GreenpeaceHamburg (epo.de). - In den nächsten 30 Jahren drohen weltweit 200 Millionen Klimaflüchtlinge, wenn sich der menschengemachte Klimawandel so wie bisher fortsetzt. Das belegt die Studie "Klimaflüchtlinge", die Greenpeace anlässlich des Weltflüchtlingstages vorstellt hat. Schon heute seien mehr als 20 Millionen Menschen auf der Flucht vor den Auswirkungen des Klimawandels, mehr als die Hälfte aller Flüchtlinge weltweit. Besonders betroffen seien unter anderem die Sahel Zone in Afrika, Bangladesh und viele Inseln im Südpazifik.

Aufgrund der globalen Klimaerwärmung verschlechtern sich der Studie zufolge die Lebensbedingungen für Hunderte Millionen Menschen insbesondere in den ärmsten Ländern der Welt so dramatisch, dass sie gezwungen sein werden, ihre Heimat zu verlassen um zu überleben. "Diese erschreckend große Flüchtlingsgruppe wird bisher von der nationalen und internationalen Politik der Industrieländer fast völlig verleugnet", erklärte Andree Böhling, Klima-Experte von Greenpeace. "Angesichts der Schicksale von Millionen Menschen ist diese Ignoranz der Verursacher des Klimawandels ein Skandal."

Überall dort, wo die Armut groß und die Anpassungsfähigkeit gering sei, werde die Klimaveränderung wie ein Katalysator den Wassermangel, Hunger, die Destabilisierung und gewalttätige Konflikte noch verschärfen. Aufgrund des steigenden Meeresspiegels und der zunehmenden Überschwemmungen drohten ganze Landstriche und Staaten dauerhaft in den Wassermassen zu versinken.

"Das Thema Klimaflüchtlinge weist in unerträglicher Form auf eine doppelte Ungerechtigkeit hin", sagte Böhling. "Während die Ärmsten dieser Welt, die an der Klimaveränderung unschuldig sind, als Erste heftig durch die Erwärmung getroffen werden, verleugnen die Industriestaaten als Hauptverursacher bisher die Existenz der Klimaflüchtlinge und schotten sich mit geltendem Flüchtlingsrecht dagegen ab." Klima- oder Umweltflüchtlinge fänden bisher im deutschen, europäischen und internationalen Flüchtlingsrecht keine Anerkennung. Selbst das weltweit zuständige UN-Flüchtlingskommissariat kenne den Status "Klimaflüchtling" nicht.

Die Greenpeace-Studie macht deutlich, wie dringend Maßnahmen für den weltweiten Klimaschutz sind. Greenpeace forderte Bundeskanzlerin Merkel daher dringend auf, ein nationales Klimaschutzziel von minus 40 Prozent Treibhausgase bis 2020 gegenüber 1990 verbindlich festzulegen. Allerdings könnten selbst sofortige Maßnahmen das Ausmaß der Flüchtlingsströme nur noch begrenzen, diese nicht aber verhindern.

"Auch die Bundesregierung muss sich endlich dem Thema Klimaflüchtlinge stellen. Deutschland muss Verantwortung übernehmen und den betroffenen Staaten finanzielle Hilfe sowie den Menschen auf der Flucht Asyl zukommen lassen", forderte Böhling. "Dazu gehören grundlegende Veränderungen im Migrationsrecht, in der Raumplanung und in der internationalen Zusammenarbeit. Ansonsten werden wir von den Folgekosten und -problemen ebenfalls überschwemmt werden."

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