?rzte ohne GrenzenBerlin (epo.de). - Anlässlich des diesjährigen Welt-Aids-Tages hat Ärzte ohne Grenzen eine Schulkampagne zum Thema gestartet. Die internationale Hilfsorganisation stellte in Berlin den Film "Ich bin immer noch ich - Leben mit HIV/Aids in Südafrika" vor. Er begleitet zwei junge Frauen und Männer, die mit HIV/Aids konfrontiert sind, durch ihren Alltag im Township Khayelitsha. "Wir wollen den Jugendlichen zeigen, dass Aids zwar nicht heilbar, aber behandelbar ist, und dass das Leben auch mit der Krankheit weitergeht", sagte Tankred Stöbe, Präsident der deutschen Sektion von Ärzte ohne Grenzen. Die Hilfsorganisation behandelt mehr als 100.000 HIV/Aids-Patienten in über 30 Ländern weltweit.

Zusammen mit Unterrichtsmaterialien soll der 30-minütige Film von Bettina Borgfeld Jugendlichen ab 15 Jahren vermitteln, wie eine Aids-Behandlung verläuft, was an Aufklärung geleistet werden muss und welche Herausforderungen die Zukunft bringt. Die Filmpremiere wurde begleitet von Schülern der Nelson Mandela School aus Berlin und einem Auftritt der Soulsängerin Joy Denalane. "Ich finde es toll und sehr wichtig, dass Ihr Euch mit dem Thema HIV beschäftigt und etwas dagegen tut. Denn Ihr seid die Zukunft. Und wer kann das weiter geben an die Generationen die noch Folgen, wenn nicht Ihr?", sagte Joy Denalane an die Schüler gerichtet.

Nach den neuesten Zahlen von UNAIDS leben derzeit 33,2 Millionen Menschen mit HIV/Aids, 2,5 Millionen infizierten sich im Jahr 2007 neu. Fast 70 Prozent der Infizierten und Kranken leben in den afrikanischen Ländern südlich der Sahara - so wie die Protagonisten des Films.

Längst nicht alle Menschen, die weltweit eine Behandlung brauchen, erhalten diese. Darüber hinaus drohen Erfolge bei der Therapie der Immunschwächekrankheit in ärmeren Ländern unterlaufen zu werden, weil die Kosten für die Therapie steigen. Aufgrund von Resistenzen und Unverträglichkeiten müssten immer mehr Patienten auf Medikamente der so genannten zweiten Behandlungslinie umgestellt werden, so Ärzte ohne Grenzen. Dies gelte z.B. nach vier Jahren für 17,4 Prozent der Patienten von Ärzte ohne Grenzen im Projekt in Khayelitsha. Gegenüber der ersten Therapielinie bedeute dies in den meisten Fällen jedoch Steigerungen der Kosten auf das neun- bis vierzehnfache. Dies sei für die Patienten nicht bezahlbar und Aids-Programme könnten dadurch in Finanzierungsschwierigkeiten geraten.

Durch die Herstellung von erschwinglichen Nachahmermedikamenten war ein Wettbewerb angekurbelt worden, so dass die Preise für einige Aidsmedikamente der ersten Therapielinie von rund 10.000 US-Dollar auf unter 100 US-Dollar pro Patient und Jahr fielen. Hauptproduzent dieser Generika ist Indien, weil dort bis 2005 keine Produktpatente angemeldet werden konnten. Durch die Anpassung an Welthandelsabkommen laufen dort nun Verfahren zur Patenterteilung für wichtige Aids-Medikamente der zweiten Linie. Werden diese erteilt, ist die Produktion von Nachahmermedikamenten in Gefahr und die Preise werden nicht sinken.

"Die Erfolge der HIV/Aids-Behandlung können nur aufrecht erhalten werden, wenn es gelingt auch für die zweite Therapielinie eine patentfreie, kostengünstige Massenproduktion zu etablieren. Zentral ist, dass in Indien in Zukunft keine Patente für diese Medikamente erlassen werden", sagte Oliver Moldenhauer, Koordinator der Medikamentenkampagne von Ärzte ohne Grenzen in Deutschland.

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