Bonn (epo.de). - Kinder und Erwachsene mit Behinderung in Entwicklungsländern treffen die extremen Bedingungen humanitärer Notlagen auf Grund zahlreicher Barrieren besonders hart. Eine Allianz entwicklungspolitischer Organisationen hat im Rahmen der Internationalen Tagung "Katastrophen betreffen Alle! Menschen mit Behinderung in humanitären Notsituationen" vom 7.-8.11.07 in Bonn deshalb dazu aufgefordert, behinderte Menschen bei allen Nothilfe-Maßnahmen, der Katastrophenvorsorge, aber auch beim Wiederaufbau und in der Entwicklungszusammenarbeit mit zu berücksichtigen.

Die Todesrate während einer akuten Notsituation ist bei Menschen mit Behinderung besonders hoch und Naturkatastrophen wie Überschwemmungen oder Erdbeben hinterlassen wiederum zusätzliche Menschen mit Behinderungen: "Nach dem 56-sekündigen Erdbeben in Pakistan in 2005 haben wir 15.000 Fälle von Amputationen verzeichnen müssen. Von den 756 von im Laufe der Katastrophe erworbenen Fällen von Rückenmarksverletzungen starben allein 150 Personen nach einigen wenigen Monaten auf Grund fehlender medizinischer und psychotherapeutischer Behandlung. Dies ist die eigentliche Katastrophe!", sagte Muhammad Shafiq ur Rehman von Milestones, einer Behindertenorganisation in Pakistan.

Shahidul Haque von der Organisation SRPV in Bangladesh, erklärte: "Behinderte Menschen können - mit Unterstützung von internationalen Organisationen - in die Lage versetzt werden, ihre Berücksichtigung schon in der Katastrophenvorsorge sowohl bei den lokalen Behörden, als auch den Hilfsorganisationen einzufordern. Menschen mit Behinderung sind eine wichtige Gruppe und sie dürfen nicht übersehen werden!"

Diese Problematik ist in der im Dezember 2006 von den Vereinten Nationen verabschiedeten und völkerrechtlich verbindlichen Menschenrechts-Charta für Menschen mit Behinderung aufgegriffen worden. Mit dem Artikel 11 enthält diese UN-Konvention einen eigenen Artikel zu humanitären Notlagen. Darin wird zu allen erforderlichen Maßnahmen aufgefordert, "um in Gefahrensituationen, einschließlich bewaffneter Konflikte, humanitärer Notlagen und Naturkatastrophen, den Schutz und die Sicherheit von behinderten Menschen zu gewährleisten".

Val?rie Scherrer von Handicap International Frankreich resümierte: "Auf der Tagung haben wir unsere jeweiligen Erfahrungen und Konzepte aus der humanitären Praxis in Bezug auf die adäquate Berücksichtigung behinderter Menschen austauschen können. Das war uns sehr wichtig. Daher arbeiten wir auch weiterhin gemeinsam an einer 'Bonner Erklärung', mit der wir unseren Appell und unsere praktischen Handlungsempfehlungen an diejenigen Akteure richten werden, die bislang die Belange von Menschen mit Behinderung noch nicht inklusiv berücksichtigen! Damit wollen wir - gemeinsam mit Vertretern humanitär tätiger Organisationen und behinderten Experten aus den betroffenen Regionen - einen Beitrag zur Umsetzung der UN-Behindertenkonvention leisten!"

Die Veranstalter der Tagung begrüßten das rege Interesse am Themenkomplex seitens der 50 Teilnehmenden und werden in Zukunft verstärkt die internationale Netzwerkarbeit und die Bewusstseinsbildung und Sensibilisierung bei den relevanten Akteuren unterstützen.

www.bezev.de


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