Belugawal. Foto: WWFSt. Kitts (epo). - Erstmals haben die Walfang-Nationen eine einfache Mehrheit in einer Abstimmung über die Wiederaufnahme des Walfanges erreicht. Mit 33 zu 32 Stimmen wurde auf der derzeit tagenden Konferenz der Internationalen Walfangkommission (IWC) eine Resolution befürwortet, die ein Ende des seit 1986 geltenden Walfang-Moratoriums fordert. Für eine Aufhebung des Moratoriums wäre eine Dreiviertel-Mehrheit erforderlich. Umwelschützer zeigten sich dennoch enttäuscht von der "Scheckbuch-Diplomatie" Japans.

33 der anwesenden 66 Länder stimmten mit Japan für eine Resolution, die die Wiederaufnahme des Walfangs fordert. 32 Länder stimmten auf der Insel St. Kitts gegen die Resolution, ein Staat enthielt sich der Stimme. Für ein Aufheben des Walfangverbots wäre eine Dreiviertel-Mehrheit nötig. "Dennoch sind mit einer einfachen Mehrheit der Walfänger viele Schutzbestimmungen für Wale in Gefahr", erklärte der Internationale Tierschutz-Fonds (IFAW). "So könnte auch das vom IFAW initiierte Walschutzgebiet im südlichen Ozean aufgehoben werden, ebenso die Arbeit der IWC zur Unterstützung des Whalewatchings und andere Initiativen für den Walschutz."

"Die Scheckbuch-Diplomatie Japans scheint erfolgreich zu sein", sagte IFAW-Meeresbiologe Ralf Sonntag. "Nun haben die Walfänger eine gefährliche einfache Mehrheit. Die Walschutz-Nationen müssen ihre Anstrengungen erhöhen, damit die wertvolle Arbeit zum Erhalt der sanften Riesen nicht zunichte gemacht wird".

Die Resolution war von sechs Karibik-Staaten eingebracht und von Japan, Norwegen, Island und Russland mit unterzeichnet worden. Während Norwegen das Walfang-Verbot offen unterläuft, halten sich Japan und Island zwar formal an das Moratorium, töten Wale aber zu "wissenschaftlichen Zwecken". Die drei wichtigsten Walfang-Nationen harpunieren jährlich rund 2.000 Wale.

"Japanische Regierungsvertreter haben eingeräumt, Entwicklungsländer mit Hilfsgeldern zu ködern, damit sie in die IWC eintreten und für die Interessen Japans stimmen", krisierte WWF-Walexperte Volker Homes. "Viele dieser Staaten haben niemals Wale gejagt und auch nicht vor, dies zu tun."

Nach Ansicht des WWF brauchen Wale, Delfine und Tümmler internationalen Schutz so dringend wie nie. "Alle anderthalb Minuten stirbt ein Wal", sagte Homes. Allein in Fischernetzen ertrinken nach WWF-Schätzungen jedes Jahr etwa 300.000 Wale. Auch bei Kollisionen mit Schiffen werden die bedrohten Meeressäuger getötet.

DER ANFANG VOM ENDE DES WALSCHUTZES?

"Das ist der Anfang vom Ende des Walschutzes", sagte Stefanie Werner von Greenpeace. "Erstmals nach 20 Jahren IWC hat Japan es geschafft, einen Abstimmungserfolg im Kampf um den kommerziellen Walfang zu erringen."

In der Resolution sei die Rede davon, dass sich die IWC künftig nicht um den Walschutz, sondern um die Kontrolle des kommerziellen Walfangs kümmern soll. Ausserdem werde erklärt, dass die Nutzung von Walen zur Reduzierung von Armut beitrage und die Wale zu viele Fische vertilgten.

"Japan kaufte in den vergangenen Jahren diverse arme Länder mit entsprechender finanzieller Hilfe, damit sie in die IWC eintreten, um ihre Stimme für den Walfang abzugeben", klagte Werner die Regierung der asiatischen Nation an.

"Auch die Bundesregierung ist an der aktuellen Entwicklung nicht ganz unbeteiligt", kritisierte Thilo Maack, Meeresexperte von Greenpeace. "Sie hat in den vergangenen Jahren eine zu passive Rolle in den Debatten um den Stimmenkauf gespielt."

[Foto: Belugawal (Delphinapterus leucas) ? WWF-Canon / William W. ROSSITER]

IFAW - Internationaler Tierschutz-Fonds
WWF - World Wide Fund for Nature
Greenpeace


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