Bonn, 12. Juli 2024. - Mehr als die Hälfte der sudanesischen Bevölkerung, insgesamt 26,5 Millionen Menschen, leidet Hunger. Diese Situation wird sich voraussichtlich noch verschlimmern. Denn die Kämpfe eskalieren und die landwirtschaftliche Produktion ist schon jetzt, vor der nächsten Erntezeit im September, zurückgegangen. Seit dem jüngsten Anstieg der Gewalt Anfang Juli im Bundesstaat Sennar im Osten des Sudan suchen viele Menschen Schutz in Nachbarregionen wie Gadarif, New Halfa und Kassala. Dort treffen täglich Scharen von Geflüchteten, vor allem Frauen und Kinder, ein.
Für 755.000 Menschen in zehn Bundesstaaten ist die Hungersituation besonders dramatisch. In Teilen von Kordofan, Blue Nile, Al Jazirah und Khartoum sowie in der gesamten Region Darfur wissen die Menschen kaum noch, wie sie sich ernähren sollen. Mit der Eskalation des Konflikts können dringend benötigte Hilfsgüter nicht in die Regionen gelangen. Durch die anhaltenden Kämpfe sind die Preise für Nahrungsmittel und Treibstoff in die Höhe gegangen. Viele Familien wurden seit April 2023 zum Teil mehrfach vertrieben.
„Die Menschen im Sudan sind in einer Spirale des Schreckens gefangen und durchleben einen nicht endenden Albtraum“, sagt Abdirahman Ali, CARE-Länderdirektor im Sudan. „Eltern lassen Mahlzeiten ausfallen, um ihre Kinder versorgen zu können, die durch Unterernährung bereits geschwächt sind. Die Gesundheitseinrichtungen sind überlastet und viele aufgrund von Angriffen und mangelnder Ressourcen nicht funktionsfähig. Wir riskieren, dass Kinder an Unterernährung sterben, weil es an der notwendigen Gesundheitsversorgung fehlt.“
In Darfur ist das Leben für Geflüchtete aus Al Faschir ein täglicher Kampf. Sie ernähren sich von Blättern, um zu überleben. „Meine Kinder verhungern. Jeden Tag sehe ich, wie sie an Gewicht verlieren, weil sie kränker werden“, berichtet eine Mutter von fünf Kindern in Ost-Darfur. „Es gibt wohl Lebensmittel auf den Märkten, aber sie sind zu teuer. Wir haben Angst, dass wir unsere Kinder verlieren. Wir brauchen dringend Lebensmittel, sauberes Wasser, eine gute Unterkunft und medizinische Versorgung.“
Gerade für Frauen und Mädchen ist die Situation besonders hart. Die Kämpfe haben bestehende Ungleichheiten verschärft. Zudem sind Frauen und Mädchen am stärksten von Gewalt, insbesondere sexualisierter Gewalt, Vertreibung, Hunger und dem Verlust ihrer Existenzgrundlage betroffen.
CARE Sudan unterstützt die neu vertriebenen und hungernden Menschen. In Kassala haben in den letzten Wochen mehr als 6.000 Menschen Lebensmittelhilfe erhalten, darunter Sorghum, Speiseöl, Salz und Linsen. In Ost-Darfur hat CARE 1.303 Kinder mit Nahrungsmittelrationen versorgt. Trotz all dieser Hilfe muss noch viel mehr getan werden, um das Leid zu lindern. Es braucht lebensrettende Nahrungsmittelhilfe für Millionen von Menschen, die kurz vor dem Verhungern stehen. Das humanitäre Hilfsprogramm für den Sudan ist stark unterfinanziert, die Absicherung aber wesentlich, um den wachsenden Bedarf der Menschen zu decken. CARE fordert alle Konfliktparteien auf, die Kämpfe unverzüglich einzustellen und den ungehinderten Zugang für humanitäre Hilfe zu ermöglichen. Gleichzeitig ist die Unterstützung des Gesundheitswesens von entscheidender Bedeutung, da die Versorgung der vertriebenen Bevölkerung kaum gewährleistet ist. Für die Menschen im Sudan ist jeder Tag ein Kampf ums Überleben.
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