Friedrichsdorf. - Anlässlich des Internationalen Tages der Alphabetisierung (8. September), hat die internationale Kinderhilfsorganisation World Vision dazu aufgerufen, Bildung für die ärmsten Kinder deutlich stärker zu fördern. Die Anstrengungen müssten verdoppelt werden, da diese Kinder am stärksten unter den Folgen der COVID-19-Pandemie leiden.
"Bildung ist nicht nur die Voraussetzung für persönlichen Erfolg, sondern auch die Grundlage für nachhaltige Entwicklung", sagte Christoph Waffenschmidt, Vorstandsvorsitzender von World Vision Deutschland. "Zukunft gestalten heißt, lernenden jungen Menschen die Fähigkeiten zu geben, die sie brauchen, um ihre Chancen nutzen und Antworten für die Herausforderungen unserer Zeit mit entwickeln zu können."
Nach 18 Monaten der weltweiten COVID-19-Pandemie sind in 19 Ländern immer noch Schulen geschlossen, wodurch die Ausbildung von über 156 Millionen Schülerinnen und Schülern gefährdet ist. Zugänge zum Fernunterricht wurde im Laufe der Pandemie zwar verbessert; dennoch ist dieser für mindestens 500 Millionen Schüler unerreichbar, so dass sie mit erheblichen Lernverzögerungen und Benachteiligungen zu kämpfen haben.
"Angesichts von wachsendem Hunger, Einkommensverlusten und extremer Unsicherheit sind die Anreize, die Schule abzubrechen, umso größer", so Christoph Waffenschmidt. Mehrere Millionen Mädchen und Jungen wurden infolge der Schulschließungen bereits in die Kinderarbeit gedrängt. Für geschätzt 24 Millionen Kinder und Jugendliche besteht akute Gefahr, dass sie nicht zur Schule zurückkehren. Viele von ihnen könnten durch Analphabetismus in allen Lebensbereichen von Teilhabe ausgeschlossen sein. Frühverheiratungen von Mädchen nehmen zu. "Ohne Bildung verliert eine ganze Generation ihre Hoffnung und gerät leicht in einen Teufelskreis aus Armut und Gewalt", warnte Waffenschmidt.
Mit humanitären Soforthilfen, die auch World Vision in vielen Ländern seit Beginn der Pandemie leistet, könne bereits viel dafür getan werden, den am meisten gefährdeten Kindern den Fortbestand ihrer Bildung zu sichern. So könne beispielsweise Lernmaterial, ein Radio oder ein Internetzugang zur Verfügung gestellt, Aufholunterricht finanziert oder der finanzielle Druck auf Familien reduziert werden.
Um Ungleichheiten bei Bildungschancen abzubauen, die bereits vor der Pandemie alarmierend waren und sich nun verstärken, muss allerdings auch die Entwicklungszusammenarbeit mit größeren Ressourcen in diesem Bereich ausgestattet werden. Laut World Vision verfolgt die Globale Partnerschaft für Bildung (GPE) gute Konzepte für inklusive Bildung, die aber chronisch unterfinanziert sind.
"Wenn unsere Regierung jährlich etwa 110 Millionen Euro zur Partnerschaft beisteuern und größere Kapazitäten zur Förderung im eigenen Haus aufbauen würde, könnten beispielsweise grundlegende Mängel bei der Ausbildung und Zahl des Lehrpersonals und der Ausstattung von Schulen beseitigt werden", erklärte Rosilin Bock, Bildungsreferentin bei World Vision Deutschland. Viele Schulen hätten derzeit zum Beispiel nicht einmal Strom oder eine Wasserversorgung. Auch Zugänge zu Büchern zuhause würden die Erfolgsaussichten vieler Kinder in der Schule erhöhen. Eltern bräuchten zudem oft gezielte Unterstützung und eigene Perspektiven, um den Bildungsweg aller Kinder gleichberechtigt zu fördern.
Die Kinderhilfsorganisation selbst setzt einen Schwerpunkt bei der Zusammenarbeit mit Grundschulen und Eltern. Als verbindendes Element seien Leseclubs ein sehr effektiver Ansatz, um Kindern von klein auf den Erwerb von Lese- und Schreibfähigkeiten und das Lernen selbst zu erleichtern.
Quelle: www.worldvision.de