diakonieBerlin. - Aktuell nähren Meldungen über aufflammende Kämpfe zwischen Armee und Rebellengruppen in Myanmar die Befürchtung neuer Vertreibungen. Nach einer Welle der Gewalt im Jahr 2017 waren rund 800.000 Angehörige der verfolgten muslimischen Minderheit Rohingya in das Nachbarland Bangladesch geflüchtet. Seitdem harren dort mehr als eine Million Geflüchtete ohne Aussicht auf eine gesicherte Rückkehr aus.

"Dieser Zustand ist für die Menschen diesseits und jenseits der Grenze unhaltbar", sagte Martin Keßler, Leiter der Diakonie Katastrophenhilfe. Er besucht derzeit einen Teil des weltweit größten Flüchtlingscamps Cox’s Bazar in Bangladesch und die laufenden Projekte des Hilfswerks.

"Mich beeindruckt, dass es möglich ist, für so viele Menschen auf engstem Raum ein würdevolles Leben zu organisieren", erklärte Martin Keßler nach Gesprächen mit Familien in der Region Cox’s Bazar. "Aber ihre ausweglose Situation ist erschütternd: Sie sehen die Hügel ihrer Heimat Myanmar in der Ferne, aber können nicht zurück. Und richtig ankommen dürfen sie in Bangladesch nicht."

Mehr als eine Million Menschen leben verteilt in mehreren Camps in Cox’s Bazar. Seit 2017 unterstützt die Diakonie Katastrophenhilfe gemeinsam mit ihren lokalen Partnern Anwohner und Geflüchtete in dem Küstenbezirk. Familien werden mit Trinkwasser versorgt, erhalten Zugang zu sanitären Einrichtungen und Gas zum Kochen ihrer täglichen Mahlzeiten. Jugendliche haben in speziellen Einrichtungen die Möglichkeit, ihre traumatischen Erlebnisse durch Gewalt und Flucht mithilfe professioneller Unterstützung zu überwinden. "Das Erlebte sitzt tief. Die anhaltend prekären Bedingungen im Camp machen es nicht leichter, dass diese Narben heilen", so Keßler.

In den vergangenen Monaten hatte starker Monsunregen die sanitäre Situation in Cox’s Bazar verschlechtert. Etwa 17.000 Unterkünfte wurden beschädigt oder zerstört. Davon waren mehr als 70.000 Menschen betroffen. Hinzu kommt ein Anstieg von Krankheiten durch den Regen und die schlechten Hygienebedingungen. "In dieser angespannten Lage und der ungewissen Zukunft dürfen wir die Menschen hier nicht vergessen", betonte Keßler.

Die Regierung von Bangladesch hat wiederholt erklärt, keine weiteren Menschen aufnehmen zu können und die Rückkehr der Rohingya gefordert. Doch in ihrer Heimat Myanmar sind die Staatenlosen nicht sicher vor neuer Gewalt. Dort verschärft sich die humanitäre Krise zusehends: In diesem Jahr sind laut UN-Angaben bereits mehr als 650.000 Menschen innerhalb Myanmars vertrieben worden, die Ernährung von elf Millionen Menschen ist nicht gesichert. Treiber der Krise sind gewaltsame Konflikte in verschiedenen Regionen des Landes, nachdem das Militär durch einen Putsch im Februar 2021 an die Macht gekommen war. Eine tiefe Wirtschaftskrise und enorm gestiegene Preise verschärfen die Not.

Quelle: www.diakonie-katastrophenhilfe.de


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