BEHAachen (epo.de). - An der Ostküste Sri Lankas bahnt sich nach den Erkenntnissen von Hilfsorganisationen eine humanitäre Katastrophe an. Zehntausende von Menschen befänden sich dort auf der Flucht vor dem eskalierenden Bürgerkrieg, berichtete das "Bündnis Entwicklung hilft", ein Zusammenschluss der Hilfswerke Brot für die Welt, Deutsche Welthungerhilfe, medico international, MISEREOR und terre des hommes. Die Kämpfe zwischen der srilankischen Armee, den Rebellen der LTTE und der von ihnen abgespaltenen Karuna-Gruppe seien außer Kontrolle geraten.

Fast 160.000 Menschen suchen seit zwei Wochen in der Stadt Batticaloa Schutz. Mehr als die Hälfte von ihnen campieren nach Angaben der Hilfswerke auf Straßen, Plätzen oder freiem Feld. Viele hungern und haben keine medizinische Versorgung. "Die internationale Gemeinschaft muss endlich etwas gegen diese absehbare Katastrophe unternehmen und Druck auf die Regierung Sri Lankas ausüben", forderte der Südasien-Koordinator von medico international, Thomas Seibert, im Namen des Bündnisses.

Nach wie vor treibe die Armee ganze Gruppen von Flüchtlingen gegen ihren Willen ins Kampfgebiet zurück. Dort seien sie durch das Geschützfeuer der Kriegsparteien bedroht und liefen Gefahr, in Minenfelder zu geraten, so die Hilfsorganisationen. Zugleich würden die Flüchtlinge, aber auch die Einwohner Batticaloas, immer häufiger von Paramilitärs der Karuna-Gruppe überfallen, "die plündernd durch die Straßen ziehen und nachts Jagd auf schutzlose Frauen machen". Die von der LTTE abgespaltenen und jetzt mit der Armee verbündeten Paramilitärs seien offenbar außer Kontrolle geraten; im Streit um Beutegut kämpften sie mittlerweile sogar untereinander. Die Karuna-Gruppe rekrutiere auch zwangsweise Kinder.

HILFSORGANISATIONEN SYSTEMATISCH BEHINDERT

"Während Armee und zivile Regierungsstellen sich selbst kaum um die Flüchtlinge kümmern, behindern sie gleichzeitig die vor Ort tätigen Hilfsorganisationen", kritisierte Seibert. Diese würden mittlerweile ebenfalls von den Karuna-Rebellen überfallen. Durch die Sperrung mehrerer Zufahrtsstraßen sei es nahezu unmöglich geworden, dringend benötigte Hilfsgüter in die Region zu bringen.

Zehntausende Flüchtlinge werden nur von der selbst Not leidenden Zivilbevölkerung Batticaloas versorgt. Katastrophal ist nach den Erkenntnisses des Bündnisses vor allem die hygienische Situation, weil die Menschen gezwungen sind, ihre Notdurft auf offener Straße zu verrichten. In der Folge außergewöhnlich heftiger Regenfälle breiten sich Durchfall-, Erkältungs- und Fiebererkrankungen epidemisch aus.

Ohne massiven internationalen Druck würden die Bürgerkriegsparteien ihre Verhandlungen nicht wieder aufnehmen, fürchten die Hilfswerke. Die Verantwortung für die aktuelle Eskalation liege vor allem bei der Regierung in Colombo. Das "Bündnis Entwicklung hilft" forderte die deutsche Bundesregierung und den Bundestag auf, gemeinsam mit der Europäischen Union den Druck auf Colombo zu erhöhen. "Es ist nicht nur menschlicher, sondern auch ökonomischer, jetzt zu handeln, anstatt hinterher die Opfer zu beklagen und zu versorgen", mahnte Seibert.

Die srilankischen Partner des Bündnisses sind seit Jahren mit einer Vielzahl von Hilfs- und Entwicklungsprojekten in den Bürgerkriegsgebieten aktiv und unterstützen aktuell die Entsendung mobiler Kliniken zur medizinischen Versorgung der Flüchtlinge in Batticaloa.

 www.entwicklung-hilft.de


Back to Top

Wir nutzen ausschließlich technisch notwendige Cookies auf unserer Website.