Al GoreBerlin (epo.de). - Die Verleihung des Friedensnobelpreises an den Weltklimarat der Vereinten Nationen (IPCC) und an Al Gore (Foto) für ihr Engagement gegen den Klimawandel ist auf breite Zustimmung gestossen. Die deutsche Entwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul erinnerte daran, dass die Entwicklungsländer besonders hart vom Klimawandel betroffen seien. Germanwatch begrüßte, dass das Komitee die Bedeutung der grundlegenden wissenschaftlichen Berichte des IPCC zu den Folgen der Erderwärmung und Gores öffentlichkeitswirksames Engagement gegen den Klimawandel ausgezeichnet habe. Es gab jedoch auch Kritik an der Entscheidung des Nobelkomitees.

"Ich freue mich sehr, dass der Weltklimarat IPCC und Al Gore für Ihren Einsatz gegen den Klimawandel mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet worden sind", sagte Entwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul. "Dazu gratuliere ich von ganzem Herzen. Ihr Einsatz gegen Klimawandel ist ein Engagement für die Belange der Entwicklungsländer. Der Weltklimarat hat mit seinem Bericht zu den Auswirkungen des Klimawandels ganz deutlich gemacht, wie der Klimawandel die Menschen in den Entwicklungsländern besonders hart trifft, denn dort gefährden Dürren und Überschwemmungen die Lebensgrundlagen gerade der ärmsten Bevölkerungsteile. Damit hat der Weltklimarat den Skandal benannt: Die Entwicklungsländer, die bislang kaum zur Erderwärmung beigetragen haben, werden unter den Folgen des von den Industrieländern verursachten Klimawandels am meisten zu leiden haben."

Die Ministerin sagte weiter: "Die Entscheidung des Nobelpreiskomitees unterstreicht erneut ein modernes und aufgeklärtes Friedensverständnis, das gerade heute von besonderer Bedeutung ist."

Die Jury begründete ihre Entscheidung damit, dass die Preisträger das Wissen über den vom Menschen verursachten Klimawandel vergrößert und die Grundlagen dafür geschaffen haben, die Veränderungen zu bekämpfen. "Die neuen IPCC-Berichte haben die wissenschaftliche Grundlage gelegt", sagte Christoph Bals, Politischer Geschäftsführer bei Germanwatch. "Der Klimagipfel in Bali muss nun das Mandat geben, bis 2009 entsprechende ernsthafte Beschlüsse für globalen Klimaschutz verbindlich zu erzielen. Ein gefährlicher Klimawandel kann nur vermieden werden, wenn die Temperatur um deutlich weniger als zwei Grad gegenüber vorindustrieller Zeit steigt. Zugleich hat der IPCC die Notwendigkeit aufgezeigt, die besonders betroffenen Staaten bei der Anpassung zu unterstützen",

Der IPCC hatte zwischen 1991 und 2007 vier, den wissenschaftlichen Konsens repräsentierende Berichte zum globalen Klimawandel veröffentlicht. "Ein vergleichbares Netzwerk mit tausenden von Wissenschaftlern aus Industrie- und Schwellenländern zur Qualitätssicherung der wissenschaftlichen Bearbeitung eines so komplexen Problems hat es in der Menschheitsgeschichte noch nie gegeben", erklärte Klaus Milke, Vorstandsvorsitzender von Germanwatch. Der frühere US-Vizepräsident Al Gore habe mit seiner Öffentlichkeitsarbeit zum Klimawandel "in den vergangenen Monaten und Jahren stark dazu beigetragen, das Bewusstsein über die Notwendigkeit ernsthaften Klimaschutzes in der ganzen Welt zu schärfen."

"Das ist ein Riesensignal, das genau zur richtigen Zeit kommt", erklärte Regine Günther, Klimaschutzexpertin der Umweltstiftung WWF. "Wir sind glücklich, dass die entschlossene Aufklärung über den menschgemachten Klimawandel, die der UN-Klimarat und Al Gore weltweit bei den Menschen und an den Schaltstellen der politischen und wirtschaftlichen Macht leisten, mit dem Friedensnobelpreis gewürdigt wird."

Der WWF hofft, dass der diesjährige Friedensnobelpreis den Staaten noch einmal vor Augen führt, was auf dem Spiel steht. "Auf der nächsten UN-Klimakonferenz auf Bali im Dezember können die Regierungen mit Taten zeigen, dass sie die Dringlichkeit zum Handeln verstanden haben. Jeder Staat muss seinen angemessenen Beitrag zur Bekämpfung des Klimawandels erbringen", sagte Günther.

Nach Ansicht der Hamburger Umweltorganisation Rettet den Regenwald (RdR) ist die Verleihung des Friedensnobelpreises an Al Gore hingegen "eine krasse Fehlentscheidung".  "Vordergründig kämpft er für den Klimaschutz, aber mit seinem Engagement für Agrarenergie stiftet er weltweit Unfrieden für Millionen Menschen auf der Südhalbkugel",  sagte der RdR-Vorsitzende Reinhard Behrend. Schon Anfang des Jahres hätten zahlreiche Umwelt- und Menschenrechtsgruppen etwa aus Argentinien und Südafrika Al Gore auf die zerstörerischen Folgen von Agrarenergie für das Klima, die Wälder, die Artenvielfalt und die Welternährung hingewiesen.

Der frisch gekürte Friedensnobelpreisträger sei einer der Starredner auf dem Kongress für "World Biofuels Markets" in Brüssel im März 2007 und zwei Monate später auf dem "First Biofuels Congress" in Argentinien gewesen, kritisierte Behrend. Dort hatten Umwelt- und Menschenrechtsgruppen Al Gore im Vorfeld als "neuen Kolonialherren und Protagonisten für Globalisierung" bezeichnet. Zahlreiche namhafte Wissenschaftler hätten inzwischen vor den katastrophalen Folgen des Agrarenergie-Booms gewarnt.

Der Preis ist mit rund 1,1 Millionen Euro dotiert und wird traditionell am 10. Dezember in Oslo überreicht.

www.bmz.de
www.germanwatch.org
www.wwf.de
www.regenwald.org


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