Berlin. - Trotz inflationsbedingter Kaufzurückhaltung hat sich der Faire Handel in Deutschland im Geschäftsjahr 2022 positiv entwickelt. "Erstmals hat der Gesamtumsatz mit Produkten aus Fairem Handel die zwei Milliarden Euro Schwelle überschritten", berichtete Matthias Fiedler, Geschäftsführer des Forums Fairer Handel (FFH), am Dienstag in Berlin.
2,18 Milliarden Euro gaben die Verbraucher im vergangenen Jahr für fair gehandelte Lebensmittel, Textilien, Kosmetik, Blumen und Kunsthandwerk aus. Im Vergleich zum Vorjahr ist der Umsatz zu geschätzten Endverbraucherpreisen um 11,5 Prozent gestiegen. "Auch unter Berücksichtigung der hohen Inflation im vergangenen Jahr ist das eine solide Entwicklung", konstatierte Fiedler. Seit 2015 ist der Umsatz mit fair gehandelten Produkten um 70 Prozent gestiegen. Doch der Marktanteil von fairem Kaffee in Höhe von 5,6 Prozent zeigt, wieviel Luft nach oben bleibt.
"Für unsere Handelspartner in Afrika, Asien und Lateinamerika sind faire Lieferketten wichtiger denn je", sagte Andrea Fütterer, Vorstandsvorsitzende des FFH. "Wo sinkende Erträge infolge der Klimakrise auf horrend gestiegene Lebenshaltungskosten treffen, eröffnen faire und verlässliche Handelspartnerschaften Zukunftsperspektiven, die immer mehr Menschen verweigert werden." Denn: Noch immer sind viele Erzeuger gezwungen, Lebensmittel zu Dumpingpreisen an marktmächtige Konzerne zu verkaufen. Deswegen fordert das FFH im Rahmen der Initiative für faire Preise in der Lieferkette ein gesetzliches Verbot des Einkaufs unterhalb der Produktionskosten.
Derweil duldet der gemeinsame Kampf gegen die Klimakrise keinen Aufschub und setzt die Produzenten weiter unter Druck. Das führt zu einem verstärkten Engagement der FFH-Mitgliedsorganisationen vor Ort: "Durch Investitionen in die Klimaresilienz ihrer Handelspartner oder die Diversifizierung von Produktion und Vermarktung arbeiten wir gemeinsam mit unseren Handelspartnern an einem zukunftsfähigen Wirtschaftsmodell, das den Menschen und die Natur in den Mittelpunkt stellt", erklärte Fütterer.
Durchschnittlich 25,83 Euro gaben die Menschen in Deutschland pro Kopf für faire Lebensmittel, Textilien und Handwerksprodukte aus. Etwa 70 Prozent der Verbraucher in Deutschland greifen bei ihrem Wocheneinkauf mindestens gelegentlich, häufig oder sogar immer gezielt zu fair gehandelten Produkten. Das ergab eine aktuelle repräsentative Befragung im Auftrag des FFH.
Quelle: www.forum-fairer-handel.de