Tropenwald in Carajas, Brasilien. Foto: epo ArchivFrankfurt a.M. (epo.de). - Die Umweltstiftung WWF Deutschland hat sich "erleichtert" über den Rückgang der Waldvernichtung im brasilianischen Amazonas-Gebiet gezeigt. Gleichzeitig warnten die Naturschützer jedoch vor einer neuen Rodungswelle aufgrund zahlreicher geplanter Infrastrukturprojekte. Hierzu gehörten der Staudammbau am Rio Madeira und der Bau von Straßen durch den Regenwald.

Aktuelle Zahlen der brasilianischen Regierung dokumentierten derzeit einen Rückgang der Waldvernichtung am Amazonas von deutlich mehr als einem Viertel im Vergleich zum Vorjahr, so der WWF. Die brasilianische Regierung gebe die Entwaldungsrate für den Zeitraum 2005/2006 mit 14.039 Quadratkilometern an. In einer ersten Abschätzung für den Zeitraum 2006/2007 habe ein Rückgang auf rund 9.600 km2 festgestellt werden können.

Trotz dieser positiven Entwicklung halte die Regierung von Präsident Inacio Lula da Silva den traurigen Rekord von 85.000 Quadratkilometern Amazonaswaldvernichtung in ihren ersten vier Regierungsjahren, betonte der WWF. Das entspreche einer Fläche so groß wie Österreich.

"Wir sind erleichtert über diese Atempause am Amazonas, auch wenn wir immer noch den jährlichen Verlust einer Regenwaldfläche halb so groß wie Rheinland-Pfalz zu beklagen haben," sagt Alois Vedder, Kampagnenleiter des WWF Deutschland. "Doch statt die Gunst der Stunde zu nutzen, um die Waldvernichtung baldmöglichst auf Null zu bringen, stellt die Regierung neue Wachstumsprogramme auf, in denen das Thema Umwelt ausschließlich als Hemmnis gesehen wird."

Im vergangenen Monat hatte die brasilianische Regierung grünes Licht für den Staudammbau am längsten Amazonasnebenfluss, dem Rio Madeira, gegeben. Proteste von Umweltschützern, indigenen Bevölkerungsgruppen und der bolivianischen Regierung seien ungehört verhallt, kritisierte der WWF. Außerdem stünden gigantische Straßenbauprogramme mitten durch den Regenwald bevor.

"Hier zeichnet sich ein Generalangriff auf die Amazonasregion ab, dessen Folgen noch gar nicht abzusehen sind," sagte Vedder. Brasilien brauche eine Entwicklung, die die Region und die Lebensgrundlagen der Menschen erhalte. Der Amazonasregenwald sei eine der artenreichsten Regionen der Erde, er speichere so viel Kohlenstoff wie weltweit in 15 Jahren durch fossile Brennstoffe wie Kohle und Öl freigesetzt werde und sei daher ein Klimastabilisator von globaler Bedeutung.

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