Berlin. - Entwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) will die Kooperation mit Indien zur Bewältigung globaler Aufgaben verstärken. Vor dem Treffen der G20-Entwicklungsminister am 11./12. Juni in Varanasi will die Ministerin am 9. und 10. Juni im Raum Delhi Entwicklungsprojekte besuchen. Im Fokus stehen dabei die weltweite Ernährungssicherheit, die Energiewende, der Einsatz für saubere Flüsse und Meere sowie eine saubere Wasserversorgung und Entsorgung.
"Alle Probleme, die uns weltweit betreffen, betreffen auch Indien", sagte Schulze. "Der Klimawandel zum Beispiel wirkt sich in Indien besonders dramatisch aus, mit extremen Hitzewellen, Dürren und Überflutungen. Zugleich gilt: Alle Probleme, die in Indien gelöst werden können, können wir sehr wahrscheinlich auch weltweit lösen. Deswegen arbeiten wir mit Indien nicht nur an der Entwicklung des Landes, sondern auch gemeinsam an nachhaltiger Entwicklung weltweit. Das gilt zum Beispiel für die Ernährungssicherheit: Indien hat schmerzhaft gelernt, dass agrarökologische Ansätze langfristig besser für die Böden und für die Kleinbäuerinnen und Kleinbauern sind. Hier gibt es viel Expertise, wie man gut produzieren kann. So hat Indien im vergangenen Jahr beschlossen, agrarökologische Ansätze in den Vordergrund zu stellen, um weniger abhängig zu sein von fossilem Dünger oder teuren Pestiziden. Dazu zählt auch der Anbau von Hirse, ein Getreide, das auch große Trockenheit aushält und so klimaresistenter ist als andere Getreidearten. Dieses Wissen wollen wir künftig gemeinsam mit anderen Partnern in Afrika teilen."
Indien ist das bevölkerungsreichste Land und die fünftgrößte Volkswirtschaft der Welt. Das Entwicklungsministerium (BMZ) arbeitet mit Indien in Bereichen, ohne die eine gerechte und lebenswerte Welt in Zukunft nicht möglich sein wird: erneuerbare Energien, nachhaltige Landwirtschaft und Klimaresilienz, nachhaltige Urbanisierung und soziale Sicherung. Die jährliche Unterstützung Indiens erreicht dabei ein Volumen von rund einer Milliarde Euro und besteht angesichts der ökonomischen Stärke des Landes weitgehend aus zinsverbilligten Darlehen.
Als einer der größten landwirtschaftlichen Produzenten weltweit ist Indien aus BMZ-Sicht ein entscheidender Partner, um den globalen Agrar- und Ernährungssektor nachhaltig aufzustellen. Indien könne dabei als Modell mit Strahlkraft in die Welt wirken. Deutschland unterstützt den agrarökologischen Ansatz Indiens für eine nachhaltige, klimaangepasste Landwirtschaft, die für Ernährungssicherheit sorgt und zugleich die Abhängigkeiten von teuren fossilen Düngemittel-Importen oder Pestiziden reduziert. Neben der Zusammenarbeit vor Ort stellen Deutschland und Indien diese agrarökologische Expertise auch anderen Entwicklungsländern zur Verfügung. Solche gemeinsamen Dreieckskooperationen sind im Bereich Agrarökologie derzeit mit afrikanischen Ländern in Planung.
Weitere Themen der Indienreise von Ministerin Schulze am Freitag und Samstag sind die Energiewende und nachhaltige Stadtentwicklung sowie der Einsatz für saubere Flüsse und Meere.
Am Sonntag und Montag wird es beim Treffen der G20-Entwicklungsminister auch um die Vorbereitung des Gipfels der Staats- und Regierungschefs im September gehen, der einen starken entwicklungspolitischen Schwerpunkt ("Green Development Pact") bekommen soll. Entwicklungsministerin Schulze will sich dabei für Geschlechtergerechtigkeit einsetzen. Ein zweites Anliegen von Ministerin Schulze ist, die Reform der Weltbank voranzutreiben, um mehr Geld für Klimaschutz und andere globale Aufgaben zu mobilisieren. Dabei kommt es auch auf die Unterstützung der Schwellenländer an. Indien spielt hier als G20-Vorsitz eine zentrale Rolle.
Schulze: "Mit Indien sitzt der G20 ein starker Partner vor, mit dem wir gemeinsam nachhaltige Entwicklung vorantreiben können. Die G20 sind dafür das entscheidende Gremium, denn es vereint die größten Volkswirtschaften und ist eine Brücke zu den Entwicklungsländern. Jedoch sind Entwicklungsländer in internationalen Gremien oftmals noch zu schwach vertreten. Ich bin überzeugt, dass die Entscheidungen der G20 besser und fairer werden, wenn die Afrikanische Union gleichberechtigt mit am Tisch sitzt. Deutschland wird sich jedenfalls dafür stark machen."
Quelle: www.bmz.de