
Bei einer Übereinkunft der beiden großen Wirtschaftsmächte drohe im Gegenzug auch im Süden mehr Marktöffnung für Agrarprodukte, so Callenius. "Davon werden lediglich Großbetriebe mit einer industriellen landwirtschaftlichen Produktion profitieren. Diese unterbieten die Preise von Kleinbauern und entziehen ihnen den Zugang zu den Märkten und somit die Lebensgrundlage."
Am WTO-Sitz in Genf und in den Hauptstädten der großen WTO-Mitgliedsstaaten laufen seit Jahresanfang intensive Bemühungen, um die im Juni 2006 unterbrochenen Welthandelsgespräche doch noch mit einem Ergebnis abschließen zu können. EU-Handelskommissar Peter Mandelson sprach von einem Zeitfenster bis etwa Ostern. Falls es bis dahin keine substantiellen Ergebnisse gebe, könne eine Einigung erst wieder 2009 nach den US-Präsidentschaftswahlen gesucht werden.
Alexis Passadakis, Handelsexperte von Gerechtigkeit jetzt!, befürchtet die Fortführung einer Handelspolitik, die keine Rücksicht auf die Belange der kleinen Staaten sowie die Armen nimmt: "Trotz weltweiter Proteste verfolgen die EU und die USA weiterhin eine aggressive Agenda in der WTO. Für viele Entwicklungsländer, aber auch für Beschäftigte im Norden, kann ein Abschluss der Doha-Runde verheerende Konsequenzen haben. Die von der EU und USA geforderte weitere Liberalisierung beim Handel mit Dienstleistungen und Industriegütern hätte insbesondere im Süden verheerende Konsequenzen, denn eine drastische Zunahme internationaler Standortkonkurrenz wäre die Folge. Gerechtigkeit jetzt! fordert daher statt einer Fortführung der Doha-Runde einen sozialen und ökologischen Paradigmenwechsel in der Welthandelspolitik."
Gerechtigkeit jetzt! ist ein Bündnis von 34 deutschen Nichtregierungsorganisationen, die sich für einen Welthandel mit sozialen und ökologischen Regeln einsetzt.