diakonieBerlin. - In Kolumbien führt die Regierung Friedensgespräche mit bewaffneten Gruppen, um die jahrzehntelange Gewalt zu beenden. Diese zwingt jedes Jahr Zehntausende zur Flucht und gefährdet 2,4 Millionen Migranten und Geflüchtete aus Venezuela. "Die humanitäre Lage in Kolumbien hat sich sowohl durch den bewaffneten Konflikt als auch durch die zunehmenden Migrationsbewegungen verschlechtert", sagte Andrea Koulaimah. Die Regionaldirektorin für Europäischen Katastrophenschutz und humanitäre Hilfe (ECHO) besuchte ein Schutzprojekt für Jugendliche mit der Diakonie Katastrophenhilfe in Bogotá.

Lateinamerika erlebt eine der größten Migrationsbewegungen seiner Geschichte: 7,1 Millionen Menschen haben in den vergangenen Jahren Venezuela verlassen. Laut UN-Angaben beherbergt allein Kolumbien 2,4 Millionen von ihnen, die dort ein besseres Leben suchen. "Das ist für ein Land mit einem anhaltenden Konflikt, in dem mehr als 370.000 Menschen allein in den vergangenen zwei Jahren vertrieben wurden, eine enorme zusätzliche Herausforderung", erklärte Marino Jansen, Leiter des Regionalbüros der Diakonie Katastrophenhilfe in Kolumbien. "Wer aus Venezuela kommt, ist in vielen Regionen Gewalt jeglicher Art schutzlos ausgeliefert." Laut einer Umfrage der Internationalen Organisation für Migration gaben 40 Prozent der in Kolumbien lebenden Venezolaner an, Diskrimination und Gewalt erlebt zu haben.

Mit finanzieller Unterstützung durch die Generaldirektion Europäischer Katastrophenschutz und humanitäre Hilfe (ECHO) kann die Diakonie Katastrophenhilfe gemeinsam mit lokalen Partnern fast 30.000 Menschen in einem Schutzprojekt helfen. Vor allem Mädchen und Frauen aus beiden Nationen stehen im Fokus. Sie erleben geschlechtsbasierte Gewalt auf den Fluchtrouten oder dort, wo illegale Gruppen die Kontrolle haben. Diese rekrutieren oft Jugendliche. "Jedes Mal, wenn die Guerilla an unserem Haus vorbeikam, habe ich meine kleinen Geschwister ins Haus geholt", sagte die 17-jährige Yuliana, die im Osten Kolumbiens lebt. Heute wohnt und lernt sie in einem Internat von Benposta, einer lokalen Partnerorganisation der Diakonie Katastrophenhilfe. Dort beendet das Mädchen die Schule zusammen mit ihren Geschwistern unter geschützten Bedingungen und ohne Angst vor Rekrutierungen.

7.400 Kinder und junge Erwachsene wie Yuliana erhalten Schulmaterial. In einer weiteren Komponente des Projekts erfahren Migranten aus Venezuela und Opfer des bewaffneten Konflikts mehr über ihre Rechte und Möglichkeiten für konkrete Hilfe. Wo Menschen aufgrund von Kampfhandlungen oder Flucht in akuter Not sind, stellen Projektpartner Hygieneartikel und Essensrationen für vier Tage und für bis zu 4.000 Personen bereit. Akute Nothilfen sowie Schutz- und Bildungsmaßnahmen greifen ineinander.

In Anbetracht von 7,7 Millionen Menschen, die laut UN-Angaben in Kolumbien humanitäre Hilfe benötigen, ist die internationale Unterstützung zu gering. Im Jahr 2022 konnte nur ein Drittel der notwendigen finanziellen Mittel aufgebracht werden, die laut den Vereinten Nationen notwendig gewesen wären, um die komplexe humanitäre Krise zu bewältigen. "Wir sind entschlossen, weiterhin alle Opfer des Konflikts zu unterstützen, ohne dabei die am stärksten gefährdeten Geflüchteten und Migranten zu vergessen. Aus diesem Grund richten wir am 16. März in Brüssel gemeinsam mit Kanada eine internationale Konferenz aus, um uns mit venezolanischen Geflüchteten und Migranten sowie den Aufnahmeländern solidarisch zu zeigen", betonte Andrea Koulaimah, ECHO-Regionaldirektorin für Subsahara-Afrika, Asien, Lateinamerika und den Pazifik. Koulaimah besuchte zusammen mit EU-Botschaftern das Projekt mit Benposta in der kolumbianischen Hauptstadt Bogotá.

Nach einem Friedensvertrag mit der marxistischen Guerillagruppe FARC im Jahr 2016 hatte die Linksregierung von Präsident Gustavo Petro im vergangenen Jahr Friedensverhandlungen mit der "Nationalen Befreiungsarmee" ELN aufgenommen. Sie ist die letzte große Guerillagruppe in Kolumbien. Zudem bezieht die Regierung auch einflussreiche kriminelle bewaffnete Gruppen ein, um einen umfassenden Frieden im Land zu erreichen und so die wachsende Gewalt zu beenden, die seit den achtziger Jahren rund eine halbe Million Menschenleben gefordert hat.

Quelle: www.diakonie-katastrophenhilfe.de


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