NMK

Nairobi/Berlin (epo.de). - Das Nationalmuseum in Kenia, das seit Oktober 2005 wegen Renovierungsarbeiten geschlossen ist, soll im Juni 2007 wieder öffnen. Doch schon jetzt ist ein heftiger Streit zwischen konservativen Christen und Wissenschaftlern erbrannt. Eine geplante Ausstellung von Hominiden-Fossilien soll aus dem Museum verbannt werden, fordern die Kirchenmänner. Begründung: Die Behauptung, der Mensch stamme vom Affen ab, verletzte die Gefühle gläubiger Christen. Während Richard Leaky der Kirche den Rat erteilt, sich nicht lächerlich zu machen, versucht das Museum selbst nicht zwischen die Fronten zu geraten.

Die konservativen Christen starteten eine Protestkampgne gegen die vom National Museum of Kenya (NMK) geplante Ausstellung "Die Ursprünge des Menschen". Diese Ausstellung, mit einer der weltweit grössten Sammlung von Hominidenfossilien, stellt nach Meinung der Kirchenoberen eine "Ohrfeige" für die Religion dar.

Die vom NMK geplante Ausstellung soll wichtige Funde der frühen Entwicklungsgeschichte der Menschheit zeigen, die vor allem in der als Wiege der Menschheit betrachteten Region des Rift Valley gemacht worden sind, darunter 1,2 bis 1,7 Millionen Jahre alte Hominidenfossilien, wie das am Turkana-See (im Norden Kenias) entdeckte Skelett eines Jungen. Unter Fachleuten gilt das NMK als das herausragendste Museum Ostafrikas.

Das vor 75 Jahren gegründete Museum wurde im Oktober 2005 wegen Renovierungsarbeiten geschlossen und soll im Juni 2007 wieder öffnen. Die Europaische Union hat die Renovierungsarbeiten wesentlich mitfinanziert.

Für manche Gruppen konservativer Christen ist die Ausstellung unerträglich, weil sie die Evolutionstheorie Charles Darwins (1809-1882) fördere. Deshalb soll die Ausstellung entweder abgesagt oder in Galerien des Museums verlegt werden, die der Öffentlichkeit weniger zugänglich sind. Sie wollen ihre Forderungen durch Pressemitteilungen und Demonstration durchsetzen.

"Wenn Museen erklären, dass der Mensch vom Affen abstammt, dann verletzen sie damit viele Personen, die Christen sind und die glauben, dass Gott uns geschaffen hat", erklärte Bischof Boniface Adoyo gegenüber der Nachrichtenagentur AFP. Der Geistliche ist der Anführer der Protestkampagne und Leiter der offensiven christlichen Bewegung "Christ is the Answer Ministries". Er vertritt nach eigenen Angaben 35 Kirchen mit neun Millionen Gläubigen. Die Evolutionstheorie sei eine "Schande" und gefährlich für Jugendliche, sagte der Bischof. "Wenn Kinder ins Museum gehen, dann fangen sie an zu glauben, wir stammen von Affen ab. Das ist nicht wahr."

Viele der ausgestellten Fossilen wurden in Ostafrika, vor allem um die Binnenseen Victoria und Turkana, von den Paläontologen Louis und Mary Leakey gefunden. Deren Sohn Richard Leakey, selbst Paläoanthropologe und ehemaliger Direktor des Nationalmuseums von Kenia, hat sich sehr besorgt über die Kampagne gezeigt. "Die Kirche macht sich lächerlich" sagte er der AFP. "Die Führer der Kirchen sollten sich lieber auf ihren Glauben konzentrieren." Die Evolutionstheorie werde allgemein akzeptiert.

Die Verantwortlichen des NMK halten sich bislang zurück und wollen offensichtlich nicht zwischen den Fronten dieser Debatte geraten. Sie wollen aber die Ausstellung verteidigen. Der Presse gegenüber bekäftigten sie die Tatsache, dass "die Fossilen den Status Kenias als Wiege der Menschheit bestätigt und zahlreiche Besucher ins Land gelockt haben".

Das Museum versuche "divergierende Ideen und Meinungen zusammenzubringen", sagte der Direktor des Museums, Idle Omar Farah. "Es hat allerdings auch die Verantwortung, alle im Laufe der Zeit gemachten wissenschaftlichen Entdeckungen zu bewahren. "Das schliesst die Einsammlung der Fossilen ein, die den wissenschaftlichen Beweis einer Verbindung zwischen Fossilien grosser Affen, die vor Millionen von Jahren gelebt haben, und dem modernen Menschen liefern", so der Direktor.

Der genaue Standort der Ausstellung innerhalb des Museums ist noch nicht festgelegt, aber die Verantwortlichen des NMK haben die Hoffnung, sie an eine herausragenden Stelle zwischen drei neuen Galerien unterbringen zu können.

Die Debatte zwischen so genannten Kreationisten und Wissenschaftlern ist nicht neu und kocht immer wieder hoch. Im Juni 2005 erbrannte in den USA ein Streit, weil im Nationalmuseum für Naturgeschichte des Smithsonian Institute der Film "The Privileged Planet" gezeigt werden sollte, in dem für die Theorie des "Intelligent Design", einer in den USA verbreiteten Form des Kreationismus, geworben wird. Kreationisten sehen Gott als Lenker hinter allen natürlichen Entwicklungen und lehnen Darwins Evolutionstheorie strikt ab.

[Der Beitrag von Roufaou Oumarou entstammt der Website www.afrika-heute.de. Entwicklungspolitik Online dankt für die Erlaubnis zur Veröffentlichung.]

National Museums of Kenya
Christ is the Answer Ministries (CITAM)
Afrika Heute


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