bmz 100Berlin. - Weniger als drei Monate vor Beginn der Weltklimakonferenz (COP26) in Glasgow hat der Weltklimarat, das "Intergovernmental Panel on Climate Change" (IPCC), eine neue Zusammenfassung des Forschungsstands zum Klimawandel veröffentlicht. Der deutsche Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) mahnt, es gelte jetzt dringend die Weichen für einen grünen Wiederaufbau nach der Corona-Krise zu stellen.

"Die Forschungsergebnisse zeigen: Das 1,5-Grad-Ziel ist immer noch zu erreichen", erklärte Müller. "Aber uns läuft die Zeit davon! Die Folgen des Klimawandels sind längst da und werden weiter zunehmen: Dürren, Hitzewellen, Wirbelstürme und Starkregen, genauso wie der Anstieg des Meeresspiegels und das Abschmelzen der Gletscher. Vor allem Entwicklungsländer, die am wenigsten zum Klimawandel beigetragen haben, leiden unter diesen Katastrophen – wie aktuell in Madagaskar, wo über eine Million Menschen wegen einer Dürre nicht genug zu essen haben."

Es gelte jetzt die Weichen für einen grünen Wiederaufbau nach der Corona-Krise zu stellen, betonte Müller. Fast die Hälfte der zusätzlichen Stromerzeugung der nächsten Jahre werde noch aus fossilen Quellen stammen. Die verbindliche Umsetzung der Vorgaben des Pariser Abkommens sei erste Bedingung, aber leider erreichten derzeit nur 8 von 191 Staaten die gesetzten Ziele.

"Wir brauchen einen weltweiten Green Deal: mit gewaltigen privaten Investitionen zum Ausbau erneuerbarer Energien sowie Technologietransfers und einer Investitionsoffensive der Industrieländer in Schwellen- und Entwicklungsländern", forderte Müller. "Nur so ist es möglich, Wachstum ohne dramatische Steigerung der CO2-Emissionen zu erzielen. Weltbank, IWF, Entwicklungsbanken und die EU müssen die Investitionsförderung und Risikoabsicherung für nachhaltige Infrastruktur- und Energieprojekte dazu deutlich ausbauen."

"Vor allem​Brüssel muss seinen Beitrag durch die Ausweitung des Green Deals auf Entwicklungs- und Schwellenländer leisten - und so eine weltweite Energiewende fördern", sagte Müller. "Denn 92 Prozent der CO2-Emissionen finden außerhalb der EU statt. Weltweit sind hunderte neue Kohlekraftwerke in Bau oder Planung. Dieses zusätzliche CO2 könnten wir in der EU gar nicht einsparen. Gehen diese 'Klimakiller' alle ans Netz, erreichen wir die Pariser Ziele nie. Zu einer internationalen Vorreiterrolle der EU gehört daher auch, dass die Europäische Investitionsbank einen erweiterten Auftrag als 'Klimainvestitionsbank' erhält, um den Ausbau erneuerbarer Energien weltweit zu fördern."

Deutschland gehe beim internationalen Klimaschutz voran, so Müller: Mit Klima-Investitionen von über 12 Milliarden Euro seit 2015 sei Deutschland einer der größten Geber für die Förderung der Energiewende in Entwicklungs- und Schwellenländern. Über drei Millionen Menschen hätten so allein im letzten Jahr Zugang zu nachhaltiger Energie erhalten.

Das Bundesentwicklungsministerium (BMZ) investiert nach eigenen Angaben umfassend in den Schutz der ärmsten und verwundbarsten Menschen vor Klimarisiken. 2020 brachte die Bundesregierung demnach rund 5,1 Milliarden Euro an internationaler Klimafinanzierung auf. Das BMZ trug 85 Prozent dazu bei. Über 40 Prozent der Mittel entfielen dabei auf Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel - zum Beispiel für die Finanzierung von dürreresistentem Saatgut. Ein besonderer Schwerpunkt der Zusammenarbeit im Klimabereich liege auch auf der Klimarisikofinanzierung: Die vom BMZ gegründete InsuResilience-Initiative habe allein im vergangenen Jahr 137 Millionen Menschen zusätzlich gegen Klimarisiken abgesichert.​

Quelle: www.bmz.de