
Die Kooperation mit CP1 gehe aus einem Versicherungszertifikat hervor, das das Rainforest Action Network (RAN), eine US-Partnerorganisation von urgewald, über eine Informationsfreiheits-Anfrage in den USA erhalten habe, teilte urgewald am Mittwoch mit.
In der urgewald-Mitteilung heißt es: «Das Terminal Calcasieu Pass liegt im Südwesten des Bundesstaats Louisiana und ist in Besitz des US-Konzerns Venture Global – dem Konzern, der laut urgewald-Recherchen weltweit am stärksten im Bereich LNG-Terminals expandiert. Pläne, denen der neue US-Präsident Donald Trump gerne weiteren Schub geben möchte.»
Das Terminal ist vor Ort hochumstritten, vor allem durch seine schädlichen Auswirkungen auf lokale Fischergemeinden. Der Betreiber wendet laut Recherchen von UmweltaktivistInnen immer wieder das gesundheits- und klimaschädliche Abfackeln („Flaring“) von fossilem Gas bei der LNG-Produktion an.
Weitere Dokumente zeigen laut urgewald, dass die Rolle der Allianz mit der Bereitstellung der Versicherung nicht endet. Die Allianz-Investmenttochter PIMCO halte einen Anteil von rund 15,5 % an Venture Global und profitierte laut Medienberichten daher auch vom jüngsten Börsengang des Konzerns.
«All dies bestätigt die Kritik des NGO-Netzwerks Insure Our Future an den fehlenden Klimarichtlinien von Allianz und Munich Re für Geschäfte mit Öl- und Gasinfrastruktur», erklärte urgewald. «Zum Vergleich: Ihre italienische Konkurrentin Generali schließt einen Großteil solcher Geschäfte seit kurzem aus.»
Regine Richter, Versicherungsexpertin bei urgewald, kommentierte: «Sowohl die Allianz als auch Munich Re behaupten, Vorreiterinnen beim Klimaschutz zu sein. Mit ihrer Beteiligung an der Absicherung dieses Terminals untergraben sie diesen Anspruch. Sie sind sich sehr bewusst, welche schwerwiegenden Probleme die Exportterminals mit sich bringen. Es ist höchste Zeit, dass sie auch in diesem Geschäftsfeld Verantwortung übernehmen und aussteigen. Ohne Versicherung kein LNG-Terminal, so einfach ist die Rechnung.»
John Allaire, ehemaliger Umweltmanager in der Öl- und Gasindustrie, der in der Nähe der Anlagen von Venture Global lebt, sagte: »Als Einwohner Südwest-Louisianas, der direkt von diesen LNG-Anlagen betroffen ist, finde ich es unverantwortlich, dass Versicherer weiterhin mit diesen massiven CO2-Emittenten Geschäfte machen. Besonders verheerend ist die Tatsache, dass dieselben Versicherer sich gleichzeitig weigern, die Hausbesitzer und Gemeinden vor Ort abzusichern, welche den Folgen des Klimawandels besonders stark ausgesetzt sind.»
Neben Allianz und Great Lakes Insurance gehören der RAN/urgewald-Recherche zufolge unter anderem auch die Anbieter Chubb, AIG, Swiss Re, AXA, Tokio Marine und Sompo zu den Versicherern von CP1. Wie die jüngste «Insurance Scorecard» des NGO-Netzwerks Insure Our Future zeige, hätten alle Klimarichtlinien eingeführt, die eine Absicherung fossiler Brennstoffe zurückfahren sollen. Recherchen für den NGO-Bericht https://insure-our-future.com/wp-content/uploads/2024/12/IoF-Scorecard-2024.pdf hätten ergeben, «dass die untersuchten Versicherer im Jahr 2023 insgesamt 11,3 Milliarden US-Dollar an Prämien im Sektor fossile Brennstoffe eingenommen haben, während sie fast genauso viel, 10,6 Milliarden US-Dollar, für die Schadensbegleichung im Zuge von Klima-bedingten Wetterextremen auszahlen mussten».
Die LNG-Exportterminals von Venture Global beschleunigen die Klimakrise und schaden der lokalen Umwelt. Der Bau des Terminals in Südost-Louisiana Plaquemines LNG werde zudem mit verstärkter Wasserknappheit in Zusammenhang gebracht. Venture Global bemühe sich derzeit außerdem um Genehmigungen und Geldgeber für zwei weitere neue LNG-Exportanlagen, die stark umstrittenen Terminals CP2 und Delta LNG.
Der jüngste World Energy Outlook der Internationalen Energieagentur (IEA) ergab, dass solche neue fossile Infrastruktur nicht mit der notwendigen globalen Energiewende vereinbar ist. Ein weiterer Anstieg der LNG-Kapazitäten werde absehbar zu einem globalen Überangebot führen bzw. das Überangebot verstärken. In der Europäischen Union lag die durchschnittliche Nutzungsrate bestehender LNG-Importterminals im Jahr 2023 bei unter 60 %.
Quelle: www.urgewald.org