Leipzig (epo.de). - Bereits im 19. Jahrhundert reisten Missionare aus Sachsen ins östliche und südliche Afrika und übten sich dort in der Vermittlung christlicher Werte, in Krankenpflege und im Schuldienst. Ihre Arbeit, ihr Leben und ihre Eindrücke hielten sie in Texten und Fotografien fest und schufen damit einmalige Zeugnisse über die Regionen des heutigen Tansania und Südafrika. Zahlreiche Dokumente und Fotografien sind jetzt in einer Internet-Datenbank abrufbar.

Die Dokumente bilden wertvolle Quellen sowohl für die Erforschung der Geschichte sächsischer Missionsgesellschaften als auch für historische Arbeiten zum östlichen und südlichen Afrika des frühen 20. Jahrhunderts. In verschiedenen Archiven lagernd, ist dieses Material bisher nur wenigen zugänglich gewesen und teilweise von Verfall bedroht. Zwei Projekte des Instituts für Afrikanistik der Universität Leipzig haben sich die systematische Erschließung, Konservierung und Nutzbarmachung von Teilen dieser Bestände zum Ziel gemacht. In digitalisierter Form sind sie nun für einen breiteren Nutzerkreis und die Nachwelt im Internet bzw. auf DVD zugänglich.

Insgesamt über 13.000 Fotografien aus verschiedenen "Missionsfeldern", vor allem Afrika und Asien, sind schon über die von der University of Southern California koordinierten Internet-Datenbank "Internet Mission Photography Archive" (IMPA) zugänglich.

Seit 2003 beteiligt sich das Institut für Afrikanistik an dieser Datenbank, so dass nun über IMPA auch jene knapp 2.800 Fotografien recherchierbar sind, die professionell verfilmt, digitalisiert und unter der Leitung von Prof. Dr. Adam Jones von Studierenden des Instituts bearbeitet wurden. Durch die Metadaten, die nach international vereinbarten Regeln und mithilfe verschiedener Thesauri für jede Fotografie geschrieben wurden, lassen sich die Bilddokumente bequem vom eigenen PC aus recherchieren.

In hoher digitaler Auflösung ist nun folgendes Bildmaterial sächsischer Missionsgesellschaften online abrufbar:

1.081 Fotografien aus den Fotoalben zweier Missionare der Leipziger Mission (Ev.-Luth. Missionswerk Leipzig e.V.), die vor und nach dem 1. Weltkrieg im heutigen Nordost-Tansania (Kilimanjaro, Pare, Meru, Maasai) tätig waren; außerdem kolorierte Postkarten aus der Zeit um 1910;
994 Fotografien der Brüdergemeine (Herrnhut) aus dem heutigen Süd-Tansania (Nyasa);
673 Fotografien der Brüdergemeine aus dem südwestlichen Teil der heutigen Republik Südafrika.

Die Fotografien beschränken sich keineswegs auf den Kontext kirchlicher Arbeit. Sie liefern Aufnahmen von Landschaft, Transportmitteln, Krankenbehandlung, Familienleben und von vielen anderen Aspekten des Lebens im Ost- und Südafrika des beginnenden 20. Jahrhunderts. Im Laufe des Jahres 2008 sollen der Datenbank etwa 25.000 bereits bearbeitete Fotografien der Basler Mission hinzugefügt werden.

Auch in Afrika selbst haben Missionsgesellschaften umfangreiches Material über ihre Tätigkeiten hinterlassen, das allerdings zu einem großen Teil unter wenig günstigen Bedingungen gelagert ist. Mit Mitteln des "Endangered Archives Programme" der British Library (London) konnten 2006 und 2007 zwei Studierende des Instituts für Afrikanistik in Kooperation mit drei tansanischen Kollegen im Archiv der Norddiözese der Evangelisch-Lutherischen Kirche Tansanias die frühesten Aktenbestände der Leipziger Mission digitalisieren und damit für die Forschung sichern. Darunter finden sich Korrespondenzen, Stationsbücher, Kirchenregister und Kassenbücher, die zwischen 1896 und 1930 meist auf Deutsch, teilweise auch auf Kiswahili, Englisch und Kichagga verfasst wurden.

Mithilfe eines A3-Scanners und zweier digitaler Spiegelreflexkameras konnten insgesamt 20.744 Seiten des in der Stadt Moshi vorhandenen Materials reproduziert und auf DVD gespeichert werden. Eine Masterversion der Reproduktionen wurde dem Tansanischen Nationalarchiv in Dar es Salaam überreicht, weitere Kopien sind für Interessierte in Moshi (Evangelical-Lutheran Church of Tanzania, Northern Diocese), London (British Library) und Leipzig (Institut für Afrikanistik) zugänglich.

Das Institut für Afrikanistik strebt eine Fortführung beider Projekte an. Bereits jetzt digitalisieren zwei Studentinnen des Instituts im Rahmen eines Praktikums in Moshi weitere Dokumente der Evangelisch-Lutherischen Kirche. Zugleich bemüht sich das Institut um Möglichkeiten, weitere Teile der Fotobestände der Leipziger Mission zugänglich zu machen. Allein aus Ostafrika sind bereits über 3.500 Fotografien aus der Zeit vor dem 2. Weltkrieg inventarisiert worden. Sie sind es wert, für Experten und Öffentlichkeit erschlossen zu werden.

 www.uni-leipzig.de/~afrika/
(> Forschung / Projekte)


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