Aachen. - Angesichts der sich immer stärker abzeichnenden Auswirkungen der weltweiten Corona-Krise hat MISEREOR drei weltweite Soforthilfe-Fonds eingerichtet. Insgesamt 3,6 Millionen Euro stehen damit für Gesundheitsprojekte in Ländern Afrikas, Lateinamerikas und Asiens zur Verfügung. Mit dem Geld, das aus Spenden sowie Mitteln des Bundeministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit (BMZ) stammt, sollen Desinfektionsmittel, Schutzkleidung und andere benötigte Materialien für Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen, aber auch Maßnahmen zur Qualifizierung, Beratung und Prävention finanziert werden.
Oberstes Ziel dieser Maßnahme ist es, Partner im Gesundheitsbereich möglichst schnell zu stärken. Dies sei bei der Ebola-Epidemie deutlich geworden, erklärte Pirmin Spiegel, MISEREOR-Hauptgeschäftsführer. "Die Menschen müssen in die Lage versetzt werden, die medizinische Basisversorgung auch während der Krise aufrechtzuerhalten und gleichzeitig der Ausbreitung des Virus möglichst wirkungsvoll entgegenwirken zu können." Bei der Umsetzung der Fördermaßnahmen könne das Werk für Entwicklungszusammenarbeit auf ein gut ausgebautes Partnernetzwerk zurückgreifen. Schon heute unterstützt MISEREOR weltweit 299 Gesundheitsprojekte.
In Fragen internationaler Gesundheit arbeitet MISEREOR eng mit dem Missionsärztlichen Institut (MI) zusammen. Dieses bewertet die weltweite Lage sehr ernst: "In vielen armen Ländern trifft das SARS CoV-2 Virus auf extrem schwache Gesundheitsdienste. Hier mangelt es nicht nur am Infektionsschutzmaterial, das auch bei uns knapp und überteuert ist. Die Einhaltung der Hygiene ist schwierig, weil bereits sauberes Wasser und Seife knapp oder nicht vorhanden sind, von der Beseitigung infektiösen Mülls ganz zu schweigen. Seit Ebola haben viele Länder Katastrophenpläne. Die Afrikanische Union hat eine länderübergreifende Gesundheitsbehörde aufgebaut, die ein Netz von Referenzlaboren betreibt und die Regierungen beraten hat. Wir müssen aber auch sagen, dass wir nicht wissen, wie die Epidemie in armen Ländern ablaufen wird. Offen ist z.B. die Sterblichkeit, weil das Virus ja auf eine viel jüngere Bevölkerung trifft. Doch schon jetzt verursacht die Corona-Pandemie den Ausfall von Versorgungsstrukturen wie Krankenhäusern und einiges an gesellschaftlichem Chaos", so Klemens Ochel, Experte beim MI.
Die besondere Höhe der Soforthilfe sei Ausdruck dieser ernsten Lage. "Dies gilt nicht nur für die unmittelbare Bedrohung der Gesundheit, sondern auch für die sozialen und ökonomischen Folgen der Krise. Wir werden uns auf eine zweite Welle der Not einstellen müssen. Denn es ist zu befürchten, dass viele Menschen nicht nur an Corona, sondern viele auch wegen Corona sterben werden", sagte Spiegel. "Tagelöhner, deren Arbeit nicht mehr gebraucht wird, Kleinbauern, deren Produkte nicht mehr den Weg zum Markt finden, oder die schlecht bezahlten Näherinnen in den Betrieben, die nun ganz geschlossen sind, sind in vielfacher Hinsicht ebenso betroffen, ohne dass dies in einer Statistik erfasst wird", betonte Spiegel.
Solidarität mit diesen Menschen, mit den Verletzlichsten und Ausgegrenzten, werde daher im Kontext der Corona-Pandemie eine langfristige Aufgabe für alle sein. Mit einer Fördersumme von mehr als 84 Millionen Euro fördert MISEREOR aktuell 237 Träger mit 299 Gesundheitsprojekten in 55 Ländern.
Quelle: www.misereor.de