DiakonieStuttgart (epo.de). - Die Diakonie Katastrophenhilfe ist besorgt über die Gewalt in der westsudanesischen Krisenregion Darfur und im benachbarten Tschad. "Die Zahl der Vertriebenen steigt täglich", erklärte die Direktorin der Organisation, Cornelia Füllkrug-Weitzel, anlässlich der Veröffentlichung des Jahresberichtes 2006 am Dienstag in Stutgart. In der vergangenen Woche seien allein in der südlichen Provinzhauptstadt Nyala 3.000 Kinder, Frauen und Männer angekommen, die vor gewaltsamen Attacken aus ihren Dörfern geflohen waren.

"Viele Menschen sind wiederholt auf der Flucht, insgesamt 2,5 Millionen seit Beginn des Konfliktes", sagte Füllkrug-Weitzel. "Sie sind traumatisiert und haben keine Zukunftsperspektive. Zahlreiche Familien suchen aus Angst vor Überfällen auf ihre Dörfer unter Bäumen in der Umgebung Zuflucht. Sie brauchen dringend Lebensmittel, Wasser und vor allem Schutz vor Angriffen. Den können aber auch Hilfsorganisationen nicht bieten, da sie zunehmend selbst gefährdet sind." Im vergangenen Monat war ein Mitarbeiter von Diakonie Katastrophenhilfe und Caritas international in seinem Fahrzeug getötet worden.

"Die Bundesregierung muss sich für besonnene, von allen Seiten akzeptierte Waffenstillstandsverhandlungen einsetzen", forderte Füllkrug-Weitzel. "Ein Frieden für die zerrüttete Region ist nur möglich, wenn alle am Konflikt beteiligten Gruppierungen ohne Zeitdruck und ohne allzu großes internationales Aufsehen an einen Verhandlungstisch gebracht werden. Markige Anklagen in der Weltöffentlichkeit fördern die Verhandlungsbereitschaft nicht. Gespräche unter Druck haben bereits im vergangenen Jahr zum gegenteiligen Ergebnis, nämlich mehr Gewalt, geführt. Verhandlungen ohne die Beteiligten wie die jüngste Darfur-Konferenz in Paris sind ebenso wenig Erfolg versprechend. Auch wird es nicht ohne Einbeziehung der Nachbarstaaten gehen."

NEUES HILFSPROGRAMM IM TSCHAD

Die Menschen im Nachbarland Tschad leiden ebenfalls zunehmend unter dem Darfur-Konflikt. Gewalttätige Auseinandersetzungen in der Grenzregion zwingen auch sie, ihre Dörfer zu verlassen und in Flüchtlingslagern Schutz zu suchen. "Dort leben sie dicht an dicht unter menschenunwürdigen Bedingungen", so Füllkrug-Weitzel. "Es gibt keine medizinische Versorgung, und wenn jetzt die Regenzeit beginnt, befürchten wir katastrophale Folgen für ihre Gesundheit."

Die Diakonie Katastrophenhilfe plant deshalb, in ihrem weltweiten Verbund ACT (Kirchen helfen gemeinsam) ihre Unterstützung für Vertriebene in die östliche Grenzregion des Nachbarlandes Tschad auszudehnen. Zunächst sollen 35.000 Menschen in den Camps Habile und Ardadib in der Nähe von Koukou versorgt werden.

Seit Herbst 2004 kümmert sich die Diakonie Katastrophenhilfe im internationalen ökumenischen Verbund ACT/Caritas um Vertriebene in Darfur. Lager und Dörfer, die Flüchtlinge aufgenommen haben, wurden mit Latrinen ausgestattet, um die hygienischen Verhältnisse zu verbessern. Im vergangenen Jahr stellte sie dafür mehr als 500.000 Euro zur Verfügung. 2007 sind in Darfur Projekte im Umfang von mehr als 700.000 Euro geplant.

169 PROJEKTE MIT 37,2 MILLIONEN EURO UMGESETZT
 
Insgesamt hat die Diakonie Katastrophenhilfe im zurückliegenden Jahr weltweit 169 Projekte mit einem Umfang von 37,2 Millionen Euro umgesetzt. Im Mittelpunkt standen dem Jahresbericht zufolge der Wiederaufbau in den Tsunami-Gebieten und in der Erdbebenregion von Kaschmir. Das Spendenaufkommen lag bei 9,5 Millionen Euro. "Das ist vor allem darauf zurückzuführen, dass sich im vergangenen Jahr keine große Katastrophe ereignet hat", so Füllkrug-Weitzel. "Dennoch leiden Menschen weltweit unter Krisen und Katastrophen, die nur wenig öffentliche Aufmerksamkeit erfahren. Um hier helfen zu können, sind wir vor allem auf nicht zweckgebundene Spenden angewiesen."

www.diakonie-katastrophenhilfe.de


Back to Top

Wir nutzen ausschließlich technisch notwendige Cookies auf unserer Website.