS veröffentlichte "Atlas der Zivilgesellschaft 2020". Mehr als zwei Drittel der Menschen leben demnach in Staaten mit unterdrückter oder geschlossener Zivilgesellschaft. Besonders dramatisch ist die Situation für Frauen und Frauenrechtsorganisationen.

"Frauen werden überproportional häufig Opfer von digitaler, psychischer und schließlich auch physischer Gewalt bis hin zur politisch motivierten Ermordung. Die Diskriminierung geht weiter, wenn Morde dann als Beziehungstat und nicht als politisch motivierte Angriffe gegen Frauen erfasst und verfolgt werden", sagte Cornelia Füllkrug-Weitzel, Präsidentin von Brot für die Welt. "Dabei sind es weltweit häufig Frauen, die Entwicklungs- und Versöhnungsprozesse tragen und positive Veränderungen anstoßen."

Auch in diesem Jahr geht der Atlas der Zivilgesellschaft im ersten Teil allgemein auf den aktuellen Stand weltweiter zivilgesellschaftlicher Freiheiten ein. Im zweiten und dritten Teil werden dann der Stand der Frauenrechte, vor allem: die Bemühungen, diese zurück zu drehen, untersucht. Damit hat der Atlas 2020 erstmals einen thematischen Fokus.

Zur Analyse der Situation in einzelnen Ländern werden Partnerinnen von Brot für die Welt aus Brasilien, Sudan, Indonesien, Zentralamerika, Armenien und Uganda porträtiert. Sie schildern eindrücklich, wie sich Diskriminierung und Repression auf ihre Arbeit auswirken. Die brasilianische Menschenrechtlerin Maria Betânia Àvila sagte mit Blick auf die Veränderungen nach dem Amtsantritt von Präsident Jair Bolsonaro: "Die Regierung erteilt einen Freibrief zu mehr Gewalt und Druck gegen kritische Stimmen in der Gesellschaft." Davon betroffen seien besonders Aktivistinnen und Aktivisten, die sich für Menschen- und Frauenrechte einsetzen.

Brasilien ist in Lateinamerika kein Einzelfall. In vielen Ländern der Region setzen sich besonders Frauen für Umweltschutz und Landrechte ein. Das macht sie häufig zur Zielscheibe von korrupten Politikern, kriminellen Banden, Investoren oder Großgrundbesitzern, die große Infrastrukturprojekte durch das zivilgesellschaftliche Engagement gefährdet sehen. "Die weltweite Einschränkung zivilgesellschaftlicher Freiheit geht uns alle an", betonte Füllkrug-Weitzel, "auch die Bundesregierung trägt Verantwortung. Sie sollte in Bereichen wie der Außenwirtschaftshilfe jede Beihilfe zu Menschenrechtsverletzungen vermeiden, um sich glaubwürdig weltweit für Menschenrechte einsetzen zu können."

=> Atlas der Zivilgesellschaft

Quelle: www.brot-fuer-die-welt.de 


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