Berlin. - Am 18. Dezember 2024 hat das Bundeskabinett die Nationale Strategie zur Biologischen Vielfalt 2030 (NBS 2030) beschlossen. Die vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) eingebrachte Strategie ist eine Aktualisierung der seit 2007 bestehenden Vorgängerversion. Sie bündelt zentrale Handlungsfelder des Naturschutzes und dient der Umsetzung des globalen Biodiversitätsrahmens von Kunming-Montreal sowie der EU-Biodiversitätsstrategie bis 2030. Die NBS 2030 umfasst 64 Ziele in 21 Handlungsfeldern und wird durch einen ersten Aktionsplan mit 250 Maßnahmen bis 2027 konkretisiert.
Die Strategie hebt die Bedeutung des Biodiversitätsschutzes als Querschnittsaufgabe hervor. Neben traditionellen Naturschutzthemen wie Artenschutz und der Wiederherstellung von Ökosystemen behandelt sie auch aktuelle Herausforderungen wie Stadtnatur, Klimawandel und den Ausbau erneuerbarer Energien. Ein zentraler Aspekt ist die Einbindung von Bund, Ländern, Kommunen und der Zivilgesellschaft über Dialog- und Stakeholderprozesse.
Reaktionen aus der Naturschutzperspektive
Florian Schöne, Geschäftsführer des Deutschen Naturschutzrings (DNR), begrüßte die Verabschiedung als bedeutenden Fortschritt: „Naturschutz ist eine ressortübergreifende Aufgabe, die zukünftigen Krisen vorbeugt, uns Menschen schützt und daher keinen Aufschub duldet.“ Er appellierte zugleich an politische Akteure, die Umsetzung der NBS 2030 über Legislaturperioden hinweg entschlossen voranzutreiben, da die Strategie einen Beitrag zum Erhalt der Lebensgrundlagen sowie zur langfristigen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Stabilität leisten könne.
Ausblick auf die Umsetzung
Mit der NBS 2030 kommt Deutschland seinen internationalen Verpflichtungen nach und legt einen umfassenden Plan für den Schutz der Biodiversität vor. Die Wirksamkeit der Strategie wird maßgeblich davon abhängen, ob die geplanten Maßnahmen rechtzeitig umgesetzt und mit den notwendigen finanziellen Mitteln ausgestattet werden.
Die Zwischenbilanz im Jahr 2027 wird erste Einblicke in den Fortschritt der Umsetzung geben und soll als Grundlage für die Fortführung bis 2030 dienen. Die Strategie bietet eine solide Grundlage für den Biodiversitätsschutz in Deutschland, deren Erfolg an der konkreten Umsetzung und Zusammenarbeit aller Beteiligten gemessen werden wird.
Auswirkungen auf die deutsche Entwicklungspolitik
Die neue Biodiversitätsstrategie könnte auch wesentliche Impulse für die deutsche Entwicklungspolitik setzen:
1. Internationale Verpflichtungen als Antrieb für globale Maßnahmen
Mit der NBS 2030 erfüllt Deutschland seine internationalen Verpflichtungen im Rahmen des globalen Biodiversitätsrahmens. Diese Initiative könnte dazu beitragen, Aktivitäten anderer Regierungen weltweit zu befeuern, insbesondere nach dem ernüchternden Verlauf der 16. Vertragsstaatenkonferenz (COP16) des Übereinkommens über die biologische Vielfalt (CBD) in Cali, Kolumbien. Der schwierige Dialog zwischen Industrie- und Entwicklungsländern könnte durch Deutschlands Engagement wiederbelebt und gestärkt werden.
2. Integration von Biodiversität in Entwicklungsprogramme
Die Strategie bietet Potenzial, den Schutz der biologischen Vielfalt stärker in Projekte der Entwicklungszusammenarbeit zu integrieren. Maßnahmen wie die Wiederherstellung von Ökosystemen oder der Schutz indigener Arten könnten Teil von Programmen in den Bereichen nachhaltige Landwirtschaft, Wasserressourcenmanagement oder Klimaanpassung werden. Dadurch könnten sowohl lokale Lebensgrundlagen gesichert als auch globale Ziele wie der Schutz von Biodiversitäts-Hotspots gefördert werden.
3. Finanzielle Unterstützung und Wissenstransfer
Die Umsetzung der Strategie könnte auch den Wissenstransfer und die finanzielle Unterstützung für Entwicklungsländer verstärken. Initiativen wie der „Loss and Damage“-Fonds oder das Global Environment Facility (GEF) könnten durch Deutschlands Engagement weiter gestärkt werden. Zudem könnte die Ausbildung und Vernetzung von Fachkräften aus Entwicklungsländern gefördert werden, um Biodiversitätsmaßnahmen vor Ort zu unterstützen und innovative Ansätze wie Nature-based Solutions global zu verbreiten.
Quelle: www.bmuv.de