GermanwatchBonn/Berlin (epo.de). - Anlässlich des G8-Gleneagles-Dialogs in Berlin haben Germanwatch und Oxfam Deutschland die Industrieländer aufgefordert, ihrer doppelten Verantwortung beim Umgang mit dem Klimawandel endlich zu entsprechen: Verringerung der Treibhausgas-Emissionen und Unterstützung der besonders Betroffenen bei der Bewältigung der Folgen, die der Klimawandel verursacht. Die Finanzierung von Anpassungsmaßnahmen ist auch Teil des Gleneagles-Dialogs.

Christoph Bals, Politischer Geschäftsführer von Germanwatch, betonte, dass der Gleaneagles-Dialog eine weitere Möglichkeit auf dem Weg vom G8-Gipfel in Heiligendamm zum UN-Gipfel in Bali sei, um die im Dezember anstehenden UN-Klimaverhandlungen konstruktiv vorzubereiten. "Um einen in großem Maßstab gefährlichen Klimawandel zu vermeiden, brauchen wir ein starkes UN-Abkommen im Anschluss an das Kyoto-Protokoll, das die Begrenzung des Temperaturanstiegs auf unter 2?C gegenüber vorindustriellem Niveau zum Ziel hat. Nur in der UN sitzen die großen Verursacher des Klimawandels am gleichen Tisch wie die besonders betroffenen Länder, die dringender und umfassender Unterstützung bei der Anpassung an die Folgen des Klimawandels bedürfen. Wir brauchen ein sich selbst finanzierendes internationales Klimaschutzsystem. Der Einstieg in die Versteigerung beim Emissionshandel ist hierfür der Anfang."

Die Bedeutung eines rechtlich verbindlichen UN-Abkommens hatten nicht zuletzt die asiatischen Entwicklungsländer bei den APEC-Verhandlungen deutlich gemacht. Das Bestreben der USA und Australiens, einen klimapolitischen Nebenweg mit geringeren Verbindlichkeiten aufzumachen, sei dort von China, Thailand und anderen deutlich zurückgewiesen worden, so Bals. "Es geht um eine internationale Klimapartnerschaft, in der die Industrieländer mit sehr viel weiter gehenden Verpflichtungen zur Reduktion der Treibhausgase vorangehen, während China und Indien in die Dekarbonisierung ihrer Wachstumsstrategie einsteigen."

Dr. Reinhard Hermle, Entwicklungspolitischer Berater von Oxfam Deutschland, verwies darauf, dass der Klimawandel ersten Schätzungen zufolge Zusatzkosten für die Entwicklungsländer in zweistelliger Milliardenhöhe pro Jahr verursacht. "Der Klimawandel verschärft die globale Ungerechtigkeit. Die Länder und Menschen, die am wenigsten dazu beigetragen haben, werden am härtesten davon betroffen und verfügen über die geringsten Mittel, um mit den Folgen fertig werden. Die Industrieländer müssen damit aufhören, Schaden zu verursachen, und sie müssen den armen Ländern bei der Anpassung an die Auswirkungen des Klimawandels helfen. Der Index der Anpassungsfinanzierung von Oxfam macht deutlich, welche Länder aufgrund ihrer Rolle als historische Verursacher des Klimawandels hier eine besondere Verpflichtung haben." An erster Stelle stehen die USA, vor Japan und Deutschland. Die G7-Staaten (ohne Russland) müssten demnach für über 80% der Finanzierung aufkommen. Die bisher geleistete Unterstützung stelle aber nur einen Bruchteil dessen dar, was nötig wäre.

Sven Harmeling, Referent für Klima und Entwicklung bei Germanwatch, stellte eine Germanwatch-Studie zu den Auswirkungen des Klimawandels auf die Millennium-Entwicklungsziele vor. "Es wird immer deutlicher, dass die Erreichung der nahezu von allen Staaten vereinbarten Entwicklungsziele in Bereichen wie der Armutsbekämpfung, der Ernährungssicherung oder Wasserversorgung insbesondere in Afrika massiv in Frage gestellt ist. Die menschengemachte Klima-Destabilisierung ist ein Faktor mit wachsender Bedeutung hierfür." Gleichzeitig verwies er darauf, dass eine nachhaltige, erfolgreiche Armutsbekämpfung eine zentrale Grundlage dafür sei, damit ärmere Menschen auf der Welt sich an die Auswirkungen von Niederschlagsrückgängen oder die Intensivierung von Stürmen und Überschwemmungen anpassen können.

"Genau deshalb ist es so wichtig, dass die G8-Staaten ihre eingegangenen Verpflichtungen zur Erhöhung der Entwicklungshilfe einhalten, aber auch die Mittel aufbringen, die zur Finanzierung von Anpassungsmaßnahmen in den armen Ländern erforderlich sind", sagte Hermle. "Armutsbekämpfung und Anpassungsmaßnahmen dürfen nicht in Konkurrenz zueinander treten. Die Finanzierung von Anpassungsmaßnahmen ist eine zusätzliche Aufgabe, da der Klimawandel eine von den reichen Staaten verursachte Zusatzlast darstellt." Aber auch die Entwicklungsländer stünden in der Verantwortung, diese Mittel "effektiv vor allem dort einzusetzen, wo sie am dringendsten gebraucht werden, bei den Menschen vor Ort".

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