GermanwatchBonn (epo.de). - Anlässlich der von den USA initiierten Klimakonferenz der größten Emittentenstaaten in Washington hat die Umwelt- und Entwicklungsorganisation Germanwatch davor gewarnt, nur den Verursachern des Klimawandels politische Aufmerksamkeit zu schenken. Von der EU fordert Germanwatch, schon im Vorfeld der UN-Klimakonferenz im Dezember in Bali gezielt die Verhandlungskapazitäten der besonders verletzlichen Länder zu unterstützen.

"Die Begrenzung des globalen Temperaturanstiegs auf unter zwei Grad Celsius gegenüber dem vorindustriellen Niveau ist zweifelsohne nur mit deutlich weitergehenden, absoluten Reduktionsverpflichtungen der Industrieländer und die starke Erhöhung der CO2-Effizienz der Wachstumsprozesse der Schwellenländer erreichbar", sagte Christoph Bals, Politischer Geschäftsführer. "Es ist eine Frage der globalen Gerechtigkeit, denn vor allem die ärmsten und noch am wenigsten emittierenden Länder der Welt sind von den Folgen betroffen und gleichzeitig weniger in der Lage, mit diesen umzugehen."

Die Existenz vieler kleiner Inselstaaten sei massiv gefährdet, sollte sich der Meeresspiegelanstieg durch Schmelzprozesse in Grönland und der Antarktis weiter beschleunigen. "Genau diese Situation ist auch ein wichtiger Grund dafür, dass wir ein völkerrechtlich verbindliches Abkommen auf UN-Ebene benötigen", so Christoph Bals. "Nur dort sitzen Verursacher und Betroffene des Klimawandels an einem Tisch. Die Verbindlichkeit und die Teilnahme der Betroffenen sind die wesentlichen Unterschiede zur von der US-Regierung initiierten Konferenz der meist emittierenden Staaten, die heute in Washington beginnt."

Germanwatch begrüßte den vor wenigen Tagen gemachten Vorstoß der EU-Kommission zur Gründung einer Allianz mit den gegenüber dem Klimawandel besonders verwundbaren Ländern ("Global Climate Change Alliance"). "Eine solche strategische Allianz ist insbesondere für die anstehenden Verhandlungen zu einem neuen UN-Klimaabkommen in beiderseitigem Interesse", so Sven Harmeling, Referent für Klima und Entwicklung bei Germanwatch. "Die EU will mehr Länder dazu bewegen, das 2-Grad-Limit als Zielmarke zu akzeptieren. Die besonders verletzlichen Länder haben ein existenzielles Interesse daran, damit die Weltgemeinschaft die schlimmsten Folgen des Klimawandels vermeiden kann", so Harmeling. Die deutsche Bundesregierung solle diesen Vorstoß der Kommission aktiv unterstützen.

Mit Blick auf die derzeitigen extremen Überschwemmungen in Afrika verwies Germanwatch darauf, dass viele afrikanische Länder an der Entwicklung von Anpassungsmaßnahmen arbeiten. So hätten derzeit betroffene Länder wie Mali, der Senegal oder der Sudan im Rahmen der UN-Klimapolitik so genannte Nationale Aktionsprogramme zur Anpassung an den Klimawandel (NAPAs) erarbeitet.

"Die Vorsorge gegenüber Wetterkatastrophen wie der jetzigen nimmt dabei häufig eine zentrale Rolle ein", so Harmeling. Die zügige Umsetzung dieser Programme sei allerdings nicht gesichert, da die Industrieländer als Hauptverursacher des Klimawandels bisher noch zu geringe Finanzmittel für die entsprechenden UN-Fonds bereit gestellt hätten. Deutlich erhöhte Anpassungsfinanzierung wird nach Erwartungen von Germanwatch ein Schlüsselthema bei den Verhandlungen der nächsten Jahre werden.

Um die Rolle der besonders betroffenen Länder bis zur Klimakonferenz in Bali zu stärken, sieht Germanwatch zusätzliche Maßnahmen als hilfreich an. "Die Europäischen Entwicklungstage vom 7. bis 9. November in Lissabon sind ein erster Schritt, um die geplante Allianz mit den Zielländern zu beraten", so Sven Harmeling. "Darüber hinaus sollte die EU in den nächsten zwei Monaten zu einer Konferenz der besonders betroffenen Länder einladen und Finanzen für beratende Experten zur Verfügung stellen. Ausreichende Verhandlungskapazitäten sind der Schlüsselfaktor, damit diese Länder in der vielschichtigen UN-Klimapolitik wirksam ihre Stimmen gegen die ewigen Bremser wie Saudi-Arabien erheben können."

Mit finanziellen Zusagen für die Umsetzung der NAPAs und für die Entwicklung einer Absicherung gegen Klimaschäden für afrikanische Kleinbauern könnte die EU nach Auffassung von Germanwatch zudem ein deutliches Signal setzen, dass sie es ernst meint mit einer gemeinsamen Allianz. Allerdings sollten diese Mittel, wie UN-Generalsekretär Ban Ki-Moon am Montag in New York forderte, zusätzlich zu den bestehenden Zusagen einer erhöhten Entwicklungshilfe sein.

Germanwatch will sich in den nächsten Monaten intensiv dafür einsetzen, dass die UN-Klimaverhandlungen zu einem der Klimaherausforderung angemessenen und zugleich fairen wie gerechten Abkommen führen. Bei der UN-Konferenz im Dezember in Bali müsse dafür ein entsprechendes Mandat verabschiedet werden mit dem Ziel, die Verhandlungen bis 2009 abzuschließen. Die stärkere Unterstützung der besonders betroffenen Menschen - etwa in Afrika - bei der Bewältigung der Folgen des Klimawandels sei eine Kernforderung von Germanwatch.

www.germanwatch.org
www.die-klima-allianz.de


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