fairtrade 100Köln. - Milliarden unverkaufter Kleidungsstücke türmen sich im deutschen Einzelhandel – Tendenz steigend. "Wir sprechen über neue, noch nie getragene Textilien, die plötzlich unverkäuflich sind, als hätten sie ein Haltbarkeitsdatum überschritten", kritisierte Claudia Brück, Vorstandsmitglied von TransFair e.V. (Fairtrade Deutschland), die sogenannte Fast Fashion Industrie.

"Wer kann angesichts solcher Zahlen behaupten, die Fast Fashion Industrie hätte kein Problem? Die Pandemie zeigt, was längst klar sein sollte: Wir brauchen einen fairen Neustart in der Modebranche, und zwar dringend – mit fair produzierten Textilien und einem bewussteren Konsum", so Brück.

Wie ein solcher Neustart aussehen könnte, zeigen Labels wie ThokkThokk, die schon heute auf Fairtrade setzen. "Fair Fashion bedeutet Nachhaltigkeit von der Baumwolle bis zum fertigen Kleidungsstück. Das ist die Zukunft. Denn über kurz oder lang kann es nicht funktionieren, dass wir unseren Wohlstand auf dem Rücken anderer austragen", erklärte Stefanie Adolph vom Münchener Label ThokkThokk.

Dass sich die Modeindustrie in den vergangenen acht Jahren kaum zum Besseren verändert hat, kritisiert auch die internationale Fashion Revolution Week. Seit dem Einsturz der Textilfabrik Rana Plaza, bei dem 2013 über 1.000 Menschen ums Leben kamen, macht die Kampagne weltweit auf die Missstände in der Textilindustrie aufmerksam und prangert Niedriglöhne, fehlende Arbeitsverträge sowie Sicherheitsstandards an. Bis zum 25. April können sich Verbraucher im Netz beteiligen: unter dem Hashtag #WhoMadeMyClothes und #PushFairtrade können sie ihre Lieblingsmarke zu mehr Transparenz und fairen Produktionsbedingungen auffordern. Oder sie unterstützen nachhaltige Unternehmen, indem sie beim Kleiderkauf auf das Fairtrade-Siegel achten.

Was macht Kleidung zu verderblicher Ware? Welche Produktionsschritte und Gefahren liegen zwischen Baumwollfeld und fertigem Kleidungsstück? Und wie realistisch ist eine faire Textilindustrie? Um diese und weitere Fragen geht es in den Fairtrade Sessions, die TransFair im Rahmen der Fashion Revolution veranstaltet. Gemeinsam mit Expertinnen und Experten aus der Modebranche lädt der gemeinnützige Verein zur virtuellen Diskussionsreihe ein. Neben den aktuellen Herausforderungen soll es vor allem um die Zukunft fairer Mode gehen.

Zusätzlich zum Fairtrade-Baumwollsiegel, bei dem Baumwollbäuerinnen und -bauern unter anderem von festen Mindestpreisen und der Fairtrade-Prämie profitieren, gibt es seit 2016 den Fairtrade-Textilstandard. Er deckt die gesamte textile Lieferkette ab – vom Baumwollfeld bis zum fertigen Kleidungsstück. Kein anderer Standard am Markt schreibt existenzsichernde Löhne für alle Beschäftigten innerhalb eines festgelegten Zeitraums vor.

"Existenzsichernde Löhne sind eine große Herausforderung, selbst für Fair Fashion Unternehmen. Aber sie bringen auch den größten Mehrwert für die Beschäftigten", sagte Sethu Lakshmy Chakkenchath, Fairtrade-Ausbilderin für Arbeitsrechte in Indien. "Einige Fabriken sind bereit, diesen Weg gemeinsam mit Fairtrade zu gehen, aber das können sie unmöglich allein tun. Wir brauchen die Bereitschaft des gesamten Textilsektors, die Mehrkosten gemeinsam zu stemmen", so Claudia Brück.

Quelle: www.fairtrade-deutschland.de 


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