AHABonn (epo.de). - Auch Entwicklungs- und Schwellenländer sehen sich zunehmend dem Problem der Überalterung der Gesellschaft gegenüber. "Zumeist wird über deren relativ hohes Bevölkerungswachstum gesprochen, doch tatsächlich nimmt in Afrika, Asien und Lateinamerika die Zahl der alten Menschen noch schneller zu als die Zahl der Neugeborenen", sagte der Vorsitzende der Organisation "AHA - Alle helfen den Alten", Bernd Dreesmann, anlässlich des "Tages des Alters" am 1. Oktober.

Dreesmann, der bis 1991 Generalsekretär der Deutschen Welthungerhilfe war, ist einer der Gründer von AHA. "Die Alterung der Gesellschaft auch in Entwicklungsländern kommt nicht überraschend, denn die Alten von morgen leben ja schon heute" sagte Dressmann.

Ausschlaggebend seien nicht allein die hohen Geburtenraten der 60er und 70er Jahre. Der Trend habe begonnen, als es einer Reihe von Ländern, darunter China und Indien, gelang, die Nahrungsmittelversorgung und die medizinische Versorgung zu verbessern. Es seien heute die Eltern- und sogar die Großeltern der Baby-Boomer, die die Spitze der Alterspyramide bilden, hob Dreesmann hervor. "Eigentlich eine erfreuliche Entwicklung, denn die Menschen erfahren die Ausweitung des Kostbarsten, was wir alle haben, die Verlängerung des Lebens."

Dreesmann wies allerdings auch auf die wirtschaftlichen und sozialen Dimensionen des "Oldie-Booms" hin. "Während die Industrieländer ihren Wohlstand schufen, bevor der Alterungsprozess begann, hat dieser in den Entwicklungsländern eingesetzt, während sie noch mit der Armut kämpfen," zitierte Dreesmann den amerikanischen Bevölkerungsexperte Nicholas Eberstadt.

Da in den meisten Ländern der Dritten Welt nur eine sehr kleine Bevölkerungsgruppe über eine ausreichende Altersversorgung verfüge und die Familien fast immer die Rolle einer "Rentenversicherung" übernehmen müssten, wachse mit der Zahl der Alten zugleich die Gefahr der Verarmung sowohl der älteren als auch der jüngeren Generation. Mit der Versorgung von zwei Altengenerationen seien die jungen Familien in den meisten Fällen überfordert.

"Während sich die Versorgung von Eltern und Großeltern in der Vergangenheit auf durchschnittlich weniger als 10 Jahre erstreckte, ist sie mittlerweile für 15 und mehr Jahre erforderlich," sagte Dreesmann. Diese Problem wachse insbesondere in den Städten, wo mittlerweile mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung lebt. Dort sei zu beobachten, dass sich die traditionell engen Familienbindungen auflösten und inzwischen immer mehr Alte zum Heer der städtischen Armen zählten.

Gegenwärtig sind nach Angaben von AHA weltweit 600 Millionen Menschen älter als 60 Jahre; 400 Millionen leben in den Entwicklungsländern, 200 Millionen in den Industrieländern. In weniger als 20 Jahren werde sich die Zahl der über 60-Jährigen auf 800 Millionen in der Dritten Welt und 400 Millionen in der übrigen Welt verdoppeln. Nach weiteren 25 Jahren werde die Zahl der Alten zwei Milliarden erreichen und 80 Prozent von ihnen werden in Ländern wie Indien und China leben. Die Zahl der "sehr Alten" d.h. der über 80-Jährigen, nehme weltweit am schnellsten zu.

"Es gibt bislang kaum wirksame Sozialprogramme, mit denen Regierungen oder Hilfsorganisationen auf die zunehmenden Problemen der Alten in Entwicklungsländern reagieren würden," sagte Dreesmann. Oft gehe es gar nicht um große finanzielle Mittel, sondern um die Unterstützung von sozialen Strukturen, in die die Alten mit ihren Kenntnissen und Lebenserfahrungen sinnvoll eingebunden werden könnten.

Als Beispiel nannte Dreesmann Großmütter in Afrika, die sich um ihre Enkelkinder kümmern, deren Eltern an HIV/AIDS gestorben sind. Seine Organisation AHA unterstütze derzeit mit geringen Mitteln in indischen Dörfern mobile ärztliche Betreuungsprogramme und in Sri Lanka Augenoperationen für alte Menschen.

? AHA - Alle helfen den Alten


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