HWZBerlin (epo.de). - Entwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD) hat in Berlin den neuen Entwicklungspolitischen Freiwilligendienst "weltwärts" vorgestellt. "Mit weltwärts startet heute ein neues Programm, mit dem wir junge Menschen dabei unterstützen, freiwillig in einem Entwicklungsland zu arbeiten", sagte die Ministerin. "Es gibt viele Projekte, in denen Freiwillige einen wichtigen Beitrag leisten und Menschen in Entwicklungsländern helfen können."

Gleichzeitig erlernten die Freiwilligen dabei Fähigkeiten, die in einer globalisierten Wirtschaft und Gesellschaft dringend gefragt seien: Teamarbeit, interkulturelle Zusammenarbeit und Fremdsprachen, betonte Wieczorek-Zeul. Die Ministerin erklärte, für die Freiwilligen entstünden keine Kosten. "Wir wollen, dass internationales Engagement nicht vom Geldbeutel der Familien abhängt, sondern einem möglichst breiten Kreis junger Menschen offen steht."

"weltwärts" richtet sich nach Angaben des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) an junge Menschen im Alter von 18 bis 28 Jahren, die nach der Schule oder Ausbildung für 6 bis 24 Monate in Entwicklungsländern mitarbeiten wollen. Der Freiwilligendienst soll rund um den Globus möglich sein: Afrika, Asien, Lateinamerika und Osteuropa. Für den Auslandeinsatz erhalten die entsendenden Organisationen 580 Euro pro Person und Monat vom BMZ. Mit diesem Zuschuss werden Unterkunft und Verpflegung, Reisekosten, die fachlich-pädagogische Begleitung vor Ort, Versicherung und ein kleines Taschengeld finanziert.

Das Interesse an dem neuen Dienst ist laut BMZ groß: Bereits nach der Ankündigung des neuen Freiwilligendienstes im Frühjahr hatten sich mehrere Tausend Interessierte beim BMZ gemeldet. Die ersten Entsendungen sind für Anfang 2008 geplant. Mittelfristig sollen mit einem jährlichen Finanzvolumen von 70 Mio. Euro bis zu 10.000 Einsätzplätze pro Jahr ermöglicht werden. Damit ist "weltwärts" laut BMZ das größte Freiwilligenprogramm dieser Art weltweit.

Für den neuen Freiwilligendienst wird keine zentrale Struktur geschaffen. Stattdessen wirken über 200 gemeinnützige Hilfsorganisationen, private Träger und Kommu-nen an der Umsetzung mit. Damit ist der neue entwicklungspolitische Freiwilligendienst eine Gemeinschaftsinitiative des BMZ und der Zivilgesellschaft. Die Träger wählen die Bewerberinnen und Bewerber aus und betreuen sie vor Ort zusammen mit den Aufnahmeorganisationen. Zur Beratung der interessierten jungen Menschen und Träger wurde beim Deutschen Entwicklungsdienst (DED) in Bonn ein weltwärts-Sekretariat eingerichtet. Mit dem Start von "weltwärts" können sich die interessierten jungen Menschen bei den entsprechenden Trägerorganisationen bewerben.

Der Bundesverband entwicklungspolitischer Nichtregierungsorganisationen (VENRO) begrüßte den neuen Freiwilligendienst der Bundesregierung. Das neue Programm gebe jungen Menschen aus Deutschland die Chance zu einem gründlichen Perspektivenwechsel und "eröffnet einen Blick über den Tellerrand", so VENRO-Vorstandsmitglied Monika Duelge. "Das gibt ihnen die Gelegenheit interkulturelle Sensibilität zu erwerben und motiviert dazu, sich anschließend in der entwicklungspolitischen Bildungsarbeit und dem globalen Lernen hierzulande zu engagieren."

Enttäuschend sei es, so Duelge, "dass in dem Programm die Idee der umgekehrten Entsendung von jungen Leuten aus Ländern des Südens nach Deutschland bislang nicht aufgegriffen wurde. Solch ein ambitioniertes, "weltwärts" gewandtes Projekt dürfe nicht in einer Einbahnstraße münden, betonte Duelge.

VENRO kritisiert darüber hinaus, dass die Förderung von entwicklungspolitischen Freiwilligendiensten im Inland nicht vorgesehen ist. Hier werde eine große Chance versäumt, die Auslandsdienste besser mit dem Inlandsengagement zu verknüpfen. VENRO schlägt dazu ein "Sandwich-Konzept" vor: Freiwillige sollten die Möglichkeit haben, vor und nach einem Dienst im Ausland bei einer entwicklungspolitischen Organisation im Inland zu arbeiten.

www.weltwaerts.de
www.venro.org


Back to Top

Wir nutzen ausschließlich technisch notwendige Cookies auf unserer Website.