GTZEschborn (epo.de). - Zeitraubende Bürokratie, Zustimmungspflicht des Ehemanns, kein eigenes Bankkonto - das sind Beispiele für die Hürden, die Frauen in Afrika daran hindern, am Wirtschaftsleben teilzunehmen. Auf der internationalen Konferenz "Entwicklung eines besseren Geschäftsumfeldes aus Sicht von Unternehmerinnen" trafen sich jetzt Expertinnen und Experten in Ghana, um dieses Themenfeld zu diskutieren. Die Teilnehmer der Konferenz, die von der Deutschen Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) organisiert worden war, verabschiedeten "Empfehlungen für Geber".

"Die Frauen haben ein enormes Potenzial, die Armut Afrikas zu mindern und wirtschaftliche Entwicklung anzukurbeln. Sie sind fleißig und zuverlässig. Das zeigt sich zum Beispiel in einer Rückzahlungsquote bei Kleinstkrediten von 98 Prozent. Jetzt kommt es darauf an, die zahlreichen politischen Verpflichtungserklärungen zur Stärkung der Frauen in der Wirtschaft, zum Beispiel den G8 Afrika Aktionsplan, endlich in praktische Politik umzusetzen", forderte Christine Brendel, Leiterin des Sektorvorhabens "Gleichberechtigung und Frauenrechte fördern" bei der GTZ.

Fünf Handlungsfelder identifizierten die rund 180 Teilnehmer, darunter erfolgreiche afrikanische Unternehmer und Entwicklungsexperten: Um wettbewerbsfähig zu sein, brauchen die Unternehmerinnen ein Recht auf eigenen Landbesitz, damit sie Kredite bekommen können. Der Hintergrund: In Afrika dominiert das Gewohnheitsrecht. Das führt z.B. in Kenia dazu, dass Frauen, obwohl sie formal gleichberechtigt sind, nur ein Prozent der Landtitel besitzen. Weitere fünf Prozent teilen sich den Besitz mit ihrem Ehemann.

Ähnliches gilt für die meisten afrikanischen Länder, so die GTZ. Frauen brauchten außerdem Zugang zu Banken sowie das Recht, ein eigenes Konto zu eröffnen. Die Verfügbarkeit von Infrastruktur wie Telefon, Internet oder Transportmittel müsse verbessert und auf die Bedürfnisse von Frauen zugeschnitten werden. Die Frauen brauchten das uneingeschränkte Recht, in allen Branchen einen Arbeitsplatz mit angemessener Entlohnung zu bekommen. Zudem müssten Steuergesetze sowie Formalia für Unternehmensgründungen wesentlich vereinfacht werden.

"Frauen haben neben ihrer Arbeit im eigenen Unternehmen oft noch weitreichende Verpflichtungen in der Familie und somit weniger Zeit als Männer. Umständliche Regularien oder eine diskriminierende Behandlung durch Verwaltungsbeamte halten Frauen in Afrika oft davon ab, ein eigenes Unternehmen zu gründen. Die Folge ist, dass sie im informellen Sektor bleiben und sich auf ein Kleingewerbe beschränken. Wird die Entwicklung der Frauen blockiert, hat das negative Folgen für die wirtschaftliche Entwicklung eines ganzen Landes", betonte Christine Brendel.

Die auf der Konferenz beschlossenen Handlungsempfehlungen greifen die Ergebnisse des "Doing Business Report 2008" der Weltbank-Tochter International Financal Corporation (IFC) auf. "Der Bericht stellt eine Reihe von positiven Entwicklungen vor, aus denen sich Erfolgsfaktoren ableiten lassen. Dort, wo die Regularien vereinfacht wurden, sind Frauen erfolgreich", erklärte die GTZ-Gender-Expertin. Zum Beispiel führten Frauen in Ruanda 41 Prozent der kleinen Unternehmen. Im Kongo dagegen, wo die Gründung 13 Verwaltungsakte, 155 Tage und das Fünffache eines jährlichen Durchschnittseinkommens in Anspruch nehme, seien es nur 18 Prozent. In Uganda gründen laut GTZ mittlerweile ein Drittel mehr Frauen als Männer ein Unternehmen. In Mexiko sei das Verfahren für eine Unternehmensgründung von 58 auf 27 Tage verkürzt worden. Der Effekt: Sechs Prozent mehr Gründungen und 2,6 Prozent mehr Beschäftigte.

Der Doing Business Report zeigt, dass die eigentliche Arbeit nach der Verabschiedung von Deklarationen und Gesetzen beginnt, wenn es um die Rechtspraxis geht. "Die Umsetzung von Frauenrechten muss bis ins Detail durchdacht werden, damit nicht, wie in Vietnam geschehen, alte Formulare mit nur einem Namensfeld dazu beitragen, dass Frauen ihre Rechte nicht in Anspruch nehmen. Dies ist nur scheinbar ein Detail. Es zeigt deutlich, wie dominant die traditionellen Rollenbilder häufig immer noch sind", so Christine Brendel. "Unser Ziel ist es, dass die gleichberechtigte Beteiligung beider Geschlechter am Entwicklungsprozess jedes Projekt bestimmen muss. Mit dieser Konferenz haben wir dazu ein Stück beigetragen", so das Fazit der GTZ-Expertin.

? www.gtz.de


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