Auf den ersten Blick unterscheiden sich die drei neuen Mausmaki-Arten, die die Namen Microcebus bongolavensis, Microcebus danfossi und Microcebus lokobensis tragen, äußerlich kaum von den bereits bekannten Arten, genetisch konnten die Hannoveraner Forscherinnen jedoch Unterschiede auf Artniveau feststellen. Die Verbreitungsgebiete dieser Lemurenarten sind klein und durch breite Flüsse voneinander getrennt. Die geographische Trennung ermöglichte die unterschiedliche Entwicklung der Tiere.
Mausmakis kommen, wie alle Lemuren, ausschließlich auf Madagaskar vor. Sie sind mit einer Körpergröße von etwa zehn Zentimetern und einem zwölf bis 17 Zentimeter langen Schwanz die kleinsten Primaten der Welt. Ihr Gewicht beträgt zwischen 30 und 70 Gramm. Mausmakis sind nachtaktiv und schlafen tagsüber in Blätternestern oder Baumhöhlen. Die auch im Ultraschallbereich kommunizierenden Tiere ernähren sich primär von Früchten, Baumharzen und Insekten.
Gillian Olivieri, eine von Privatdozentin Dr. Ute Radespiel betreute Doktorandin am Institut für Zoologie der Tierärztlichen Hochschule, war mit Unterbrechungen insgesamt 14 Monate im Nordwesten Madagaskars unterwegs, um Daten für ihre Dissertation zu sammeln. In dieser Zeit fuhr sie in 18 verschiedene Waldfragmente und suchte nach Mausmakis, um sie zu vermessen und genetische Proben zu sammeln.
Ihr Projekt ist eingebettet in ein größeres Projekt zur Ausbreitungsgeschichte nachtaktiver Lemuren, das von Privatdozentin Dr. Ute Radespiel und Prof. Dr. Elke Zimmermann, Direktorin des Instituts für Zoologie, geleitet und unter Mitarbeit von zwei madagassischen Wissenschaftlern, Dr. Blanchard Randrianambinina und Dr. Solofonirina Rasoloharijaona, vor Ort durchgeführt wurde.
Neben der Entdeckung der drei neuen Arten geben die Daten Aufschluss über die Besiedlungsgeschichte der Mausmakis auf Madagaskar. Die Forschungsprojekte der Wissenschaftlerinnen wurden von der Deutschen Forschungsgemeinschaft, der Volkswagenstiftung, dem Deutschen Akademischen Austausch Dienst und der Gesellschaft der Freunde der Tierärztlichen Hochschule Hannover unterstützt.