germanwatch 150Berlin. - In diesem Jahr erreicht die Welt den sogenannten Erdüberlastungstag (Earth Overshoot Day) am 28. Juli (Donnerstag) – und damit einen Tag früher als im Vorjahr. An diesem Tag hat die Menschheit alle Ressourcen verbraucht, die ihr eigentlich für das gesamte Jahr zur Verfügung stehen würden. Denn für die natürliche Erneuerung dessen, was die Menschheit seit Jahresbeginn verbraucht hat, benötigen die Ökosysteme ein ganzes Jahr.

"Wir leben ab Donnerstag bei unserer Erde auf Pump. Momentan verbraucht die Menschheit rechnerisch 1,75 Erden, die Konsequenzen dieser Übernutzung bürden wir insbesondere den Armen heute und den nachfolgenden Generationen auf – und das mit wachsender Intensität", sagte Christoph Bals, Politischer Geschäftsführer der Umwelt- und Entwicklungsorganisation Germanwatch. Berechnet wird der Tag vom Global Footprint Network.

Beim Blick auf die nationalen Erdüberlastungstage werden die großen Unterschiede zwischen dem Ressourcenverbrauch der einzelnen Länder deutlich. "Würden alle Menschen so wirtschaften wie wir in Deutschland, läge der Erdüberlastungstag bereits Anfang Mai. Dann bräuchten wir nicht zur zwei, sondern drei Planten", so Bals. Alle EU-Staaten verzeichnen ihre nationalen Überlastungstage vor dem Datum, das den Durchschnitt der globalen Überlastung anzeigt.

"Der Erdüberlastungstag macht deutlich, dass wir in grundlegender Weise unsere Art zu wirtschaften überdenken müssen", erklärte Finn Robin Schufft, Referent für Unternehmensverantwortung bei Germanwatch. "Die EU mit ihrem überdurchschnittlichen Ressourcenverbrauch darf die Kosten zerstörerischer Geschäftspraktiken nicht länger der Umwelt und den besonders Betroffenen insbesondere im globalen Süden aufbürden. Sie muss ihre Unternehmen dazu verpflichten, endlich Verantwortung zu übernehmen und ihre Geschäftsmodelle an den planetaren Grenzen und der Achtung der Menschenrechte auszurichten."

Derzeit laufen im EU-Ministerrat die Verhandlungen für ein EU-Lieferkettengesetz, dessen erster Entwurf allerdings nur unzureichende Umweltpflichten enthält. Um etwa der Wucht der Klimakrise angemessen zu begegnen, sei es notwendig, dass Unternehmen 1,5-Grad-kompatible Pläne aufstellen mit kurz- und mittelfristigen Meilensteinen zur Minderung der Emissionen in ihrer Wertschöpfungskette.

Deutschland und die EU tragen eine besondere Verantwortung, ihren ökologischen Fußabdruck nachhaltig zu reduzieren. Anne Gläser, Expertin für CO2-Preise bei Germanwatch: "Eine EU, die die Ziele des European Green Deal ernst nimmt, sollte eine Vorreiterrolle einnehmen und nicht länger auf Kosten künftiger Generationen und des gesamten Planeten leben. Ein Aufbruch beim Klimaschutz ist dafür zentral. Die EU ist gerade mitten im Gesetzgebungsprozess für das größte Klimapaket aller Zeiten, das Fit-for-55-Paket. Wir fordern die Bundesregierung auf, sich stärker in die Schlussverhandlungen einzubringen, damit das Klimapaket gestärkt und auf keinen Fall weiter verwässert wird. Das Paket sollte beispielsweise sicherstellen, dass der Luftverkehr endlich Zertifikate im Emissionshandel für seine volle Klimawirkung kaufen muss."

Das Global Footprint Network berechnet jedes Jahr den Tag, an dem die Erdüberlastung erreicht ist, den "Earth Overshoot Day". Dabei werden zwei rechnerische Größen gegenübergestellt: zum einen die biologische Kapazität der Erde zum Aufbau von Ressourcen sowie zur Aufnahme von Müll und Emissionen, zum anderen der Bedarf an Wäldern, Flächen, Wasser, Ackerland und Fischgründen, den die Menschen derzeit für ihre Lebens- und Wirtschaftsweise verbrauchen.

Quelle: www.germanwatch.org


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