gfbvGöttingen. - Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat nach dem mysteriösen Tod eines inhaftierten Journalisten in Kamerun eine unabhängige Untersuchung der Todesumstände gefordert. "Dieser Tod in Haft wird den Bürgerkrieg anheizen, wenn nicht schnell der Verdacht ausgeräumt werden kann, dass der politische Gefangene an Folter gestorben ist. Sollte der Journalist unter Gewalteinwirkung zu Tode gekommen sein, so müssen die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden", erklärte GfbV-Direktor Ulrich Delius in Göttingen.

Der TV-Moderator Samuel Wazizi war am 2. August 2019 in einer Bürgerkriegsregion wegen angeblicher Unterstützung anglophoner Unabhängigkeitsbewegungen festgenommen worden. Jetzt musste ein Armeesprecher einräumen, dass er in der Haft zu Tode kam. Die Todesnachricht löste heftige Proteste in Kamerun aus.

Zwar behauptete ein Regierungssprecher, Wazizi sei eines natürlichen Todes gestorben und einer Blutvergiftung erlegen. Doch diese offizielle Darstellung erscheine unglaubwürdig, so die GfbV, weil angeblich auch seine Familienangehörigen zeitnah über seinen Tod informiert worden seien. Die Angehörigen und sein Rechtsanwalt bestreiten, von den Behörden kontaktiert worden zu sein. Monatelang hatte sich sein Rechtsanwalt Emmanuel Nkea vergeblich um eine Genehmigung gekümmert, um ihn in der Haft zu besuchen. Doch die Behörden hätten darauf nicht reagiert und ihm auch keine Information über den Verbleib seines Mandanten gegeben. Folter ist in Gefängnissen Kameruns durchaus alltäglich, obwohl das Land die Anti-Folter-Konvention ratifiziert hat.

Der bei einem privaten Fernsehsender arbeitende Journalist war nach seiner Festnahme niemals vor Gericht angeklagt worden. "Wazizi musste sterben, weil er den Umgang der Sicherheitskräfte in den Bürgerkriegsregionen öffentlich kritisiert hatte", erklärte Delius. Die Behörden wollten ihn der Unterstützung des Terrorismus anklagen, dabei habe er nur seine Arbeit als Journalist getan. Auch Journalistenorganisationen in Kamerun forderten eine unabhängige Untersuchung seines Todes.

Seit fast drei Jahren herrscht Bürgerkrieg in den anglophonen Regionen im Südwesten des Landes. Rund 3.000 Menschen sind der Gewalt bereits zum Opfer gefallen, 700.000 Personen sind vor den Übergriffen geflohen. Alle Konfliktparteien begehen Menschenrechtsverletzungen. Sollte Wazizi unter Gewalteinwirkung gestorben sein, so werde die Autorität der Regierung weiter diskreditiert und der Konflikt noch mehr eskalieren, warnte die GfbV.

Quelle: www.gfbv.de 


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