Die Studie unter dem Titel "Pacific Island Mangroves in a Changing Climate and Rising Sea" weist nach, welch große Bedeutung der globale Klimawandel auf die Mangroven der pazifischen Region hat. Achim Steiner, der neue UNEP-Exekutivdirektor, äußerte aus Anlass der Präsentation der Studie im Juli 2006: "Es gibt viele zwingende Gründe, den Klimawandel zu bekämpfen - die Bedrohung der Mangroven in der pazifischen Region ... ist ein weiterer Grund zu handeln. Industrialisierte Länder müssen ihre Verpflichtungen aus dem Kioto-Protokoll, der internationalen Vereinbarung über die Reduzierung der Emissionen, erfüllen als erster Schritt auf dem Weg zu noch stärkeren Reduzierungen, um die Atmosphäre zu stabilisieren."
Die Mangroven-Studie entstand in Zusammenarbeit von UNEP und zwei regionalen Umweltschutzorganisationen im pazifischen Raum. Sie stellt im Detail dar, welche Funktionen die Mangroven für die Ökosysteme pazifischer Inseln und ebenso für die lokale Ökonomie haben. So ist zu befürchten, dass eine weitere Zerstörung der Mangrovenwälder zu einer drastischen Reduzierung der Fischbestände und Fänge führen wird. Auch verlieren die Einheimischen traditionelle Formen der Nutzung von Pflanzen der Mangrovenwälder für die Herstellung von Netzen, Matten, traditioneller Medizin, Bauholz und vieler anderer für die Menschen und ihre Kultur wichtiger Güter.
Ihr großer ökologischer Wert zeigt sich darin, dass zwar nur 3% der weltweit vorhandenen Mangroven im südpazifischen Raum wachsen, die Mangrovenwälder von Papua-Neuguinea aber die artenreichsten der Welt sind. Auch für viele Vogelarten sind die pazifischen Mangroven unverzichtbar. In der Studie wird außerdem dargestellt, dass eine Vernichtung dieser Mangrovenwälder mit einer großen Freisetzung von Kohlendioxid verbunden wäre, was die Klimaveränderungen noch beschleunigen würde.
Höhere Meeresspiegel, steigende Wasser- und Lufttemperaturen und höhere Wellen bei Stürmen gehören zu den Faktoren, die für die Mangroven einen existenzbedrohenden Stress bedeuten. Eine Reaktion ist, dass die Mangroven sich in höher gelegene ausdehnen, wenn dazu Gelegenheit besteht.
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Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben inzwischen nachweisen können, dass es eine enge Verbindung zwischen den Ökosystemen der Mangroven und der Korallenriffe gibt, sodass befürchtet werden muss, dass die Zerstörung der Mangroven direkte negative Auswirkungen auf die Riffe haben wird. Die Zerstörung der schützenden Mangroven und Riffe bedeutete aber, dass die oft nur wenige Meter aus dem Meer ragenden pazifischen Inseln und Atolle der ganzen Wucht der Stürme ausgesetzt wären.
UNEP hält es für dringend erforderlich, alle anderen Belastungsfaktoren zu beseitigen, damit die Mangroven auch unter ungünstigeren klimatischen Verhältnissen überleben können. Eine Erhaltung der Mangroven und eine Wiederherstellung zerstörter Mangrovenwälder sind nur unter aktiver Einbeziehung der lokalen Bevölkerung möglich. Dabei kann an traditionelle Formen der Bewahrung der Umwelt angeknüpft werden. Dies setzt die Bereitschaft voraus, in Teilen von Schutzgebieten eine begrenzte Nutzung durch die lokale Bevölkerung zu akzeptieren. Den Menschen in den Küstengebieten muss deutlich sein, welchen auch wirtschaftlichen Nutzen sie und zukünftige Generationen aus der Erhaltung und Wiederherstellung von Mangrovenwäldern haben. Selbst dann ist der Prozess der Rehabilitierung sehr schwierig, vor allem in Gebieten, wo die Mangroven völlig beseitigt wurden und junge Pflanzen nun keine Möglichkeit mehr haben, im Schutz älterer Pflanzen zu wachsen. Es ist also dringend erforderlich, gemeinsam mit den Regierungen der pazifischen Staaten und der lokalen Bevölkerung alles zu tun, um die bestehenden Mangrovenwälder zu erhalten.
UNEP Bericht Pacific Island Mangroves in a Changing Climate and Rising Sea
Der Autor, epo-Mitarbeiter Frank Kürschner-Pelkmann, ist Herausgeber der Website "Wasser und mehr": www.wasser-und-mehr.de