Kairo. - Zu Beginn des muslimischen Fastenmonats Ramadan stellen die steigenden Preise für Grundnahrungsmittel in den importabhängigen Ländern des Nahen Ostens und Nordafrikas Millionen von Hunger bedrohte Familien vor immer größere Herausforderungen, warnt das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP). Millionen Menschen könnten Probleme haben, auch nur die grundlegendsten Lebensmittel zu kaufen, da der Konflikt in der Ukraine die Lebensmittelpreise immer stärker in die Höhe treibe.
"Wir sind zutiefst besorgt über die Millionen von Menschen in dieser Region, die aufgrund des toxischen Zusammenwirkens von Konflikten, Klimawandel und den wirtschaftlichen Folgen von Covid-19 bereits jetzt Schwierigkeiten haben, sich ausreichend zu ernähren", sagte Corinne Fleischer, WFP-Regionaldirektorin für den Nahen Osten und Nordafrika. "Die Widerstandsfähigkeit der Menschen ist an einem Wendepunkt angelangt. Diese Krise erzeugt Schockwellen auf den Lebensmittelmärkten, die jeden Haushalt in der Region treffen. Niemand wird verschont."
Die Auswirkungen der Ukraine-Krise belasten laut WFP die importabhängige Region zusätzlich. Die Preise für Weizenmehl und Pflanzenöl - zwei wichtige Grundnahrungsmittel für die meisten Familien - seien in der gesamten Region gestiegen. Im Jemen sei Speiseöl um 36 Prozent teurer geworden, in Syrien um 39 Prozent. Der Preis für Weizenmehl sei im Libanon um 47 Prozent gestiegen, in Libyen um 15 Prozent und in Palästina um 14 Prozent.
Schon vor dem Konflikt in der Ukraine führten Inflation und steigende Preise dazu, dass sich die ärmsten Familien Grundnahrungsmittel nicht mehr leisten konnten. Laut dem Lebensmittelpreisindex der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) erreichten die Lebensmittelpreise im Februar 2022 ein Allzeithoch.
Die Kosten für einen Grundnahrungsmittelkorb - der Mindestlebensmittelbedarf einer Familie pro Monat - stiegen im Libanon im vergangenen Jahr um 351 Prozent und damit am stärksten in der Region. Es folgten Syrien mit einem Anstieg von 97 Prozent und der Jemen mit 81 Prozent. Die drei Länder, die alle von Lebensmittelimporten abhängig sind, sind auch von einer starken Abwertung ihrer Währungen betroffen. Die Dürre in Syrien hat sich inzwischen auch auf die jährliche Weizenproduktion des Landes ausgewirkt.
Angesichts der weltweit steigenden Preise werden die knappen Mittel des WFP für Maßnahmen in der Region, insbesondere im Jemen und in Syrien, noch stärker unter Druck geraten als bisher. In beiden Ländern sind aufgrund der Konflikte und des damit verbundenen wirtschaftlichen Niedergangs mehr als 29 Millionen Menschen auf Ernährungshilfe angewiesen. Das WFP unterstützt fast 19 Millionen Menschen in den beiden Ländern.
Der weltweite Anstieg der Nahrungsmittelpreise und der Ukraine-Konflikt haben dazu geführt, dass das WFP im Vergleich zu 2019 zusätzliche Kosten in Höhe von 71 Millionen US-Dollar pro Monat für die weltweiten Hilfseinsätze zu tragen hat - ein Anstieg um 50%.
"Die Ukraine-Krise verschlimmert eine ohnehin schon schlechte Finanzierungssituation. Es gibt unmittelbare humanitäre Not, die unserer Aufmerksamkeit bedarf. Die Geber haben uns in den letzten Jahren geholfen, Millionen von Menschen in der Region mit Nahrungsmitteln zu versorgen. Jetzt ist die Lage kritisch und es ist an der Zeit, noch großzügiger zu sein", so Fleischer.
Das WFP verfüge derzeit nur über 24 Prozent der Mittel, die für Hilfe in Syrien benötigt werden, und 31 Prozent der Mittel für den Jemen. Aufgrund von Finanzierungsengpässen war das WFP bereits gezwungen, die Nahrungsmittelrationen in beiden Ländern zu kürzen. Bei weiteren Kürzungen bestehe die Gefahr, dass mehr Menschen vom Hungertod bedroht sind.
Quelle: www.wfp.org