Roland Bunzenthal. Das Foto hat die Familie zur Verfügung gestellt. Es darf mit der Nennung der Quelle "Elisabeth Atnafu" für Nachrufe kostenlos verwendet werden (red.)Der Journalist Roland Bunzenthal ist nach langer, schwerer Krankheit am 21.09.2023 in Frankfurt/Main verstorben. Die Redaktion von epo.de hat erst kürzlich von seinem Tod erfahren. Roland war ein herausragender Wirtschaftsredakteur bei der Frankfurter Rundschau. Und er war in seinem Ressort einer der erfahrensten Journalisten, wenn es um die sogenannten "Entwicklungsländer" ging. Er setzte sich für die Menschen im Globalen Süden ein, ohne seine Rolle als Beobachter der politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse aufzugeben und "nur" solidarisch zu sein. Das konnten nicht viele. Wir werden ihn als Mitglieder des Dritte Welt Journalisten Netzes (DWJN) sehr vermissen.

Roland hat mich, den freien Fachjournalisten, als Mitarbeiter zur FR geholt. Es war ein Artikel über Tropenwaldzerstörung, den er seinen Kollegen bei der Rundschau zum Abdruck empfohlen hat. Er setzte sich sehr für den Erhalt der Natur ein, doch in erster Linie galt seine journalistische Aufmerksamkeit der sozialen Gerechtigkeit, sowohl global als auch im eigenen Land. In seinen Kommentaren hatte er die soziale Kluft stets im Blick - und stieß dabei nicht immer auf Gegenliebe.

Elisabeth Atnafu, die aus einer äthiopischen Familie stammende zweite Ehefrau Roland Bunzenthals, hat dem DWJN seinen Tod mitgeteilt. (Nachruf der FR hier). Mit Parkinson hatte er seit einigen Jahren ein sehr beschwerliches Leben im Pflegeheim. Davor hatte er noch immer tageweise in der Wirtschaftsredaktion der Frankfurter Rundschau ausgeholfen, wenn seine Erkrankung es erlaubte. Neben seiner Ehefrau hinterlässt er zwei Töchter.

Roland hatte in Frankfurt am Main eine Sektion des DWJN gegründet. In Stammtischgesprächen - in gemütlicher Runde - wurden eher ungemütliche Themen wie die Verschuldung der Länder des Südens, die Zerstörung der Tropenwälder oder die sich damals in den Medien am Horizont abzeichnende (in Wirklichkeit bereits rasant voranschreitende) Klimakrise diskutiert. Leider wurden die Zeichen der Zeit in den 1980er- und 90er-Jahren noch nicht wirklich erkannt, und auch epo.de (1995 gegründet) hat damals zu optimistisch über den "Klimawandel" berichtet.

Wenn es um "Entwicklungsländer" geht, würde Roland heute wohl auch die Bundesrepublik ins Visier seiner stets sachlich orientierten, aber im Ton durchaus deutlichen Kommentare nehmen. Doch das steht auf/in einem anderen Blatt.

Klaus Boldt (der mit Roland einen guten Freund verloren hat).
Das Foto zeigt Roland Bunzenthal. Das Portrait hat die Familie zur Verfügung gestellt. Es darf mit der Nennung der Quelle "Elisabeth Atnafu" für Nachrufe kostenlos verwendet werden (Red.)