oecd 80Berlin. - Die Entwicklungsleistungen öffentlicher Geber (Official Development Assistance - ODA) haben 2021 mit 179 Milliarden US-Dollar ein Allzeithoch erreicht, wie vorläufige Daten der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) zeigen. Dies entspricht einem realen Anstieg um 4,4 Prozent gegenüber 2020 und ist zum großen Teil auf zusätzliche Mittel zur Bewältigung der Coronakrise zurückzuführen.

Die öffentliche Entwicklungszusammenarbeit (ODA) der Mitglieder des OECD-Entwicklungsausschusses (DAC) umfasste 2021 auch Mittel in Höhe von 6,3 Milliarden US-Dollar für die Lieferung von COVID-19-Impfstoffen an Entwicklungsländer. Dies entspricht 3,5 Prozent der ODA-Gesamtleistungen. Bei Ausklammerung der Impfhilfen stieg die ODA real um 0,6 Prozent gegenüber 2020.

Insgesamt wurden fast 857 Millionen Impfdosen für Entwicklungsländer bereitgestellt. Der Gesamtbetrag in Höhe von 6,3 Milliarden US-Dollar teilt sich folgendermaßen auf: 2,3 Milliarden US-Dollar (1,3 Prozent der ODA-Gesamtleistungen) für die Verteilung überschüssiger Impfdosen (fast 357 Millionen Dosen), 3,5 Milliarden US-Dollar für den Kauf von Impfdosen für Entwicklungsländer und 0,5 Milliarden US-Dollar für Sekundärkosten. Bis auf eine Ausnahme folgten alle DAC-Geberländer der OECD-Empfehlung, den Preis der 2021 gespendeten überschüssigen COVID-19-Vakzine bei 6,72 US-Dollar pro Impfdosis anzusetzen und gegebenenfalls günstigere Preise zu berücksichtigen, um ihre ODA-Leistungen nicht zu hoch anzusetzen.

Die DAC-Mitglieder stellten insgesamt 18,7 Milliarden US-Dollar zur Bekämpfung von COVID-19 bereit. Das entspricht 10,5 Prozent ihrer gesamten ODA-Nettoleistungen in 2021. Im Vorjahr waren es 16,6 Milliarden US-Dollar bzw. 10,2 Prozent der ODA-Gesamtleistungen.

"Die OECD-Länder haben wieder einmal gezeigt, dass sie selbst in Krisenzeiten ihre Hilfen für schwächere Länder und Menschen aufstocken", sagte OECD-Generalsekretär Mathias Cormann bei der Präsentation der neuen Daten. "Die Anstrengungen des vergangenen Jahres waren zwar ein weiterer bedeutender Schritt in der Entwicklungshilfe, aber es gibt noch viel mehr zu tun. Durch den unprovozierten russischen Krieg gegen die Ukraine ist die Welt mit einer neuen humanitären Krise konfrontiert. Wir müssen mehr tun, um den Entwicklungsländern zu helfen, die am stärksten von Angebotsengpässen und höheren Nahrungsmittel- und Rohstoffpreisen betroffen sein werden."

Die ODA-Leistungen beliefen sich 2021 wie bereits im Vorjahr auf insgesamt 0,33 Prozent des kombinierten Bruttonationaleinkommens (BNE) der DAC-Geberländer. Der ODA-Zielwert der Vereinten Nationen liegt bei 0,7 Prozent des BNE. Die auf die Coronakrise zurückzuführenden BNE-Schwankungen der Länder haben den Trend dieser Kennzahl seit 2020 wahrscheinlich beeinflusst. Fünf DAC-Mitglieder – Dänemark, Deutschland, Luxemburg, Norwegen und Schweden – haben 2021 den Zielwert von 0,7 Prozent erreicht oder übertroffen.

In 23 DAC-Mitgliedsländern sind die ODA-Leistungen gestiegen – in vielen Fällen aufgrund der COVID-19-Hilfen. In sechs Ländern sind sie gesunken. Die größten Zuwächse gab es in Italien (+ 34,5 Prozent), Korea (+ 20,7 Prozent), Slowenien (+ 19,0 Prozent), Irland (+ 14,8 Prozent), den USA (+ 14,4 Prozent), Neuseeland (+ 13,8 Prozent), Spanien (+ 12,5 Prozent), Japan (+ 12,1 Prozent) und Island (+ 11,7 Prozent).

"Zu Pandemiebeginn hatten die DAC-Mitglieder erklärt, dass sie das ODA-Volumen aufrechterhalten wollen. Daran halten sie sich weiterhin – trotz des enormen fiskalischen und wirtschaftlichen Drucks, den der Krieg in der Ukraine noch deutlich verschärft", so die DAC-Vorsitzende Susanna Moorehead. "Die Vielzahl der Krisen bedeutet auch eine Vielzahl von Herausforderungen für die ODA. Sie muss in Not geratene Menschen in allen Partnerländern unterstützen – Menschen, die durch Konflikte zur Flucht gezwungen sind, Menschen, die an Hunger leiden, und Menschen, die besonders arm und vulnerabel sind, insbesondere Frauen und Kinder, die am meisten leiden."

Die humanitäre Hilfe belief sich 2021 laut OECD auf 18,8 Milliarden US-Dollar. Das entspricht einem realen Anstieg um 3,5 Prozent gegenüber 2020. Die Schuldenerleichterungen blieben mit 545 Millionen US-Dollar auf niedrigem Niveau. Die ODA-Leistungen für die Aufnahme von Geflüchteten in den Geberländern erreichten 9,3 Milliarden US-Dollar. Dieser Wert hat sich real gegenüber 2020 kaum verändert und entspricht 5,2 Prozent der gesamten ODA-Leistungen. Die ODA für diese Flüchtlingskosten in den Geberländern hat sich (in realer Rechnung) seit ihrem Höchststand in 2016 fast halbiert. Damals betrug sie 16 Milliarden US-Dollar und 11,0 Prozent der ODA-Gesamtleistungen.

Der Anteil der Kredite und Kapitalbeteiligungen an den bilateralen ODA-Bruttoleistungen ist 2021 in den DAC-Mitgliedern auf 19 Prozent zurückgegangen, gegenüber 21 Prozent in 2020 – der Rest wurde als Zuschuss gewährt. Bilaterale staatliche Kredite der DAC-Mitglieder gingen auf Basis des Zuschussäquivalents um 4,6 Prozent zurück, nachdem sie zwischen 2018 und 2020 real um 35 Prozent gestiegen waren. Die Länder mit dem höchsten Kreditanteil in ihrer bilateralen ODA waren Japan (55 Prozent), Korea (36 Prozent) und Frankreich (23 Prozent).

Für die am wenigsten entwickelten Länder macht die ODA mehr als zwei Drittel der externen Finanzierung aus. Die OECD erfasst auch die Mittelvergabe einiger Nicht-DAC-Mitglieder und privater Stiftungen. Auf die jetzt vorgelegten vorläufigen Daten folgen Ende des Jahres die endgültigen Statistiken mit einer detaillierten geografischen und sektoralen Aufschlüsselung.

Die ODA-Nettoleistungen sind seit Beginn ihrer Erfassung in 1960 volumenmäßig fast konstant gestiegen. Damals betrugen sie knapp unter 40 Milliarden US-Dollar (in Preisen von 2020). Seit 2000 die Millenniumsentwicklungsziele verabschiedet wurden, haben sie sich trotz der Auswirkungen der Krise von 2008 auf die Volkswirtschaften der Geberländer real mehr als verdoppelt (Anstieg um 118 Prozent). Seit Verabschiedung der Ziele für nachhaltige Entwicklung in 2015 sind die ODA-Nettoleistungen um 20 Prozent gestiegen.

Quelle: www.oecd.org