Berlin. - Im Rahmen einer globalen Aktionswoche hat das internationale Netzwerk Clean Clothes Campaign (CCC, Kampagne für Saubere Kleidung) von allen Bekleidungsunternehmen gefordert, Verantwortung für die Löhne der Beschäftigten in ihren Lieferketten zu übernehmen. Aktionen von Arbeitnehmern und Gewerkschaften auf der ganzen Welt sollen den Blick darauf lenken, dass Löhne während der Corona-Pandemie unrechtmäßig gekürzt wurden oder Beschäftigte ohne Entschädigung entlassen wurden.
In einem im August veröffentlichten Bericht berechnete die Clean Clothes Campaign, dass Textilarbeiterinnen und -arbeiter allein für die ersten drei Monate der Pandemie zwischen 3,2 und 5,8 Milliarden US-Dollar an Löhnen, gesetzlich vorgeschriebenen Boni und Entschädigungen vorenthalten wurden. Seit Juni fordert die Kampagne Marken und Einzelhändler auf, sich zu einer öffentlichen Lohnzusicherung zu verpflichten, um diese Lücke mit allen Mitteln zu schließen und sicherzustellen, dass Arbeiterinnen, die bereits vor der Pandemie Armutslöhne verdienten, nicht den Preis für diese Krise zahlen. Mehr als ein Dutzend kleinerer Marken haben bereits positiv auf den Aufruf der CCC reagiert.
Ein Arbeiter in einer Nike-Zuliefererfabrik, der anonym bleiben möchte, sagte: "Für die meisten von uns ist die Pandemiesituation hart. Jetzt müssen wir eine Lohnkürzung hinnehmen, während viele von uns Raten für ihre Kredite abbezahlen müssten. Sie fragen sich vielleicht, warum wir Schulden haben? Nun, weil der Lohn nie für unsere grundlegende Bedürfnissen gereicht hat."
In den kommenden Tagen werden an vielen Orten der ganzen Welt online und offline Arbeiter*innen, Gewerkschafter*innen und Aktivist*innen auf die Situation dieser Millionen unterbezahlter Arbeiter*innen aufmerksam machen. So werden Aktivist*innen der Kampagne für Saubere Kleidung die Forderungen an die Modemarken auch in die Einkaufsstraßen Deutschlands bringen und die Botschaften dort auf verschiedene Weisen sichtbar machen.
Die Kampagne wendet sich an alle Modeunternehmen, darunter v.a. Primark, H&M und Nike. Alle drei Unternehmen hätten im vergangenen Quartal wieder beträchtliche Gewinne erzielt. Isabell Ullrich, Koordinatorin der Kampagne für Saubere Kleidung, sagte: "Während einer Pandemie können wir keine Massenproteste organisieren, um die Hauptquartiere der Marken mit den Verletzungen in ihren Lieferketten zu konfrontieren. Wir können jedoch die Stimmen dieser Arbeiter*innen in die Einkaufsstraßen bringen, wo diese Marken und der Einzelhandel ihre Kleidung verkaufen. Diese Unternehmen machen Gewinne, während sie den Beschäftigten in ihren Lieferketten seit Beginn der Pandemie selbst die üblichen, mageren Löhne vorenthalten. Jetzt, inmitten einer Welle neuer Lockdowns, ist es höchste Zeit für Marken, dafür zu sorgen, dass die Arbeiter*innen ihren vollen Lohn erhalten, um überleben zu können."
Quelle: www.saubere-kleidung.de