GfbVGöttingen (epo.de). - Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat davor gewarnt, dass der Bioenergie-Boom in Europa Millionen Ureinwohner in Ländern des Südens in Bedrängnis bringt. Allein in Indonesien und Malaysia seien rund 47 Millionen Angehörige indigener Völker von der geplanten Ausweitung von Ölpalmplantagen betroffen, berichtet die GfbV in ihrem neuen 44seitigen Menschenrechtsreport "Palmöl ist keine Alternative". Der Bericht wurde anlässlich des Internationalen Tages der indigenen Völker am 9. August veröffentlicht.

Indonesien und Malaysia produzierten zusammen 85 Prozent des weltweiten Palmölertrages, so die GfbV. In den kommenden Jahren sollten riesige Waldflächen, in und von denen indigene Völker leben, abgeholzt und durch Brandrodung urbar gemacht werden. Die Ureinwohner würden durch die Palmölplantagen nicht nur ihrer wirtschaftlichen Lebensgrundlage beraubt. Auch ihre Kultur und Identität würden dadurch zerstört. Die GfbV hat die Bundesregierung deshalb davor gewarnt, wie geplant die Verbrennung von Palmöl in Blockheizkraftwerken in der Novelle des Erneuerbare-Energieen-Gesetzes (EEG) im kommenden Herbst weiterhin als finanziell förderungswürdig anzuerkennen.

"Wir fordern, dass es neben Umweltverträglichkeits- auch Sozialverträglichkeitsprüfungen für Plantagen-Projekte gibt. Dann wird deutlich, dass von Nachhaltigkeit bei der Erzeugung von Palmöl keine Rede sein kann", erklärte die GfbV. Für die Ureinwohner sei die Achtung ihrer Landrechte und die Mitsprache bei den Projekten eine Überlebensfrage. Doch der Anbau von Ölpalmen werde meist über die Köpfe der Betroffenen hinweg beschlossen, Proteste gegen den Landraub und die Waldzerstörung würden ignoriert oder gewaltsam niedergeschlagen, zugesicherte Entschädigungen blieben regelmäßig aus.

In Indonesien seien rund 300 Völker von der geplanten Ausweitung der Plantagen betroffen, so die GfbV. Sollte dies Wirklichkeit werden, wären die ausgedehnten Wälder, die zu den größten zusammenhängenden Regenwaldgebieten der Welt gehören, weitgehend vernichtet. Auch in anderen Ländern würden die Rechte indigener Völker durch den Ausbau von Ölpalm-Plantagen verletzt. So seien in Kolumbien indianische Gemeinschaften vertrieben worden, um Land für die Anpflanzung der Palmen zu gewinnen. Aus Burma lägen der GfbV Fälle von Zwangsarbeit bei der Rodung von Flächen für die Palmöl-Produktion vor, und auch in Kambodscha würden indigene Völker dafür verdrängt.

Weltweit gibt es rund 350 bis 400 Millionen Menschen, die einem der etwa 5000 indigenen Völker in 75 Staaten angehören. Zu ihnen zählen die rund 84 Millionen Adivasi in Indien, die Sami im Norden Europas, die Indianer in Nord-, Mittel- und Südamerika, die Aborigines in Australien, die San im südlichen Afrika und viele andere. Der 9. August wurde von den Vereinten Nationen 1994 zum Internationalen Tag der indigenen Völker bestimmt. Zwölf Jahre zuvor hatte sich an diesem Tag zum ersten Mal die UN-Arbeitsgruppe Indigene Bevölkerungen in Genf getroffen. Sie tagte jährlich, bis der neue UN-Menschenrechtsrat sie 2007 trotz internationaler Proteste der Betroffenen und ihrer Unterstützer, unter ihnen die GfbV, abschaffte.

www.gfbv.de


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