Mutter und Kind im Sudan. Foto: UNICEFKöln (epo.de). - Jedes Jahr sterben weltweit immer noch schätzungsweise 535.000 Frauen an den Folgen von Schwangerschaft und Geburt - 99 Prozent davon in den Entwicklungsländern. Kurz vor der am 18. Oktober beginnenden Weltkonferenz zur Müttergesundheit in London haben das UN-Kinderhilfswerk UNICEF, die Weltgesundheitsorganisation, der Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen und die Weltbank mangelnde Fortschritte im Kampf gegen die Müttersterblichkeit in den ärmsten Ländern kritisiert.

Zwar sei die Zahl der Todesfälle während Schwangerschaft und Geburt insgesamt gegenüber 576.000 im Jahr 1990 leicht gesunken, so UNICEF. Verbesserungen hätten jedoch fast ausschließlich in Schwellenländern stattgefunden. In den Ländern mit der höchsten Müttersterblichkeit habe es in den vergangenen 15 Jahren praktisch keinen Fortschritt gegeben. Dort lag die Sterblichkeit bei Müttern im Jahr 2005 bei 450 Todesfällen pro 100.000 Geburten - gegenüber neun in den Industrieländern und 51 in den Staaten Osteuropas und der ehemaligen Sowjetunion.

In der so genannten Millenniumserklärung hatten sich die Regierungen 2000 weltweit das Ziel gesetzt, die Müttersterblichkeit gegenüber 1990 um zwei Drittel zu reduzieren. Dieses Ziel wird nach Einschätzung der Organisationen bei dem gegenwärtigen Tempo des Fortschritts nicht erreicht werden.

"Die ärmsten Frauen tragen das höchste Risiko, ihr Leben zu verlieren, wenn sie ein Kind erwarten. Sie könnten gerettet werden, wenn sie Zugang zu einfacher medizinischer Hilfe während der Schwangerschaft und der Geburt bekommen. Mädchen und Frauen müssen vor zu frühen und ungewollten Schwangerschaften bewahrt werden", sagte Heide Simonis, Vorsitzende von UNICEF Deutschland.

In keinem anderen Bereich der Gesundheitsversorgung ist der Gegensatz zwischen arm und reich UNICEF zufolge so groß wie bei der medizinischen Versorgung von werdenden Müttern. So entfallen mehr als die Hälfte aller Todesfälle von Frauen auf die Länder im südlichen Afrika (270.000) - gefolgt von Südasien (188.000). Die Wahrscheinlichkeit, dass ein heute 15 Jahre altes Mädchen an Komplikationen bei Schwangerschaft und Geburt ihr Leben verliert, liegt im südlichen Afrika bei 1 zu 26. In den Industrieländern liegt es bei 1 zu 7.300.

Bei rund 15 Prozent aller Schwangerschaften komme es zu lebensgefährlichen Komplikationen, berichtet UNICEF. Da die meisten Geburten in den Entwicklungsländern zu Hause und ohne Hebammen erfolgen, hänge das Überleben der Frauen davon ab, ob ihre Angehörigen Komplikationen rechtzeitig erkennen. Oft seien aber auch keine Geburtsstationen in der Nähe und es fehle an Transportmöglichkeiten. Viele Familien könnten es sich auch nicht leisten, einen Arzt zu bezahlen.

Die Frauen sterben an Blutungen, Bluthochdruck, Infektionen und Verengungen des Geburtskanals sowie durch chronische Mangelernährung und Eisenmangel. Schätzungsweise 70.000 Mädchen und Frauen sterben nach Untersuchungen des Wissenschaftsmagazins The Lancet jedes Jahr an den Folgen von unsachgemäßen Abtreibungen; Millionen tragen lebenslange Beschwerden oder gesundheitliche Schäden davon.

Wenn eine Mutter stirbt, hat dies weit reichende Folgen für ihre Angehörigen. Untersuchungen zeigen laut UNICEF, dass Kleinkinder, deren Mütter gestorben sind, selbst ein zehnmal so hohes Risiko tragen zu überleben wie ihre Altersgenossen. Oft müssen ältere Töchter die Schule verlassen, um für die Familie zu sorgen. Viele Familien verarmen nach dem Tod der Mutter.

Vom 18. bis 20. Oktober findet in London die Weltkonferenz zur Müttergesundheit statt. 2.000 Experten, Politiker und Gesundheitsfachleute suchen dort nach Wegen, um die Gesundheit von Müttern und Neugeborenen weltweit zu verbessern. Organisiert wird die Konferenz von einem Zusammenschluss verschiedener UN- und Nichtregierungsorganisationen, der Weltbank sowie den Regierungen von England, den Niederlanden, Norwegen und Schweden.

[Foto: Mutter mit ihrem Kind im Sudan, Copyright ? by UNICEF/HQ04-0264/Christine Nesbitt]

www.womendeliver.org
www.unicef.de


Back to Top

Wir nutzen ausschließlich technisch notwendige Cookies auf unserer Website.