DarfurGöttingen (epo.de). - Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen soll notfalls auch gegen den Willen der sudanesischen Regierung UN-Blauhelme zum Schutz der Zivilbevölkerung in Darfur stationieren. Das hat die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) am Donnerstag in dringenden Schreiben an die Mitglieder des Sicherheitsrates gefordert. Der Weltsicherheitsrat berät am Montag über den Einsatz von UN-Friedenstruppen in der westsudanesischen Provinz. Die sudanesische Regierung lehnt der Einsatz von UN-Friedenstruppen in Darfur bislang kategorisch ab.

"Seit der Unterzeichnung des Friedensabkommens für Darfur am 5. Mai 2006 hat sich die Lage der Zivilbevölkerung in der Krisenregion dramatisch verschlechtert", begründete GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius die Forderung. "Statt Frieden zu bringen, hat das Abkommen nur Gewalt gesät." Seit Mai hätten 50.000 Menschen fliehen müssen, und 500.000 Notleidende könnten aufgrund der Gewalt nicht mehr versorgt werden, sagte Delius. Auch die Zahl der Vergewaltigungen durch Janjaweed-Milizionäre habe erneut deutlich zugenommen.

"Wenn der Weltsicherheitsrat nicht zum Totengräber Darfurs werden will, ist es endlich Zeit zum Handeln", erklärte Delius. "Nur Resolutionen zu verabschieden, hilft den Zivilisten nicht: Seit 2004 wurden zehn Darfur-Resolutionen verabschiedet, doch der Völkermord und die Vertreibungen gingen weiter. Jetzt muss die internationale Staatengemeinschaft endlich die in dem Friedensabkommen zugesagte Entwaffnung der Milizionäre durchsetzen." Die USA und Großbritannien dringen auf eine schnelle Stationierung von UN-Friedenstruppen vom 1. Oktober 2006 an.

Der Sudan lehnt den Einsatz von UN-Blauhelmsoldaten jedoch weiterhin kategorisch ab. Stattdessen schlug die Regierung in Khartoum vor, 10.500 sudanesische Soldaten zur Verstärkung der bislang mit der Überwachung des Waffenstillstands beauftragten Truppen der Afrikanischen Union nach Darfur zu entsenden.

Dies sei "ein absurder Vorschlag, da sudanesische Soldaten auch in den letzten Wochen gemeinsam mit Janjaweed-Milizionären die Zivilbevölkerung terrorisiert haben", sagte Delius. Allein in der Umgebung des Flüchtlingslagers Kalma seien in den vergangenen fünf Wochen mehr als 200 Frauen im Alter zwischen 13 und 50 Jahren vergewaltigt worden. Mindestens ebenso viele hätten angegeben, bedrängt oder geschlagen worden zu sein. Mehr als 300 Frauen hatten sich daraufhin im Lager versammelt, um einen besseren Schutz zu fordern.
 
 GfbV


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