Peking (epo). - Durch Umweltverschmutzung und -zerstörung infolge des Wirtschaftsbooms gehen der Volksrepublik China jährlich rund 200 Milliarden US-Dollar verloren - zehn Prozent des Bruttosozialproduktes. Dies geht aus dem Weißbuch "Environmental Protection in China (1996-2005)" hervor, das der chinesische Staatsrat jetzt in Peking veröffentlichte. Der Raubbau auf Kosten der Umwelt drohe sogar noch zuzunehmen, sagte Zhu Guangyao, der stellvertretende Direktor der staatlichen Umweltschutzbehörde (SEPA), die rund eine halbe Million Mitarbeiter hat. Das Weißbuch ist die zweite Veröffentlichung zur Lage der Umwelt seit 1996.

Dem 45seitigen Bericht zufolge führt die Umweltzerstörung zu schwindenden ökologischen Ressourcen und wird damit zu einem Hindernis bei der Entwicklung Chinas. Der 11. Fünfjahresplan der Zentralregierung sieht vor, den Energieverbrauch um 20 Prozent zu senken. Der Ausstoss von Schadstoffen soll um zehn Prozent reduziert werden, und die Waldflächen sollen von derzeit 18,2 auf 20 Prozent anwachsen.

Zhu kündigte an, Projekte, die die Umwelt beeinträchtigten, sollten künftig gestrichen werden. Dies gelte insbesondere für große Bauvorhaben. Allein durch den Bau des Drei Schluchten Staudammes, des größten Wasserkraftwerkes der Welt, waren riesige Gebiete überflutet worden; mehr als eine Million Menschen wurden zur Umsiedelung gezwungen.

Die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua berichtete, in den vergangenen drei Jahren seien 16.000 Firmen, die gegen Umweltauflagen verstiessen, geschlossen worden. Seit 2002 würden jährlich 6,7 Millionen Hektar Wald wieder aufgeforstet. 1,5 Millionen Quadratkilometer, rund 15 Prozent der Landfläche, stünden unter Naturschutz. Im Zeitraum 1996 bis 2004 seien knapp 120 Milliarden US-Dollar in Umweltschutz investiert worden.

Trotz dieser Bemühungen, so das Weissbuch, sind die Flüsse des Landes stark verschmutzt; 20 Prozent der chinesischen Städte verzeichnen eine starke Luftverschmutzung, ein Drittel der Landfläche ist von saurem Regen betroffen. Auf mehr als fünf Millionen Quadratkilometern Land herrscht Bodenerosion oder Wüstenbildung; der Artenschwund hat drastische Ausmasse angenommen.

Nach offiziellen Regierungsstatistiken liegt die Trinkwasserqualität in 47% der chinesischen Städte unter den Gesundheitsstandards. Abwässer werden nur in 54% der 47 wichtigsten Städte Chinas geklärt, in den meisten Kommunen wird nur ein Fünftel der Mülls umweltgerecht beseitigt.

Viele Beamte suchten bessere Umweltschutzmassnahmen dennoch zu blockieren oder sogar zu verhindern, klagte Zhu. Seine Behörde setze darauf, dass Nichtregierungsorganisationen (NRO) Druck auf die Regional- und Lokalverwaltungen ausübten, um Umweltprobleme lösen zu können. Dazu müsse die Tätigkeit von NRO besser gesetzlich geregelt werden.

Umweltorganisationen begrüßten die Forderung Zhus. Die Regionalregierungen hielten ein starkes Wirtschaftswachstum aber nach wie vor für wichtiger als Vorkehrungen gegen die Umweltzerstörung, sagte Yu Jie, Sprecher von Greenpeace China.

"Environmental Protection in China"


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