Kongo StudieBrüssel (epo.de). - Internationale Holzkonzerne verursachen in der Demokratischen Republik Kongo in großem Umfang soziales Chaos und ökologische Verwüstung. Zu diesem Schluss kommt eine Studie der Umweltorganisation Greenpeace, die jetzt in Brüssel veröffentlicht worden ist. Die Studie "Carving up the Congo" beweist Greenpeace zufolge auch, "dass die bisherigen Bemühungen der Weltbank, die Armut durch Unterstützung der Holzindustrie zu bekämpfen, gescheitert sind".

Rund zwei Drittel der Reste der unberührten Urwälder Afrikas  liegen nach Angaben von Greenpeace in der Demokratischen Republik Kongo. Millionen Menschen seien zum Überleben auf diese Wälder angewiesen. Doch Unterentwicklung, bewaffnete Konflikte und politische Instabilität prägen das Land. "Die Korruption blüht und die politische Elite ist mit privaten Holzunternehmen (afrikanischen wie auswärtigen) eng verbunden", urteilt Greenpeace.

Im Kongobecken-Regenwald ist nach den Recherchen von Greenpeace der industrielle Holzeinschlag die größte Gefahr. Er breite sich schnell bis in die letzten intakten Regionen aus und bahne so den Weg für die kommerzielle Wilderei. Die industriellen Holzeinschläge seien "reine Rohstoffausbeutung, nach dem Motto: Nimm das Beste und lass den Rest liegen".

Zusätzlich arbeiten die Holzunternehmen der Studie zufolge oft ohne einen Ansatz von Management und Planung. Diese rücksichtslosen Abholzungsmethoden führten zu sozialen Konflikten mit den lokalen Einwohnern, die kaum oder nur kurzfristig von der Rohstoffausbeutung profitieren. Die Gemeinden vor Ort würden ihrer Ressourcen beraubt und die Wenigsten profitierten von der Holzindustrie.

"Die Weltbank hat es in den letzten Jahrzehnten nicht geschafft, die Situation zu verbessen," erklärte Denise Völker, Waldexpertin bei Greenpeace. "Die Menschen und die Natur werden verkauft und verraten."

40 Millionen Menschen seien existenziell auf die Regenwälder im Kongobecken angewiesen, doch die sozialen Probleme erinnerten an den Kolonialismus des 19. Jahrhunderts, so Greenpeace: Im Tausch gegen ein neues Fahrrad seien mehrere 10.000 Hektar Wald zu bekommen. Die Firmen zerstörten die Lebensgrundlagen der Menschen und trügen - entgegen den Annahmen der Weltbank - definitiv nicht zur Armutsbekämpfung bei. Zeugenaussagen und Fahrrad-Verträge liegen Greenpeace vor.

Theoretisch gibt es nach Angaben der Umweltorganisation seit 2002 ein Moratorium auf die Vergabe neuer Einschlagsgenehmigungen. Tatsächlich hätten sich zwischen 2002 und heute die Konzessionsgebiete auf über 21 Millionen Hektar mehr als verdoppelt. Ein großer Teil der verteilten Waldflächen sei besonders wertvolles Naturschutzgebiet, welches für das Überleben der nächsten Verwandten der Menschen wie Bonobos, Schimpansen und Gorillas existenziell sei.

Um diesen Bruch des Moratoriums in Ansätzen zu stoppen, habe die Regierung der Demokratischen Republik Kongo eine Legalitätsüberprüfung aller bestehenden Einschlagstitel begonnen, berichtet Greenpeace. Doch dieses Unterfangen werde von den industriellen Holzfirmen unterwandert. Es sei fraglich, ob die Legalitätsüberprüfung überhaupt einen Effekt haben wird.

Als weltweit zweitgrößter Regenwald beeinflusst der Urwald im Kongobecken auch das globale Klima. Afrika werde zukünftig auch von den Folgen der Klimaänderung besonders stark betroffen sein, so Greenpeace. Kein anderer Kontinent besitze weniger Abwehr- und Puffermechanismen. Der Regenwald des Kongobeckens habe einen starken Einfluss auf die Klimabedingungen und müsse dringend erhalten bleiben.

"Ich kann nicht verstehen, warum die Weltbank nach all den schlechten Erfahrungen mit industriellem Holzeinschlag in Afrika immer noch einzig und allein auf dieses Modell setzt", sagte Völker. "Die Weltbank muss endlich aus den Fehlern der Vergangenheit lernen und die Zerstörung stoppen!"

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