MSFBerlin/Nairobi (epo.de). - In der somalischen Hauptstadt Mogadischu und Umgebung hat sich der Zugang zu medizinischer Versorgung in den vergangenen Monaten dramatisch verschlechtert. Nach Schätzungen internationaler Mitarbeiter von Ärzte ohne Grenzen sind heute weniger als 250 der 800 noch im Januar verfügbaren Krankenhausbetten in Betrieb. Drei Viertel des medizinischen Personals haben die Stadt wegen der Gewalt seit Beginn des Jahres verlassen.

Ärzte ohne Grenzen forderte alle Konfliktparteien dringend dazu auf, die medizinische Arbeit nicht weiter zu behindern und Einwohnern und Vertriebenen in und um Mogadischu sicheren Zugang zu medizinischer Versorgung zu gewähren.

"Bombardierungen und Schusswechsel sind in Mogadischu Alltag. Wer medizinische Hilfe braucht, fürchtet sich davor, das Haus zu verlassen. Das Pflegepersonal verlässt die Stadt. Die Krankenhäuser sind entweder ganz geschlossen oder funktionieren kaum noch", sagte Christophe Fournier, internationaler Präsident von Ärzte ohne Grenzen, nach einem Besuch in Mogadischu. "Patienten werden weder bei Krankheit noch in Notfällen behandelt. Der mangelnde Respekt für die Arbeit von Ärzten und für das Recht von Kranken und Verwundeten auf Behandlung ist schockierend und absolut inakzeptabel."

Ärzte ohne Grenzen hat seit Januar in und um Mogadischu rund 60.000 Menschen ambulant versorgt. Doch die Unsicherheit erlaubt es der Organisation nicht, dringend benötigte Hilfsprogramme zur Versorgung der schwersten Fälle einzurichten. "Wir können uns noch immer nicht einmal frei in der Stadt bewegen, um den Bedarf abzuschätzen und die allernötigsten medizinischen Dienste zu leisten", kritisierte Fournier. "Wir möchten mehr tun. Die in der Stadt gebliebenen somalischen Ärzte möchten mehr tun. Doch die Konfliktparteien unternehmen zu wenig, um den Zugang zu medizinischer Pflege sicherzustellen. Das frustriert und empört uns."

Wegen der Gewalt in Mogadischu seien seit Januar Hunderttausende Menschen aus der Stadt geflohen, so Ärzte ohne Grenzen. Viele der Vertriebenen lebten unter äußerst prekären Umständen und erhielten kaum Hilfe. Sie hätten unzureichenden Zugang zu sauberem Trinkwasser und zu Nahrungsmitteln.

Im Juli behandelte Ärzte ohne Grenzen in den Orten Afgooye und Hawa Abdi 1.424 Vertriebenenkinder unter fünf Jahren: knapp 38 Prozent waren akut, 12 Prozent schwer unterernährt. "Das sind Warnzeichen dafür, dass sich die Gesundheitslage ohne massive Aufstockung der Hilfe weiter verschlimmern wird", so Fournier. "Es muss sofort gehandelt werden, um sicherzustellen, dass Kinder, Kranke und Verwundete nicht sterben, weil sie keine medizinische Versorgung erhalten."

Ärzte ohne Grenzen arbeitet seit mehr als 16 Jahren in Zentral- und Südsomalia. In Mogadischu ist die Organisation seit 1994 aktiv. Seit April 2007 hilft sie Vertriebenen in den Regionen Afgooye und Hawa Abdi.

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